Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Wichtige Faktoren kündigen nächste Goldrally an

25.07.2018  |  Adam Hamilton
- Seite 2 -
Im Juli 2009 entwickelte sich Gold sogar noch schlechter als heute und notierte Anfang des Monats gegenüber Ende Mai 7,0% im Minus. Die Trader waren auch damals überwiegend bearish eingestellt und davon überzeugt, dass es für den Kurs tiefer und tiefer gehen würde. Ich weiß das, weil ich einen umfassenden wöchentlichen Newsletter schreibe, in dem ich jeden Handelstag der letzten 15 Jahre analysiert habe. Die entsprechenden Ausgaben habe ich vor dem Verfassen dieses Artikels zum Vergleich herangezogen.

Statt jedoch einzubrechen, legte der Goldpreis 2009 nach der Kapitulation Anfang Juli deutlich zu. Bis Mitte September stieg er im Rahmen einer starken Herbstrally um 11,9%. Das war mit Sicherheit auch nicht das einzige Mal, bei dem es sich als falsch herausstellte, mitten im Sommer bearish zu sein, wenn alle anderen das auch waren. Die andere gelbe Linie, die im obenstehenden Chart im Juli unter die Unterstützungslinie von -5% fiel, bildet die Kursentwicklung 2002 ab. Auch damals hatte Gold bis Ende Juli 7,0% nachgegeben.

Die Investoren und Spekulanten waren im Jahr 2002 ebenfalls äußerst pessimistisch eingestellt. Sie erwarteten eine Fortsetzung der Abwärtsdynamik und einen Rückgang des Goldkurses unter die Unterstützungslinie, die damals bei 300 $ lag. Doch das gelbe Metall widersetzte sich aller Schwarzmalerei und begann eine starke Rally. Bis Ende September wurden Kursgewinne von 7,5% verzeichnet - eine weitere typische Herbstrally.

All das ist nicht nur längst vergangene Geschichte: Im letzten Jahr ließ sich eine ähnliche Entwicklung beobachten. Im Juli 2017 sank der Goldkurs bis zu 4,4% unter den Schlusskurs vom Mai. Pessimismus und bearishe Prognosen nahmen überhand und fast alle Marktteilnehmer erwarteten weitere Kursverluste. Doch Gold bildete genau an dieser Stellen einen Boden und schoss anschließend bis Anfang September 11,2% nach oben. Die saisonalen Sommertiefs am Goldmarkt sind also kein Grund zur Sorge, sondern gute Kaufgelegenheiten.

Es wäre naiv anzunehmen, dass die sich Verkäufe am Goldmarkt ewig fortsetzen werden. Die kurzfristige Preisentwicklung wird in erster Linie von den Spekulanten am Terminmarkt beeinflusst. Die extreme Hebelwirkung der dort gehandelten Futures gibt diesen Akteuren einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die Kurse.

Doch auch diese Trader können nur eine begrenzte Anzahl an Long-Positionen liquidieren und an Short-Positionen eröffnen, bevor sich die Verkäufe erschöpfen. Ihnen stehen nur beschränkte Kapitalmengen zur Verfügung und wenn sie Goldfutures aggressiv abverkaufen, stoßen sie recht schnell an ihre Grenzen. Die Sommertiefs sind die Folge dieser Sell-offs der Spekulanten am Terminmarkt, welche von Natur aus begrenzt sind. Dieses Jahr stellt da mit Sicherheit keine Ausnahme dar.

Die letzten verfügbaren Daten vom Goldterminmarkt vor Veröffentlichung dieses Beitrags stammen vom 10. Juli, als Gold bei 1.256 $ notierte. Sie spiegeln daher noch nicht die beachtlichen Verkäufe wider, die seitdem stattgefunden haben. An jenem Tag entsprachen die Long- und Short-Positionen der Spekulanten bereits 19% bzw. 81% ihrer Spanne der letzten Jahres. Das bedeutet, dass die zu erwartenden Verkäufe bereits zu 4/5 abgeschlossen waren.

Der Goldkurs lag zu diesem Zeitpunkt nur 3,3% unter seinem Schlussstand vom Mai und damit eindeutig innerhalb der normalen +/-5%-Spanne. Die umfassenden Verkäufe seit diesem Tag haben das noch verbliebene Potential zur Liquidierung von Long-Positionen und zur Eröffnung neuer Short-Positionen wohl aufgebraucht. Die Positionierung der Spekulanten ist damit höchstwahrscheinlich in die Nähe der bearishen Extremwerte ihrer letztjährigen Spanne gerückt. Mit den Verkäufen sollte es also bald vorbei sein.

Zweifellos sind die Spekulanten in Bezug auf Gold derzeit sehr pessimistisch. Wahrscheinlich würden sie gern noch mehr Terminkontrakte verkaufen. Aber sie können keine Long-Positionen abstoßen, die sie nicht besitzen, und die Gesamtmenge des Kapitals, welches sie in der Vergangenheit auf Short-Positionen gesetzt haben, ist begrenzt. Mittels stark gehebelter Futures auf einen Rückgang des Goldpreises zu setzen, ist zudem erstaunlich riskant. Schon eine einzige, relativ starke mehrtägige Rally kann zu katastrophalen Verlusten führen. Die Gruppe der Trader, die bereit sind dieses Risiko einzugehen, ist recht klein. Daher ist sind auch dem eingesetzten Kapital Grenzen gesetzt.

Wenn den Spekulanten am Goldterminmarkt bei den Verkäufen an ihre Grenzen stoßen, bleibt ihnen anschließend nichts anderes übrig, als ihre Positionen einzudecken, indem sie die Kontrakte zurückkaufen. Diese als Short-Covering bekannten Käufe verstärken sich selbst und führen zu signifikanten Kursgewinnen, welche wiederum andere Trader zur Eröffnung neuer Long-Positionen anregen. Die Tiefs der Sommerflaute am Goldmarkt werden genau dann gebildet, wenn die Spekulanten alle Goldfutures verkauft haben, die sie verkaufen konnten. Es ist wahrscheinlich, dass diese Grenze nun erreicht oder zumindest fast erreicht wurde, und dass Gold jetzt einen Boden bildet.

Leider wirkt sich die typische Sommerflaute auf die allgemeine Stimmung am Goldmarkt aus. Die Investoren sehen den Kursrückgang und schließen daraus auf fundamentale Probleme. Sie werden daher ebenfalls bearish und verstärken die schlechte Preisperformance. Die letztlich durch den Terminmarkt ausgelösten Verkäufe der Investoren sind in diesem Sommer ein wichtiger Faktor im Zusammenhang mit dem schwachen Goldkurs.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"