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Michael Pento: "Das Platzen der globalen Schuldenblase ist unvermeidlich"

05.09.2018  |  Mike Gleason
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Mike Gleason: Was halten Sie vom jüngsten Einbruch der Edelmetallkurse, Michael? Was wird nötig sein, um endlich wieder eine Aufwärtsbewegung der Gold- und Silberpreise auszulösen? Der Handelskrieg scheint sich zumindest kurzfristig positiv auf den Dollar auszuwirken und infolgedessen sinken alle anderen Währungen gegenüber dem Dollar. Wird das die Edelmetalle und andere Rohstoffe weiterhin belasten und glauben Sie, dass sich dieser Trend vorerst fortsetzt? Oder denken Sie, dass sich ein Boden bildet und endlich wieder eine Erholung im Goldsektor beginnt?

Michael Pento: Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Handelskriege gar nicht so viel mit dem Rückgang der Goldpreise zu tun haben. Der Dollar ist auch schon vor dem Ausbruch dieser Konflikte gestiegen.


Mike Gleason: Das ist wahr.

Michael Pento: Die Hauptursache für die schlechte Performance des Goldpreises ist meiner Meinung nach die Short-Position der Hedgefonds am Goldmarkt, die eine Rekordhöhe erreicht hat. Es geht dabei um das Gleiche wie immer, den steigenden Dollar. Natürlich muss man sich fragen, warum der Dollar steigt. Der Grund ist das deutlich höhere Wachstum, dass wir in den USA im Vergleich zu Europa und Japan verzeichnen.

Wenn das so bleibt, wird auch der Dollar weiter zulegen. Außerdem ist unsere Notenbank den anderen Zentralbanken in Bezug auf die Straffung der Geldpolitik um Längen voraus. Die Fed hat die quantitativen Lockerungen beendet und die Zinsen bereits siebenmal angehoben. Im September wird der achte Zinsschritt erfolgen. Die Bank of Japan setzt die Assetkäufe dagegen unvermindert fort und die EZB hat ihre Anleihekäufe zwar halbiert, die Zinsen aber noch nicht wieder erhöht.

Die EZB wird das QE-Programm im Oktober vielleicht erneut halbieren, auf 15 Millionen Euro pro Monat. Aber sie ist immer noch mehrere Quartale von einer Anhebung der Zinsen entfernt, falls das überhaupt jemals passiert. Wir haben also eine sehr unterschiedliche Zins- und Geldpolitik und erhebliche Differenzen im Wachstum. Das und die massiven Short-Positionen an den Terminmärkten belasten den Goldpreis.

Wenn Sie mich also nach meiner Meinung fragen, würde ich sagen, dass Gold kurzfristig zumindest reif für eine Erholungsrally ist. Längerfristig müssen wir aber wahrscheinlich darauf warten, dass die Fed kapituliert, dass sie die Zinsen nicht weiter anhebt, und dass sich die Zinsstrukturkurve umkehrt. Mit diesen Entwicklungen rechne ich auf längere Sicht und ich erwarte, dass am Goldmarkt dann auch wieder ein anhaltender Aufwärtstrend beginnt - voraussichtlich Anfang 2019.


Mike Gleason: Haben Sie noch abschließende Gedanken bzw. gibt es etwas, dass Sie noch ansprechen möchten, bevor wir zum Ende des Interviews kommen? Welche Entwicklungen beachten Sie zur Zeit besonders genau?

Michael Pento: Ich beobachte natürlich, was in China geschieht. Viele Leute sagen, dass die Türkei mit ihren aktuellen Schwierigkeiten ein Einzelfall ist, aber ich bin der Meinung, dass dort alle Probleme zum Tragen kommen, die zur Zeit die Schwellenmärkte im Allgemeinen betreffen. Sie haben zu hohe Kredite in US-Dollar aufgenommen und sind allgemein zu hoch verschuldet. Das macht sie anfällig gegenüber dem steigenden Dollar und steigenden Zinsen und erhöht die Gefahr einer wirtschaftlichen Abkühlung.

Auch in China verlangsamt sich das Wachstum. In China gab es zwei große Wellen der Kreditausweitung, eine 2008 und eine weitere 2015 und 2016. Sie haben jetzt die Kreditblase, die weltweit den größten destabilisierenden Effekt hat. Die Schulden Chinas belaufen sich auf 30 Billionen Dollar und haben sich in den letzten fünf Jahren um 56% erhöht. Es ist schwer, auf der ganzen Welt ein weiteres Beispiel für ein ähnlich rasantes Schuldenwachstum zu finden. Sehr, sehr schwer.

Die ganze Welt klammert sich also an die Hoffnung, dass die Zinssätze nie wieder steigen werden. Die Zinsen müssen sich allerdings normalisieren. Entweder werden die Zentralbanken selbst die Blase zum Platzen bringen, weil sie die Zinssätze anheben und damit die Anleihen- und Schuldenblase platzen lassen. Oder sie tun nichts und warten, bis die Inflation die Schuldenblase platzen lässt und die Zinsen steil nach oben treibt. Eines von beiden wird geschehen.

Die Zinsen werden sich in jedem Fall normalisieren und das wird massive, deflationär wirkende Schuldenausfälle rund um den Globus bedeuten. Genau für diese Situation entwickeln wir bei Pento Portfolio Strategies Modelle und Pläne, um sicherzugehen, dass wir auf der richtigen Seite stehen, wenn sich das Wachstum umkehrt und wenn Inflation zu Deflation wird.

Wenn Sie in der Lage sind, je nach Marktumgebung immer den richtigen Sektor zu wählen, werden Sie viel bessere Ergebnisse erzielen, als wenn Sie immer long Gold, short US-Dollar oder long FANG-Aktien sind. Eine einseitige Investmentstrategie ist ein Garant für magere Erträge.


Mike Gleason: Dabei wollen wir es belassen. Wir wissen es zu schätzen, dass Sie Ihre Ansichten mit uns geteilt haben, Michael, und freuen uns schon auf das nächste Gespräch. Sagen Sie unseren Lesern und Zuhörern bitte noch, wo sie Ihre Marktkommentare finden und wo sie mehr über Ihr Unternehmen erfahren können, bevor wir uns verabschieden.

Michael Pento: Besuchen Sie einfach meine Webseite pentoport.com. Dort können Sie eine kostenlose Probeversion des Midweek Reality Check erhalten. Außerdem veröffentliche ich dort einen wöchentlichen Marktkommentar. Sie können mir auch eine E-Mail schreiben (mpento@pentoport.com) oder mich im Büro anrufen.


Mike Gleason: Nochmals vielen Dank Michael. Genießen Sie den Rest des Sommers und bis zum nächsten Mal!


© Mike Gleason
Money Metals Exchange



Der Artikel wurde am 24. August 2018 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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