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Bereiten Sie sich auf eine Extrementwertung des chinesischen Yuan vor

30.07.2018  |  James Rickards
Die Nachrichten werden aktuell von atemlosen Schlagzeilen eines neuen Handelskrieges zwischen den USA und China dominiert. Dieser Handelskrieg brodelt jedoch schon seit Jahren unter der Oberfläche und überraschte die Leser meines Newsletter Project Prophesy ganz und gar nicht. Tatsächlich ist dieser neue Handelskrieg nur eine Fortsetzung der Währungskriege, die bereits 2010 begannen.

Ich habe vor mehr als einem Jahr davor gewarnt, dass man Trumps Zolldrohungen ernst nehmen sollte. Doch der Großteil der Wall Street tat die Worte des Präsidenten als bloßes Geschrei ab. Nun haben die Handelskriege wie erwartet begonnen, und vor ihrem Ende werden sie zunächst weiter eskalieren.

Währungskriege brechen in Zeiten von zu vielen Schulden und zu wenig Wachstum aus. Die Wirtschaftsmächte versuchen das Wachstum ihrer Handelspartner zu stehlen, indem sie ihre eigenen Währungen entwerten, um letztlich Exporte zu ermutigen und die Inflation zu importieren.

Aber China kann den Zollkrieg so nicht weiterführen.

Denn das Reich der Mitte importiert lediglich US-Waren im Wert von etwa 150 Milliarden Dollar. Wenn es so weitergeht wie bisher, dann wird es bald nicht genügend Güter geben, auf die man Zölle erheben kann. Trump kann so weitermachen, da die USA deutlich mehr aus China importieren, als das Land bei uns erwirbt.

Aber die Chinesen sind davon besessen, ihr Gesicht zu wahren. Der chinesische Präsident Xi wurde erst vor kurzem faktisch zum Diktator auf Lebenszeit ernannt. Er möchte sein neues diktatorisches Regime nicht damit beginnen, vor Donald Trumps Herausforderung klein beizugeben. Deshalb braucht er eine andere Möglichkeit.

Damit China weiterhin kämpfen kann, wird ein asymmetrischer Lösungsansatz benötigt. Der Handelskrieg muss mit anderen Mittel als Zöllen geführt werden.

China besitzt US-Staatsanleihen im Wert von mehr als 1,2 Billionen Dollar. Einige Analysten meinen, dass China diese Staatsanleihen auf den Weltmärkten verkaufen könne, um so die US-Zinsen steigen zu lassen. Das wird ebenfalls die Hypothekenzinsen in die Höhe treiben, dem US-Immobilienmarkt schaden und die US-Wirtschaft in eine mögliche Rezession treiben. Analysten bezeichnen dies als Chinas "nukleare Option" im Finanzkrieg mit Trump.

Dabei gibt es jedoch ein Problem.

Die nukleare Option ist ein Blindgänger. Wenn China einen Teil seiner US-Staatsanleihen abstößt, würde sich das Land selbst schaden, da jegliche Zinszunahme den Marktwert der Anleihen reduzieren würde, die es noch besitzt.

Ebenfalls gibt es genügend Anleihekäufer, sollte China die US-Treasuries liquidieren. Diese Staatsanleihen würden von amerikanischen Banken oder sogar der Fed selbst gekauft werden. Sollte China eine extreme Form der Anleiheverkäufe verfolgen, könnte der US-Präsident dies durch ein einziges Telefonat mit dem Finanzministerium beenden.

Denn die USA kontrollieren das digitale Bestandsbuch, das den Besitz aller Staatsanleihen erfasst. Wir könnten die chinesischen Anleihekonten einfach einfrieren und dem Sell-off so ein Ende setzen. Also sorgen Sie sich nicht um Chinas möglichen Anleiheverkauf. Das Land hat die US-Anleihen weiterhin am Hals. Es besitzt keinerlei nukleare Option am Staatsanleihemarkt.

Aber wenn man einen Handelskrieg nicht gewinnen kann, dann könnte man stattdessen versuchen, einen Währungskrieg zu gewinnen...

Ich habe gerade erst argumentiert, dass Chinas "nukleare Option" in den Handelskriegen nur ein Blindgänger ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass China in einem Finanzkrieg bereits alle Kugeln verschossen hat. Das Land kann nicht die gleiche Anzahl an Zöllen erheben wie Trump, da es weniger aus den USA importiert, als wir aus China.

China kann seine US-Staatsanleihen nicht "entsorgen", da es genügend Käufer gibt und der Präsident diesen Verkauf durch Einfrieren der chinesischen Konten stoppen könnte, sollten die Dinge am Staatsanleihemarkt aus den Fugen geraten. Aber China könnte auf eine echte nukleare Option zurückgreifen, um den Handelskrieg durch Beginn eines Währungskrieges zu kontern.

Sollte Trump Zölle auf 25% der chinesischen Waren erheben, könnte China seine Währung einfach um 25% entwerten. Das würde den Wert der chinesischen Waren um die gleichen 25% für US-amerikanische Käufer reduzieren. Der Nettoeffekt auf den Preis bliebe unverändert und die Amerikaner könnten weiterhin chinesische Waren zum selben Dollarpreis erwerben.

Die Auswirkung einer derartig massiven Entwertung wäre nicht auf den Handelskrieg begrenzt. Ein billiger Yuan exportiert Deflation aus China in die USA und erschwert der Fed die Erreichung ihres Inflationsziels.

Des Weiteren brach der US-amerikanische Aktienmarkt während der letzten beiden Versuche Chinas seine Währung zu entwerten, im August 2015 und im Dezember 2015, innerhalb von wenigen Wochen um mehr als 11% ein. Wenn der Handelskrieg also eskaliert - wovon ich ausgehe - dann brauchen Sie sich nicht um Chinas mögliche Anleiheverkäufe oder potenzielle Zölle sorgen.


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