Sam Pelaez: Positionieren Sie sich für eine einmalige Chance im Gold- und Rohstoffsektor
13.08.2018 | Mike Gleason
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Samuel Pelaez: Ich erwarte auf jeden Fall, dass sie sich gut entwickeln. Gold zählt in diesem Jahr zu den eher verwirrenden Anlageklassen, weil es eine unterdurchschnittliche Performance gezeigt hat. Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China und die Tatsache, dass Donald Trump sogar mit traditionellen Verbündeten der USA wie z. B. Kanada in Konflikt geraten ist, sollten eigentlich eine recht gute Umgebung für den Goldpreis schaffen. Doch passiert ist in Wirklichkeit etwas anderes: Die Märkte haben den Handelskrieg als positiven Faktor für die US-Wirtschaft interpretiert und der Dollar ist gestiegen. Das hat im Allgemeinen wiederum einen negativen Einfluss auf den Goldpreis.Dieser Trend wurde zusätzlich verstärkt, weil die US-Notenbank die Zinsen viel schneller anhebt als ihre Kollegen in Europa oder Japan. Die Rendite der 10-jährigen japanischen Staatsanleihe liegt heute so nah an der 0-%-Linie, wie es nur möglich ist, während die Rendite der US-Treasuries bereits bei 3% liegt. Die Zinsdifferenz hat den US-Dollar in seiner relativ starken Entwicklung dieses Jahr unterstützt. Aber ich denke, dass dieser Trend enden wird, und ich werde Ihnen sagen, warum.
Erstens, Inflation. Wenn Sie in letzter Zeit tanken waren, wissen Sie, dass die Benzinpreise zwischen Anfang Juli letzten Jahres und Anfang Juli dieses Jahres im Schnitt um rund 50% gestiegen sind. Das ist nichts anderes als Inflation. Von den typischen Inflationsindikatoren, die die Märkte normalerweise verwenden, wird dieser Wert nicht erfasst, aber alle Verbraucher in den USA müssen die höheren Preise zahlen. Die Inflationsrate erhöht sich also allmählich und sie beginnt, einen Teil der Rendite von 3% aufzufressen, die momentan noch höher ist als das, was man anderswo bekommen kann.
Der zweite und vielleicht wichtigere Punkt ist, dass sich die vorherrschende Meinung wahrscheinlich schrittweise ändern wird und die Märkte erkennen werden, dass ein Handelskrieg für die Vereinigten Staaten durchaus nachteilig sein könnte. General Motors hat vor dem Hintergrund des Handelskrieges bereits eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Alcoa ebenso. Das sind nur die Unternehmen, die ihre Finanzberichte bereits veröffentlicht haben. Warten wir noch ein paar Wochen, bis die meisten der im S&P 500 gelisteten Unternehmen ihre Ergebnisse melden. Dann werden wir sehen, wie oft die Vorsitzenden und CEOs dieser Unternehmen vor dem Handelskrieg als negativen Einflussfaktor für die US-Wirtschaft und die Unternehmensgewinne warnen.
Infolgedessen könnte die starke Unterstützung, die der US-Dollar bislang in diesem Jahr hatte, zu bröckeln beginnen. Das sollte sich wiederum positiv auf den Goldpreis auswirken. Wenn Sie dann noch bedenken, dass sich Gold wie vorhin erwähnt zwei Standardabweichungen unter seinem Mittelwert befindet, dann lässt sich hier eine Ausgangslage erkennen, die in den nächsten zwei oder drei Monaten zu einer starken Rally am Goldmarkt führen könnte.
Mike Gleason: Ja, sehr gut gesagt. Ich würde Ihnen zustimmen, dass die Märkte die Situation nicht ganz richtig einschätzen, und womöglich eine Menge angestaute Inflation auf uns zukommt. Offensichtlich hat die US-Wirtschaft die Folgen der Handelskriege bislang kaum zu spüren bekommen, doch das könnte sich ändern.
Ich würde das Thema jetzt gern etwas breiter fassen und Sie nach Ihrer Meinung zum allgemeinen Gesundheitszustand der Märkte fragen. Wir zweifeln hier oft, wie "echt" die Märkte heutzutage noch sind. Zum einen sind die Zentralbanken auf der ganzen Welt stark in die Finanzmärkte involviert. Die Zinssätze werden zentral festgelegt und es ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr, dass Notenbanken Unternehmensaktien und sogar -anleihen aufkaufen.
Zum anderen häufen sich auch die Hinweise auf unlauteres Vorgehen. Die Trader der Banken treffen heimliche Absprachen, um die Preise an praktisch allen Märkten, von den Metallen bis zum LIBOR, zu manipulieren und ihre eigenen Kunden zu betrügen. Auch die zunehmende Verbreitung des Hochfrequenzhandels in den letzten Jahren hat Bedenken aufkommen lassen, dass Kleinleger am Markt nicht fair behandelt werden.
Was die Fairness und Ehrlichkeit an den Märkten anbelangt, schätzen wir die Situation also ziemlich negativ ein. Dennoch sind wir auf Börsen wie die COMEX angewiesen und wollen gern glauben, dass diese Märkte noch immer funktionieren können. Wie sehen Sie das, Sam? Welche Gedanken kommen Ihnen zur Integrität der Märkte?
Samuel Pelaez: Das ist ein Thema, dass wir auch intern ziemlich häufig diskutieren. Ich selbst glaube schon, dass die Märkte relativ stark manipuliert werden. Das ist vielleicht eine gewagte Aussage, aber es gibt Fakten, die sie unterstützen, nicht wahr? Verschiedenen Banken wurden Manipulationen nachgewiesen. Der LIBOR, der Goldmarkt, die Devisenmärkte... es gibt eindeutige Belege dafür, dass manche Banken die Märkte aktiv manipuliert haben.
Das ist allerdings nur ein Aspekt. Ein weiterer Punkt hat nichts mit Manipulationen zu tun, sondern ist ganz einfach eine Nebenwirkung passiver Investmentstrategien. Die Aktien-ETFs verzeichnen weiterhin Kapitalzuflüsse und die meisten von ihnen gewichten die einzelnen Komponenten gemäß der Marktkapitalisierung. Das bedeutet, dass sie den größten Unternehmen das meiste Kapital zuteilen.
Dadurch entsteht eine Art selbsterfüllende Prophezeiung für bestimmte Aktien: Sie werden zu den Lieblingen der Märkte, ziehen infolgedessen mehr Kapital an, entwickeln sich dadurch wiederum besser, erhalten mehr Zuflüsse seitens der ETFs etc. Es entsteht gewissermaßen ein Teufelskreis der Outperformance.
Viele Akademiker interessieren sich ebenfalls sehr für dieses Thema und haben darüber geschrieben. Ich glaube, dieses Phänomen wurde als Paradoxon des passiven Investierens bezeichnet. Je mehr Geld passiv angelegt wird, desto weniger aktives Anlagekapital bleibt übrig und es entsteht diese Art von selbstgefälligen Märkten, die wir heute meiner Meinung nach bereits bei den größeren US-Aktienindices wie dem S&P 500 und dem NASDAQ beobachten können.