Michael Pento: "Das Platzen der globalen Schuldenblase ist unvermeidlich"
05.09.2018 | Mike Gleason
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Erst heute ist ein neuer Bericht über die Verkaufszahlen bestehender Einfamilienhäuser erschienen. Diese sind nun vier Monate in Folge gesunken und niedriger als im Vorjahr. Trump preist die US-Wirtschaft gerne als "besser als je zuvor" an. Aber wie gesund kann die Wirtschaft sein, wenn der wichtigste Sektor schwächelt?Der Immobiliensektor hat den größten Anteil an der US-Wirtschaft, und den größten Anteil am Immobilienmarkt haben wiederum die Einfamilienhäuser. Tatsache ist, dass diese Wirtschaft einen plötzlichen Anstieg der langfristigen Zinsen nicht verkraften kann, doch genau das würde geschehen, wenn die Fed den Leitzins nicht weiter anhebt. Für die Notenbanker ist das ein ernstes Dilemma. Wenn sie die Straffung der Goldpolitik jetzt unterbrechen, wird man sie nicht nur für Marionetten der Trump-Regierung halten; sie würden auch einen deutlichen Anstieg der Inflationsraten und hyperbolische Kursentwicklungen an den Märkten riskieren. Die Assetpreise würden in diesem Fall auf noch zweifelhaftere Höhen klettern. Die Marktkapitalisierung der US-Aktien entspricht mittlerweile 145% des Bruttoinlandsprodukts. Damit wurde der im März 2000 verzeichnete Rekord von 145% eingestellt. 2007 waren es übrigens "nur" 110%.
Werfen wir noch kurz einen Blick auf die Immobilienpreise. Das Verhältnis zwischen dem Preis eines typischen Einfamilienhauses und dem durchschnittlichen Einkommen der US-Bürger erreichte 2005 bei 5,3 einen Höchstwert. Im Durchschnitt liegt es bei etwa 3, doch mittlerweile ist es wieder auf 4,7 angestiegen.
Wie lange will sich die Fed noch zurücklehnen, ohne ihre Bilanz ernsthaft zu reduzieren? Bei der letzten Sitzung der Notenbank wurde tatsächlich darüber gesprochen, wie lange die aktuellen Bilanzkürzungen noch fortgesetzt werden können, obwohl gerade erst damit begonnen wurde. Durch die Anleihekäufe im Rahmen der quantitativen Lockerungen hat sich die Bilanz der Fed von 800 Milliarden auf 4,5 Billionen Dollar aufgebläht. Wie kann irgendjemand noch Vertrauen in diese Fiatwährung haben, wenn die Notenbanker kurz davorstehen zuzugeben, dass sie Anleihen und andere Assets im Wert von 3,7 Billionen Dollar permanent monetarisiert haben? Dieses Geld taugt nur noch als Konfetti.
In Venezuela braucht man einen ganzen Stapel von Bolivar-Scheinen, um eine Rolle Toilettenpapier zu kaufen. Ist das das Schicksal, welches auch dem US-Dollar blüht? Ist das der Plan der Fed? Wird sie zugeben, dass sie Billionen von Staatsschulden und hypothekenbesicherten Wertpapieren dauerhaft monetarisiert hat und nie wieder verkaufen wird? Wird sie eingestehen, dass ihre Bilanz in Zukunft nur erhöht, aber nicht deutlich reduziert werden kann?
Wir müssen den Wert des Dollars verteidigen, aber meiner Ansicht nach geschieht das nicht. Ich fürchte, dass Jerome Powell unter dem Druck von Präsident Trump einknickt. Trotzdem denke ich, dass er den Leitzins noch zweimal anheben wird, auch wenn es wahrscheinlich zu spät ist. Die Zinskurve wird sich dennoch umkehren und wir werden eine Rezession erleben.
Mike Gleason: Gehen Sie davon aus, dass die Handelskriege in absehbarer Zukunft enden werden? Die Rhetorik scheint nicht gerade gemäßigter zu werden, sondern sich vielmehr weiter zu verschärfen. Ist das nur eine Verhandlungstaktik der Trump-Regierung, die hier und da schließlich zum Waffenstillstand führen wird, oder werden die Handelsbeziehungen zusammenbrechen?
Michael Pento: Als Vermögensverwalter können einem die Äußerungen von Donald Trump auf Twitter ziemliche Schwierigkeiten bereiten. Soweit ich weiß hat Trump wirklich vor, etwas am Außenhandelsdefizit der USA zu ändern. Er wurde gewählt, um der Mittelschicht wieder auf die Beine zu helfen und den Rost vom Rust Belt zu entfernen. Er will die inländische Herstellungsindustrie wieder aufbauen. Dafür benötigt er allerdings bessere Handelsabkommen und das versucht er wahrscheinlich zu erreichen. D
er Twitter-Feed schwankt zwischen zwei Extremen hin und her: An einem Tag werden neue Zölle in Höhe von 25% auf Autoimporte angekündigt, am nächsten wird der Handschlag mit Mexiko oder Kanada gefeiert oder ein Treffen mit einer chinesischen Delegation bekanntgegeben und alles läuft gut.
Ich glaube allerdings, dass es sehr schwer wird, innerhalb der nächsten Monate ein Handelsabkommen zu schließen. Die Chinesen werden einer grundlegenden Änderung im globalen Handel nicht zustimmen, schon gar nicht so kurz vor den Wahlen, die im November in den USA stattfinden. Das wird einfach nicht passieren. Das wäre dumm von ihnen. Sie werden abwarten, ob die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus erhalten.
Das würde Donald Trump erheblich schwächen und dann wüssten sie, dass sie die Situation im Grunde genommen nur noch zwei Jahre lang aussitzen müssen. Ich denke also nicht, dass wir kurz vor einer Versöhnung stehen, sondern in Wirklichkeit in allen aktuellen Handelskonflikten weit davon entfernt sind.