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Goldmobilisierung im Angesicht zusammenbrechender Schwellenlandwährungen

11.09.2018  |  Ronan Manly
- Seite 3 -
Maduro spielt die Goldkarte, während Hyperinflation regiert

In der hyperinflationären Wirtschaft Venezuelas, in der die Inflationsrate nun beinahe 65.000% beträgt und laut IWF vor Ende des Jahres 1 Millionen Prozent erreichen soll, macht die venezolanische Währung noch immer in ihren verschiedenen Formen Schlagzeilen.

Am 20. August begann Venezuela den Austausch seiner existierenden Fiat-Währung, des Bolivar Fuerte (starker Bolivar) durch den neuen Bolivar Soberano (souveräner Bolivar) mit einer Rate von 1 Bolivar Soberano für je 100.000 Bolivar Fuerte. Damit wurden fünf Nullen der Fiat-Währung entfernt. Diese Praktik soll angeblich die Hyperinflation bekämpfen, wird jedoch - wie alle vorherigen venezolanischen Währungsexperimente - sehr wahrscheinlich nicht sonderlich wirksam sein und die Hyperinflation noch verschlimmern.

Zur selben Zeit wurde der neue Bolivar Soberano mit einer undurchsichtigen und schleierhaften vom Staat ausgegebenen Kryptowährung namens Petro verknüpft, zu einer Rate von 3.600 Bolivar Soberano für 1 Petro. Dieser Petro soll angeblich durch venezolanisches Öl gedeckt sein, doch man ist skeptisch, ob der Petro wirklich existiert oder zumindest als funktionierende Währung vorhanden ist.

Dies legt die neue offizielle Umtauschrate bei 1 USD = 60 Bolivar Soberano fest (oder 1 USD = 6 Millionen Bolivar Fuerte) und entwertet die venezolanische Währung somit um 95,8%, da die vorherige offizielle Rate bei 1 USD > 248.000 Bolivar Fuerte lag. Der Bolivar Fuerte wurde in seiner kurzen Lebenszeit (eingeführt Januar 2008) mehrere Male offiziell gegenüber dem US-Dollar entwertet, während er am Schwarzmarkt mit deutlich geringerem Wert als die offizielle Rate gehandelt wurde. Selbst der neue Bolivar Soberano, der weniger als ein paar Wochen alt ist, wird bereits bei 87 gegenüber dem US-Dollar gehandelt, deutlich niedriger als die offizielle Rate.

In diesem stürmischen Wirtschaftsumfeld kündigte der venezolanische Präsident Maduro einen nationalen Goldsparplan für Arbeiter, Rentner und Sparkassen (venezolanische Bevölkerung von 32 Millionen) an, der am 11. September gestartet werden soll. Auch wenn der Goldsparplan unausgereift und fehlerhaft aussieht (wie die meisten Exkursionen Venezuelas in den wirtschaftlichen Interventionismus). Die Tatsache ist, dass physisches Gold inmitten einer Währungskrise auf den Plan tritt.

Maduros neuer Plan, auch bekannt als "Lingotico", setzt sich die Ausgabe von goldgedeckten Zertifikaten zum Ziel, die durch kleine Goldbarren im Gewicht von 1,5 Gramm und 2,5 Gramm gedeckt sind. Das Gold soll für Venezolaner gegen 3.780 Bolivar und 6.300 Bolivar in Form von Goldbarren zu Gewichten von jeweils 1,5 Gramm und 2,5 Gramm "erhältlich" sein. Laut Bloomberg werden Käufer jedoch nur die Goldzertifikate und nicht die echten Goldbarren erhalten.

Maduro meinte, dass das Gold dieses Sparprogramms aus der östlichen Guayana-Region Venezuelas stammt (nicht zu verwechseln mit dem Nachbarland Guyana), das die BCV, Venezuelas Zentralbank, aus lokalen Goldminen beziehen würde. Interessanterweise stammt das Gold für diesen Plan nicht aus den Goldreserven der venezolanischen Zentralbank, da der Großteil davon höchstwahrscheinlich bereits verkauft wurde oder verschiedenen Goldkrediten/Goldswaps unterliegt.


Die Übertragung weitet sich aus

Bleiben wir in Südamerika. Die Schwellenlandwährungskrise ist nun durch Argentinien und in geringerem Ausmaß durch Brasilien gezogen, wobei der argentinische Peso in der letzten Woche um einen zweistelligen Betrag gegenüber dem US-Dollar absackte. Grund dafür seien Nachrichten gewesen, dass die argentinische Regierung eine frühe Aktivierung eines IWF-Kredits beantragte. Damit waren Marktängste darüber geschürt worden, dass die argentinische Wirtschaft bevorstehende Probleme haben würde, in ausländischen Währungen ausgezeichnete Schulden zurückzuzahlen.

Der argentinische Peso hat 2018 mehr als 50% seines Wertes gegenüber dem US-Dollar eingebüßt und gilt nun als die sich am schlechtesten entwickelnde Währung des Jahres 2018. Der Fall des Peso im Laufe der Woche zwang die Zentralbank Argentiniens (BCRA) dazu, die offiziellen Zinsen auf 60% hochzusetzen, um den Ausverkauf des Peso zu stoppen. Argentinien, wo die jährliche Inflationsrate mehr als 25% beträgt, erhält nun die peinliche Sonderstellung, die höchsten Zinsen der Welt zu besitzen.

Andernorts in Südamerika haben der brasilianische Real und der chilenische Peso auch erkennbar an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren, wobei der Real seit Jahresbeginn um mehr als 20% gegenüber dem Dollar gefallen ist. Weiter entfernt beginnen nun auch andere Schwellenlandwährungen mögliche Übertragungseffekte zu spüren.

Die indonesische Rupie befindet sich aktuell auf ihrem niedrigsten Niveau gegenüber dem US-Dollar seit der asiatischen Krise im Jahr 1998 und die indische Rupie liegt zum ersten Mal unter 71 gegenüber dem Dollar. Erwarten Sie weitere Nachrichten aus diesen Ländern bezüglich mit Gold verbundenen Währungen, während die Schwellenmarktkrise weiterhin am Brodeln ist.

Physisches Gold steht in Krisenzeiten im Mittelpunkt, da es einen fassbaren Wert besitzt und nicht von einer Zentralbank, geldpolitischen Autorität oder Regierung ausgegeben wird, nicht entwertet werden kann und keinerlei Gegenpartei- oder Zahlungsausfallrisiko besitzt. Die Tatsache, dass entwickelte Goldmärkte in den meisten, wenn nicht allen Wirtschaften existieren, die derzeit von Währungsschwäche heimgesucht werden, erlaubt es Gold auch - mit seiner hohen Liquidität - schneller wahrgenommen zu werden.


© Ronan Manly
BullionStar



Dieser Artikel wurde am 02. September 2018 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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