Signale vs. Rauschen am Goldmarkt
19.07.2018 | Jordan Roy-Byrne
In seinem Buch "Nobody Knows Anything" erklärt Bob Moriarty den Unterschied zwischen Signalen und Hintergrundrauschen. Leider fällt ein Großteil der sogenannten Informationen im Goldsektor in die Kategorie des Hintergrundrauschens. Verschwörungstheorien über Marktmanipulationen, künstlich niedrig gehaltene Preise und China sind äußerst populär, während wichtige Faktoren wie die Realzinsen, die Investitionsnachfrage und das Verhältnis zwischen Gold und den Aktienmärkten vernachlässigt werden. Aktuell hat der Goldmarkt einen kritischen Kurseinbruch erlebt, doch in gewissen Kreisen verbreitet sich eine neue Erklärung und Theorie.
Letzte Woche wiesen mich mehrere Leser auf Jim Rickards Ansicht hin, dass China den Goldpreis in Sonderziehungsrechten (SDR), einer Reservewährung des IWF, auf 850-950 SDR festgelegt habe und dies den Kurs des gelben Metalls beeinflusse. Rickards schreibt, dass dieser Preis angesichts des knappen Goldangebots zu niedrig ist, und dass der IWF während der nächsten Finanzkrise Billionen von SDRs drucken wird. Dies sei ein Hinweis darauf, dass China auf Gold und die SDRs setzt, schreibt er. In einem Tweet kündigte er zudem an, dass er auf der Sprott Investment Conference Belege für einen neuen Goldstandard zum Preis von 900 SDR je Unze präsentieren würde.
Erstens ist das Goldangebot nicht knapp. Tatsächlich nimmt es stetig zu, weil Gold im Gegensatz zu anderen Rohstoffen nicht verbraucht wird.
Zweitens wollen wir einen Blick auf den Goldpreis in SDR werfen. Der Chart wurde mir freundlicherweise von Dan Popescu zur Verfügung gestellt. Sicher, der Goldpreis bewegte sich innerhalb der letzten 18 Monate im Bereich von 850-950 SDR/Unze, doch das impliziert keine feste Bindung oder eine Art Preismanagement hinter den Kulissen. Jeder, der die Edelmetallmärkte beobachtet, weiß, dass der Kurs seit vielen Monaten in einer sehr engen Spanne gefangen ist.
Aus technischer Sicht ist der Goldpreis in SDR jedoch nach einer langen, bearishen Konsolidierung nach unten eingebrochen. Dies signalisiert eine Fortsetzung des Abwärtstrends. Ich erwarte einen Test des Tiefs bei 840 SDR und letztlich einen Rückgang in Richtung der Tiefs von 2014-2016, bevor ein Boden gebildet wird.
Der SDR-Chart lässt nicht Gutes erahnen, ebenso wenig wie der nächste Chart:
Betroffen ist nicht nur Gold. Hier sehen Sie den Silberkurs, der unter das Dreiecks-Konsolidierungsmuster gefallen ist:
Wir haben die Gründe für die Probleme des Goldpreises (stabile Realzinsen, steigende Aktienkurse, neue Stärke des US-Dollars) in früheren Artikeln beschrieben und erklärten, was für den Beginn eines neuen Bullenmarktes nötig wäre. Die besten Trader konzentrieren sich allerdings nicht auf das Warum, sondern auf die Preisbewegungen.
Die Botschaft, die der Markt sendet, ist ziemlich eindeutig. Gold und Silber befanden sich in einer engen Handelsspanne, aus der sie nun nach unten ausgebrochen sind. Die Daten zur aktuellen Marktstimmung senden mit Sicherheit bullische Signale, die eine gegen den Trend gerichtete Erholungsrally andeuten (welche womöglich am Mittwoch begonnen hat), aber ich schweife ab.
Die Preisbewegungen, die Fundamentaldaten und das Sentiment sind das, was wir als Signale bezeichnen. Sie beruhen auf Fakten, die überprüft werden können. Sie lassen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu, aber die Daten selbst sind eindeutig.
Die Überzeugung, dass China den Goldpreis an die SDRs bindet oder einen neuen Goldstandard zum Preis von 900 SDR/Unze etablieren will oder den Goldpreis zu gegebener Zeit auf einem höheren Preisniveau neu bewerten wird, sind Hintergrundrauschen. Theorien dieser Art beruhen nicht auf überprüfbaren Informationen. Es handelt sich lediglich um die Meinung eines selbsternannten "Insiders". Wenn sich der neue Abwärtstrend der Goldpreise fortsetzt, dann wird auch der Preis in SDR sinken und die Theorie einer Preisbindung oder eines neuen Goldstandards widerlegen.
Bei allem Respekt, aber wir müssen und auf echte Signale konzentrieren und nicht auf die zahlreichen Verschwörungstheorien, die weder bewiesen noch überprüft werden können, und die den Anlegern nicht helfen, Gewinne zu machen. Sie sind Rauschen. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt der oben genannten Theorie sind die Gold- und Silberpreise aus technischer Sicht eingebrochen und könnten nach einer vorübergehenden Erholungsrally weiter sinken.
© Jordan Roy-Byrne
Dieser Artikel wurde am 19. Juli 2018 auf www.thedailygold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Letzte Woche wiesen mich mehrere Leser auf Jim Rickards Ansicht hin, dass China den Goldpreis in Sonderziehungsrechten (SDR), einer Reservewährung des IWF, auf 850-950 SDR festgelegt habe und dies den Kurs des gelben Metalls beeinflusse. Rickards schreibt, dass dieser Preis angesichts des knappen Goldangebots zu niedrig ist, und dass der IWF während der nächsten Finanzkrise Billionen von SDRs drucken wird. Dies sei ein Hinweis darauf, dass China auf Gold und die SDRs setzt, schreibt er. In einem Tweet kündigte er zudem an, dass er auf der Sprott Investment Conference Belege für einen neuen Goldstandard zum Preis von 900 SDR je Unze präsentieren würde.
Erstens ist das Goldangebot nicht knapp. Tatsächlich nimmt es stetig zu, weil Gold im Gegensatz zu anderen Rohstoffen nicht verbraucht wird.
Zweitens wollen wir einen Blick auf den Goldpreis in SDR werfen. Der Chart wurde mir freundlicherweise von Dan Popescu zur Verfügung gestellt. Sicher, der Goldpreis bewegte sich innerhalb der letzten 18 Monate im Bereich von 850-950 SDR/Unze, doch das impliziert keine feste Bindung oder eine Art Preismanagement hinter den Kulissen. Jeder, der die Edelmetallmärkte beobachtet, weiß, dass der Kurs seit vielen Monaten in einer sehr engen Spanne gefangen ist.
Aus technischer Sicht ist der Goldpreis in SDR jedoch nach einer langen, bearishen Konsolidierung nach unten eingebrochen. Dies signalisiert eine Fortsetzung des Abwärtstrends. Ich erwarte einen Test des Tiefs bei 840 SDR und letztlich einen Rückgang in Richtung der Tiefs von 2014-2016, bevor ein Boden gebildet wird.
Der SDR-Chart lässt nicht Gutes erahnen, ebenso wenig wie der nächste Chart:
Betroffen ist nicht nur Gold. Hier sehen Sie den Silberkurs, der unter das Dreiecks-Konsolidierungsmuster gefallen ist:
Wir haben die Gründe für die Probleme des Goldpreises (stabile Realzinsen, steigende Aktienkurse, neue Stärke des US-Dollars) in früheren Artikeln beschrieben und erklärten, was für den Beginn eines neuen Bullenmarktes nötig wäre. Die besten Trader konzentrieren sich allerdings nicht auf das Warum, sondern auf die Preisbewegungen.
Die Botschaft, die der Markt sendet, ist ziemlich eindeutig. Gold und Silber befanden sich in einer engen Handelsspanne, aus der sie nun nach unten ausgebrochen sind. Die Daten zur aktuellen Marktstimmung senden mit Sicherheit bullische Signale, die eine gegen den Trend gerichtete Erholungsrally andeuten (welche womöglich am Mittwoch begonnen hat), aber ich schweife ab.
Die Preisbewegungen, die Fundamentaldaten und das Sentiment sind das, was wir als Signale bezeichnen. Sie beruhen auf Fakten, die überprüft werden können. Sie lassen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu, aber die Daten selbst sind eindeutig.
Die Überzeugung, dass China den Goldpreis an die SDRs bindet oder einen neuen Goldstandard zum Preis von 900 SDR/Unze etablieren will oder den Goldpreis zu gegebener Zeit auf einem höheren Preisniveau neu bewerten wird, sind Hintergrundrauschen. Theorien dieser Art beruhen nicht auf überprüfbaren Informationen. Es handelt sich lediglich um die Meinung eines selbsternannten "Insiders". Wenn sich der neue Abwärtstrend der Goldpreise fortsetzt, dann wird auch der Preis in SDR sinken und die Theorie einer Preisbindung oder eines neuen Goldstandards widerlegen.
Bei allem Respekt, aber wir müssen und auf echte Signale konzentrieren und nicht auf die zahlreichen Verschwörungstheorien, die weder bewiesen noch überprüft werden können, und die den Anlegern nicht helfen, Gewinne zu machen. Sie sind Rauschen. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt der oben genannten Theorie sind die Gold- und Silberpreise aus technischer Sicht eingebrochen und könnten nach einer vorübergehenden Erholungsrally weiter sinken.
© Jordan Roy-Byrne
Dieser Artikel wurde am 19. Juli 2018 auf www.thedailygold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.