Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview mit Prof. Dr. Hans. J. Bocker

02.02.2007  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 2 -
GS: Sie weisen darauf hin, dass man mit Silber sowohl in der Inflation als auch in der Deflation gut beraten sei, da dies beide Male profitiere. Nun können wir nach der Entmonetisierung des Silbers Ende des letzten Jahrhunderts aber sehen, dass Silber in der einzigen wirklichen Deflation dieses Jahrhunderts, während der Weltwirtschaftskrise in den USA, im Gegensatz zu Gold und Dollar an Wert verlor. Müsste Silber nicht erst wieder als Währung anerkannt werden, bevor es ein sicheres Investment in einer Deflation darstellt?

H. B.: Nein, das wäre nicht unbedingt nötig. Silber fiel in der großen Depression weil einfach zu viel vorhanden war. Immerhin hielten die USA damals in der Größenordnung von 8-10 Milliarden und heute vielleicht 100 Millionen Unzen, also nur ein winziger Bruchteil ist verblieben, während Gold damals knapp war. Dies schafft eine völlig andere Ausgangslage.


GS: Langfristig gehen Sie von einem Untergang des US-Dollars aus, jedoch zeigen Sie ebenso auf, dass der gesamte Wohlstand der Welt mehr oder weniger von dieser Währung abhängt. Würde sich ein Staat wie China oder jeder andere nicht selbst ins Knie schießen, wenn er den US-Dollar massiv gegen seine Landeswährung abwerten würde?

H. B.: Jein! Die drei Staaten China, Indien und Japan hatten in den letzten drei Jahren einen Kaufkraftverlust der gehaltenen Dollarreserven - die sich derzeit auf über drei Billionen belaufen - von schätzungsweise einem Drittel zu verkraften. Wenn das kein Schuss ins eigene Knie ist, dann schafft der Pabst morgen das Kreuz ab und konvertiert zum Islam.

Nur gegenwärtig überwiegen für die Asiaten trotz des bereits erlittenen Knieschusses die Vorteile des Status Quo. Man exportiert bis zum Gehtnichtmehr, schafft eigene Arbeitsplätze, importiert Dollars und vor allem westliche Technologie und baut die potentiell gigantischen Binnenmärkte auf. Wenn diese groß genug sind, um die eigene Produktion zu absorbieren und man weitgehend technologie- und auch export-unabhängig wurde, wird eine Wende der Strategie erfolgen.

Im Zuge dieser Wende wird der Dollar zu einer Währung unter vielen absinken. Derzeit zögern die Asiaten noch, denn wer verliert schon gerne seine Devisenreserven in solch gigantischer Höhe. Ein Gleiches gilt für die westlichen Reservebanken. Doch haben die Asiaten wie auch die 1,5 Milliarden Muslime die Macht, den Dollar jederzeit von seinem Thron zu verjagen, indem sie Billionen auf den Markt werfen. Täten sie dieses, hätten sie momentan einen hohen Preis zu zahlen, denn ihre Eigen-Vorräte gingen auch auf Null. Doch die weltweite Schockwirkung und die Vertrauensverluste wären unvorstellbar: Jeder, der Dollars hält, würde versuchen, diese um fast jeden Preis loszuschlagen, nur um wenigstens noch eine Kleinigkeit dafür zu erhalten. Der Wert des Greenbacks fiele ins Bodenlose und hätte seine Rolle als Weltleitwährung für immer ausgespielt.


GS: Sie sprechen sehr oft die Möglichkeit von kommenden kriegerischen Auseinandersetzungen an, beispielsweise die Möglichkeit eines dritten Weltkrieges. Ist es nicht bereits so, dass wir in einer Art neuen Kalten Krieges leben, in dem nicht mehr die Atombomben die Bedrohung darstellen, sondern viel mehr die Dollardevisenreserven der aufstrebenden Länder?

H. B.: Richtig! Sollte es je zu krisenhaften Auseinandersetzungen mit den USA kommen, und dies wird immer wahrscheinlicher, würden die erwähnten gegnerischen Länder, einschliesslich Russlands und der islamischen Welt, nicht zögern, diese ultimative "Waffe ohne einen Schuss" einzusetzen.

Der Kampf ums letzte Öl, um Wasser, um immer knapper werdende Rohstoffe oder einfach um die Weltdominanz zwischen China und den USA, könnte sehr wohl zu einer solchen Situation führen, in deren Verlauf die letzte verbleibende Hegemonialmacht abtreten wird. Doch noch herrscht Scheinruhe an der Front. Die USA erhalten gewaltige Mengen realer Güter, einschliesslich Öl, von anderen Ländern geliefert und die Gegenleistung besteht in unzähligen Tonnen bunt bedruckter und fast zum Nulltarif produzierter Zettelchen, auf denen "Dollar" steht.

Dies stellt den wohl gigantischsten Betrug in der Geschichte dar. Dieser Zustand kann niemals von Dauer sein. An einem Punkt werden die übrigen Länder dieses Spielchen nicht mehr mitmachen. Im günstigsten Falle kommt es zum Einsatz der vorerwähnten Dollarwaffe oder schlimmstenfalls auch von richtigen Waffen. Die USA führen derzeit extrem teure Kriege, die Billionen verschlingen und lassen sich diese von den Asiaten finanzieren - eine unhaltbare Situation!


GS: Wie beurteilen Sie die Chancen für einen gemeinsamen Währungsblock EURO-USD nachdem sich Bundeskanzlerin Merkel ja bereits öfters bzgl. Plänen zur Schaffung einer Freihandelszone EU und NAFTA geäußert hat?

H. B.: Leider als sehr gut. Es wäre gewissermaßen als eine Verzweiflungstat der herrschenden Klasse und ihrer Hausmacht, nämlich der Finanzindustrie zu sehen, die den Eurodollar oder auch den EDY (EuroDollarYen) erschaffen könnte, so wie sie den Euro als ideologische Währung erschaffen hat. Dies würde durch parallel laufende getarnte Preissteigerungen - siehe "Teuro" - die Lebensdauer der Papierwährungen verlängern, die Schulden der Staaten real reduzieren und die notwendige Umstellung auf eine solide Währung mit Gold/Silber-Deckung hinausschieben, jedoch nicht aufheben.

In einer weltweiten Freihandelszone aber würde die asiatische Billigkonkurrenz die Wirtschaften der westlichen Welt erdrücken. Gegen drei Milliarden Menschen, die für drei Euro am Tag arbeiten, haben wir keine Chance. Millionen von Arbeitsplätzen würden nach Asien abwandern, der Westen würde verarmen, die sozialen Spannungen steigen, die Schmerzschwellen überschritten und Revolutionen, Bürgerkriege und Sturz der westlichen Regierungen wären die Folgen. So ganz einfach ist das mit der Schaffung einer weltweiten NAFTA für die Herrschenden also nicht.


GS: Im Falle eine Kollaps bzw. Zusammenbruch des derzeitigen Währungssystems auf Basis des US-Dollar rechnen Sie mit einem total Zusammenbruch jedwediger Versorgung, u.a. weil die hohe Just-in-Time Optimierung nur Lager für wenige Tage vorsieht. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass die viel beschäftigen Bürokraten heutzutage solche Szenarien im geheimen Kämmerlein bereits simulieren und ziemlich schnell mit einer "planwirtschaftlichen" Notversorgung bzw. mit massivem Zwang (Stichwort: Bundeswehreinsatz im Inland) das System am Laufen halten würden?

H. B.: Wegen der weltweiten Vernetzungen und der internationalen Abhängigkeiten wäre ein Zusammenbruch seiner Natur nach auf jeden Fall global. Wenn beispielsweise Deutschland der USA dank Nato-Paktverträgen in einen Krieg folgen muß, würden die Russen den Deutschen die Öl- und Gashähne zudrehen. Dann fallen 40% der Öl- und 50% der Gaslieferungen aus. Innerhalb von Tagen würde es in Deutschland ganz schnell sehr dunkel, sehr kalt und sehr hungrig, abgesehen von einem zusammenbrechenden Transportsystem.

Natürlich würde dann der Notstand ausgerufen mit Militär, Polizei, Super-monarchistischen Allüren des Brüsseler Molochs, Plan- und Zwangswirtschaft sowie Totalüberwachung, sprich Kommunismus durch die Hintertür. Diktatorische Strukturen entstünden über Nacht. Es ist jedoch genau dass, was die Herrschenden anstreben: Eine weltweite Diktatur mit ihren Marionetten an der Spitze.

Um diesen Wunschzustand zu erreichen, brauchten sie nur einen Grund. Hat man diesen nicht, wird er künstlich geschaffen. Mit der Notversorgung stünden sie dann als die großen Retter der Menschen da, getreu ihrem Motto auf der 1-Dollar-Note: "Ordnung aus dem Chaos", und die neue Diktatur und Tyrannei würde vom Volk als absolute Notwendigkeit zunächst sang- und klanglos abgenickt.


GS: Sie sind ja auch als Hochschulprofessor tätig. Wie schätzen Sie die Verantwortung der heutigen Lehrer für das ökonomische Chaos ein, das wir weltweit sehen. Kann ein Volkswirt, der vor lauter ökonometrischen Modellen und Kennzahlen vergisst die logische Kausalität seiner Analyse zu hinterfragen, überhaupt noch verstehen wie die Wirtschaft eigentlich funktioniert? Wie bedeutend schätzen Sie den Einfluss des staatlich kontrollierten Hochschulwesens für die Blindheit der heutigen Ökonomen gegenüber der aktuellen Situation ein?

H. B.: Nur eine winzige Minderheit der Lehrenden probt schüchtern und fast heimlich den Aufstand und wagt es, mit leiser Stimme Missstände und Korrektive aufzuzeigen. Die Mehrzahl besteht aus beamteten Staatsdienern, die ihr eigenes Nest niemals beschmutzen würden. Wer möchte schon gerne seine Beamtenpension und seine sichere Besoldung verlieren? Sie bedrohen viel lieber friedliche Studenten mit aberwitzig-komplexen Theorien.

Dem Vernehmen nach sollen auch drei Viertel aller Bundestagsabgeordneten Beamte bzw. Lehrer sein. Entsprechend fallen auch die erlassenen Gesetze aus. Unternehmerisch und ökonomisch Denkende sind im Bundestag Fremdkörper. Die Sicherung der eigenen indexierten Pension, die Spesenabrechnung, Auslandsreisen, Dienstwagen und die Vergütungen stehen im Vordergrund, ganz ähnlich wie bei Beamten oder Hochschullehrern. Wer fragt denn in diesem Umfeld nach wichtigen Kausalzusammenhängen? Wo kämen wir denn da hin? Wer riskiert schon ohne Not Job, Arbeit und Brot? "Wess’ Brot ich ess, dess’ Lied ich sing!" Ökonometrische Spielereien und die Entwicklung herrlicher theoretischer Modelle vertreiben nicht nur die Zeit, sondern beweisen auch die Notwendigkeit der eigenen Stellung und Existenz.

Ausserdem, wenn ein Politiker es wagen würde, dringend anstehende Reformen zu betreiben oder ein Professor diese zu propagieren, wären die Umsetzungen schmerzhaft und hätten unausweichlich Schweiss, Blut und Tränen im Gefolge. Ein ehrlicher Reformer wäre in Stunden abgewählt oder suspendiert, als Spinner gebrandmarkt und würde rasch zum Sozialfall. Aber ohne dramatische und äusserst schmerzhafte Massnahmen ist das System nicht mehr zu retten - wenn überhaupt!




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"