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Die Tücken der Sentimentanalyse am Goldmarkt

23.08.2018  |  Steve Saville
In einigen Blogbeiträgen des letzten Jahres diskutierte ich, inwiefern sich die Marktstimmung als nutzen lässt, um den Zeitpunkt von Hochs und Tiefs vorherzusagen und welche Grenzen uns dabei gesetzt sind. Die zuverlässigsten Sentimentindikatoren zeigen aktuell eine äußerst negative Einstellung der Markteilnehmer gegenüber Gold an, daher ist es an der Zeit, dieses Thema am Beispiel der aktuellen Lage am Goldmarkt erneut zu betrachten.

Im Zusammenhang mit dem Sentiment treten zwei häufige Denkfehler auf, die in der derzeitigen Situation eine Rolle spielen. Das erste Problem ist mit der Tatsache verbunden, dass die Marktstimmung im Allgemeinen dem Preis folgt. Es ist dadurch praktisch garantiert, dass das Sentiment bei einem wichtigen Hoch extrem optimistisch und bei einem wichtigen Boden extrem pessimistisch ist. Es gibt nichts, was die Spekulanten und die allgemeine Öffentlichkeit so bullisch stimmt wie rasant steigende Preise und nichts, was sie so bearish stimmt wie ein starker Kursrückgang. Es ist also ganz natürlich, dass Tops von Optimismus und Böden von Pessimismus begleitet werden. Das Problem ist, dass wichtige Preisextreme zwar immer durch eine extreme Stimmung gekennzeichnet sind, dass eine extreme Stimmung andererseits aber noch nicht zwangsläufig auf ein Preisextrem hinweist.

Der aktuelle Commitments of Traders (COT) Report zeigt, dass die Stimmung unter den Spekulanten im Vergleich zu den letzten 15 Jahren einen pessimistischen Extremwert angenommen hat. Das impliziert, dass es aktuell in Bezug auf das Sentiment genügend Treibstoff gibt, um den Goldpreis in den kommenden Monaten nach oben zu treiben, aber es heißt nicht zwangsläufig, dass sich der Kurs in der Nähe eines langfristigen Tiefs befindet. Wenn er weiter fällt, dann werden die Spekulanten als Gruppe das Interesse an Long-Positionen verlieren und verstärkt auf Short-Positionen setzen. Wenn schließlich ein endgültiger Boden gefunden wird, wird das natürlich ebenfalls mit einer äußerst negativen Marktstimmung einhergehen, da das Sentiment wie erwähnt dem Preis folgt.

Die zweite Tücke besteht darin, dass sich der Maßstab dafür, was bei der Marktstimmung als Extremwert anzusehen ist, im Laufe der Zeit ändert. Es gibt keine absoluten Grenzen. Was in einem Bärenmarkt bereits als gefährlicher Optimismus einzustufen ist, ist in einem Bullenmarkt oft noch nicht problematisch. Umgekehrt ist eine Stimmungslage, die für einen Bullenmarkt extrem ängstlich und pessimistisch ist, in einem Bärenmarkt oft noch lange kein Signal für eine gute Kaufgelegenheit.

Im Moment befindet sich Gold nicht in einer Hausse. Es ist entweder noch immer in dem Bärenmarkt gefangen, der 2011 begann, oder es handelt sich um ein langfristiges Basisbildungsmuster. In jedem Fall ist es nicht ratsam blind davon auszugehen, dass Sentimentwerte, die in der Zeit ab 2001, als sich Gold überwiegend im Aufwärtstrend befand, als extrem angesehen wurden, heute ebenfalls ein Extrem anzeigen.

Wenn wir weiter zurückblicken als bis auf das Jahr 2001, sehen wir, dass die aktuelle Positionierung der Spekulanten am Terminmarkt nicht unbedingt als extrem bearish einzustufen ist. Der folgende Charts von GoldChartsRUs.com zeigt beispielsweise, dass die Spekulanten am Gold-Futuresmarkt der COMEX zwischen 1996 und 2001 durchgehend short waren.

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Ich schätze, dass der Goldpreis ausgehend von dem Tief im August/September stark steigen wird - wo auch immer dieses Tief letztlich liegt. Solange sich jedoch die Fundamentaldaten nicht dauerhaft zu Gunsten von Gold verschieben (aktuell ist die fundamentale Marktumgebung eindeutig bearish für Gold), werden die COT-Daten in Zukunft wahrscheinlich noch viel größeren Pessimismus seitens der Spekulanten anzeigen als heute.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 20. August 2018 auf www.tsi-blog.com.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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