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Hat China eine Goldpreisbindung etabliert?

02.08.2018  |  Steve Saville
Die Regierungen und Zentralbanken haben ihr Interesse am Goldpreis schon vor Jahrzehnten verloren, aber Berichte darüber, wie sie den Kurs des gelben Metalls angeblich kontrollieren, erfreuen sich nichtsdestotrotz immerwährender Beliebtheit. Eine aktuelle Version dieser Geschichten unterstellt nun, dass China nach der Aufnahme des Yuan in den Währungskorb der Sonderziehungsrechte (SZR), einer vom IWF herausgegebenen internationalen Währung, den Goldpreis in SZR an ein Niveau von 900 SZR +/- einige Prozent gebunden hat.

Nach Angaben eines Blogbeitrags von The Macro Tourist stammt diese Story von Jim Rickards. The Macro Tourist bietet eine andere Erklärung*, derzufolge die chinesische Regierung (oder jemand anderes) den Goldpreis in Yuan fixiert hat. Beide Versionen beruhen auf der Tatsache, dass sich der Goldpreis in diesen beiden Währungen innerhalb der letzten zwei Jahre in einer sehr engen Handelsspanne bewegt hat.

Wenn wir dieses Spiel spielen wollen, kann ich eine noch bessere Geschichte erzählen. In meiner Geschichte hat die japanische Regierung Anfang 2014 die Kontrolle über den Goldmarkt übernommen und den Goldpreis in Yen seitdem bei 137.000 Yen +/- 5% fixiert. Anfang 2015 und Anfang 2018 verlor sie jeweils kurz die Kontrolle, konnte die Märkte aber in beiden Fällen rasch wieder auf Linie bringen. Der folgende Chart "beweist" meine Version:

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Die enge Spanne, innerhalb der sich der Goldpreis in Yen in den letzten 4,5 Jahren seitwärts bewegte, ist darauf zurückzuführen, dass der Yen die Währung ist, zu der der Goldpreis die stärkste Korrelation aufweist. Der nächste Chart illustriert die enge Verbindung zwischen dem Yen/USD-Wechselkurs und dem Goldpreis in US-Dollar.

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Meine Geschichte über die Fixierung des Goldpreises durch die Regierung Japans ergibt ebenso viel Sinn wie die Berichte über die Kontrolle des Preises durch die chinesische Regierung - also gar keinen.

Zu fast jeder Manipulationstheorie werden sich Daten finden lassen, die diese zu untermauern scheinen. Mit genügend Vorstellungskraft sind auch den Theorien, die aufgestellt werden können, um die Preisbewegungen zu erklären, keine Grenzen gesetzt. Man kann beispielsweise immer einen Zeitabschnitt heranziehen, in dem der Goldpreis innerhalb einer sehr engen Spanne notierte, und zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die entsprechende Regierung geschicktes Preismanagement betriebt (auch wenn sie sonst nichts zustande bringt).

Alternativ kann man auch nach einer plausibleren Erklärung suchen oder vielleicht einfach anerkennen, dass es nicht für jede Kursbewegung eine einzige, simple Erklärung gibt.

Wie alle Finanzmärkte wird auch der Goldmarkt selbstverständlich manipuliert. Doch selbst falls eine Regierung diesen Wunsch hätte (was nicht der Fall ist), wäre es im Rahmen des heutigen Währungssystems keinem Staat möglich, den Goldpreis über eine Zeit von mehreren Jahren hinweg direkt zu kontrollieren oder auch nur die wichtigen Preistrends zu verändern.

*Im Allgemeinen bietet der Blog The Macro Tourist ausgewogene Kommentare zu den Finanzmärkten und wagt sich nicht in die finstere Welt der Manipulationsgeschichten am Goldmarkt vor. Selbst in diesem Fall denke ich, dass der Artikel in erster Linie zeigen sollte, dass Gold nach den jüngsten Kursverlusten womöglich eine gute Chance für einen kurzfristigen Trade bietet. Doch manche Leute werden den Beitrag als neuen Beweis dafür interpretieren, dass der Goldmarkt von böswilligen Kräften beherrscht wird.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 30. Juli 2018 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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