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Chinas Goldreserven: Was verbirgt sich hinter den offiziellen Zahlen?

22.10.2018  |  Ronan Manly
Eine der mysteriösesten und ungeklärtesten Fragen der Goldbranche dreht sich darum, wie viele Goldreserven der chinesische Staat - über die chinesische Zentralbank - tatsächlich besitzt. Seit Oktober 2016 hat die People's Bank of China (PBoC), die chinesische Zentralbank, jeden Monat unveränderte Goldbestände gemeldet und behauptet konsequent, dass sich ihre offiziellen Goldreserven weiterhin auf 1.842 Tonnen belaufen.

Diese Berichterstattung findet über Chinas State Administration of Foreign Exchange (SAFE) statt und wird als Teil des IWF-Projekts International Reserves and Foreign Currency Liquidity (IRFCL) von China auch an den Internationalen Währungsfonds (IWF) weitergegeben. Im Rahmen dieses Projekts werden Daten zu den offiziellen Reserven der weltweiten Zentralbanken gesammelt und veröffentlicht.

Diese offiziellen Daten des IWFs umfassen monetäre Goldbestände, Fremdwährungsreserven und IWF-Sonderziehungsrechte (SDRs) etc. Wie in der folgenden Tabelle aus der IRFCL-Datenbank auf der IWF-Webseite zu sehen ist, umfassen die monetären Goldbestände Chinas 59,24 Millionen Feinunzen (d. h. 1.842,61 Tonnen). Dies sind auch dieselben Daten, die der World Gold Council der IWF-Datenbank entnimmt und auf seiner eigenen Webseite veröffentlicht.

Doch wie der IWF anmerkt: "Länder, die an diesem Projekt [IRFCL] teilnehmen, tun dies auf freiwilliger Basis". Der IWF fügt den Daten einen Disclaimer hinzu und meint: "Bitte beachten Sie, dass die Veröffentlichung der Daten durch den Fonds (IWF) nicht als eine Bestätigung der Datenqualität durch den Fonds anzusehen ist."

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Was China gegenüber dem IWF offenlegt - Chinas offizielle Reserven, August 2018


Niemand kann aus seiner Haut heraus

China war lange Zeit verschlossen, wenn es um die Bereitstellung von Informationen über den wahren Status seiner monetären Goldreserven ging. Im April 2009 meldet es beispielsweise, dass seine Goldreserven von 600 Tonnen auf 1.054 Tonnen gesteigert wurden, eine Zahl, die seit 2003 nicht mehr aktualisiert worden war. Niemand glaubte, dass China im April 2009 auf einmal 454 Tonnen gekauft hatte. In Wirklichkeit hatte China still und heimlich, vollkommen unbemerkt, Käufe durchgeführt. Hier ein Zitat von Reuters vom Freitag, den 24. April 2009:

"China gab am Freitag bekannt, dass es seine Goldreserven seit 2003 heimlich um ein Dreiviertel erhöht hat. Damit stiegen die Bestände auf 1.054 Tonnen. Dies bestätige jahrelange Spekulationen darüber, dass das Land unbemerkt Käufe tätigte."

Im Juli 2015 machte China erneut eine überraschende Ankündigung, in der enthüllt wurde (oder behauptet wurde), dass seine Reserven von 1.054 auf 1.658 Tonnen gewachsen waren. Wie die Financial Times in einem Artikel mit dem Titel "China bricht sechsjähriges Schweigen über Goldreserven" schrieb:

"China räumte jahrelange Spekulationen über seine offiziellen Goldbestände aus, indem es eine Zunahme der Reserven von beinahe 60% seit 2009 bekanntgab."

Also brach China nur sein sechsjähriges Schweigen anstatt plötzlich 604 Tonnen Gold auf einmal gekauft zu haben. Im Juli 2015 bestätigte die PBoC, dass man damit beginnen würde, die vom IWF vorgegeben Standards bezüglich der Datenveröffentlichung einzuhalten, die voraussetzen, dass Länder dem IWF regelmäßig aktualisierte Daten ihrer Goldreserven zukommen lassen. Eine Zeit lang meldete die PBoC ab Juli 2015 jeden Monat eine Zunahme ihrer Goldreserven.

Doch diese Aktualisierungen, an denen sich die konstanten monatlichen Goldkäufe ablesen ließen, hörten im Oktober 2016 auf mysteriöse Weise auf. Seither behauptet die Chinesische Volksbank jeden Monat, noch immer 1.842 Tonnen Gold zu besitzen. Es sind nun zwei volle Jahre vergangen, seit der chinesische Staat die letzte Aufstockung seiner strategischen Goldreserven verkündet hat. In anderen Worten: China bewahrt erneut Stillschweigen.

Ist es naiv zu glauben, dass eine verschwiegene Nation, die eine lange Geschichte der geheimen Goldkäufe besitzt - und diese erst im Nachhinein zugibt - diese Praktik gestoppt hat? Warum würde sich China dazu bereit erklären, dem IWF regelmäßige Updates bezüglich seiner Goldkäufe zur Verfügung zu stellen, nur um nach 15 Monaten eine Kehrtwende zu machen und diese Updates einzustellen? Was soll man hier noch glauben?



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