Brien Lundin: Anzeichen für eine neue Goldhausse
30.10.2018 | The Gold Report
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Brien Lundin: Ich denke nicht, dass sein Handelskrieg in diesem Zusammenhang ein entscheidender Faktor ist. Meiner Einschätzung nach beschwert er sich über die Fed und redet schlecht über die Notenbanker, weil er nach einer Ausrede sucht, wenn ein wirtschaftlicher Abschwung einsetzt oder falls es zu einem ernsten Einbruch am Aktienmarkt kommt. Er sucht einen Sündenbock, dem er die Schuld zuschieben kann, und die Fed ist das offensichtliche Ziel. Ich denke, dass er schon einmal die Vorbereitungen dafür trifft. Außerdem sind er und seine Regierung offensichtlich für eine Niedrigzinspolitik und für Neuverschuldung. Das werden wir meiner Ansicht nach auch weiterhin bekommen.Maurice Jackson: Wann wird die Fed die Zinserhöhungen Ihrer Meinung nach beenden? Und welche langfristigen Folgen wird das anschließend haben?
Brien Lundin: Wenn die Obergrenze bei etwa 3% liegt, dann haben wir noch ungefähr drei Zinsschritte von jeweils 0,25% vor uns. Wenn die Fed im Dezember eine Zinserhöhung beschließt, wie allgemein erwartet wird, dann ist der Weg bis zu einem Leitzins von 3% nicht mehr weit. Dieser Wert könnte bereits in der ersten Hälfte des kommenden Jahres erreicht werden.
Ich denke, dass diese Tatsache momentan im Allgemeinen nicht ausreichend verstanden und honoriert wird. Einigen Investoren und Beobachtern ist schon seit Längerem bewusst, dass die Fed sich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähert, während dieser in anderen Währungen, bei anderen Zentralbanken wie der EZB und der Bank of England, noch nicht einmal begonnen hat. Doch auch diese Notenbanken werden bald nachziehen.
Ich schätze, dass aus diesem Grund bereits eine Verlagerung großer Kapitalmengen vom Dollar in den Euro und ins britische Pfund stattgefunden hat. Dieser Trend wird sich vermutlich fortsetzen und war wahrscheinlich der Grund dafür, dass es dem Dollar nicht gelungen ist, auf mehr als 95 Punkte zu steigen. In den nächsten etwa sechs Monaten wird es für die US-Währung meiner Meinung nach abwärts gehen.
Maurice Jackson: Apropos "Smart Money": Wir möchten unsere Zuhörer daran erinnern, dass Geld für uns physisches Gold und Silber bedeutet. Kommentieren Sie doch bitte die jüngsten Preisbewegungen am Goldmarkt.
Brien Lundin: Wirklich interessant war, dass der Goldkurs zuletzt mehrfach gestiegen ist, wenn der Aktienmarkt crashte, der Dollar sich aber stark entwickelte. Das würde normalerweise darauf hindeuten, dass die Goldkäufer auf der Suche nach einem sicheren Hafen sind. In meinen Augen ist das kein guter Preistreiber für Gold und eine langfristige Goldhausse, denn diese Safe-Haven-Nachfrage, die geopolitischen Probleme und die kleinen Krisen kommen und gehen. Sie bieten keine langfristige Grundlage für einen Aufwärtstrend. Was den Goldpreis auf lange Sicht wirklich steigen lässt sind Sorgen um die Geldpolitik, die Verschuldung, die Währungsentwertung, die Inflation etc.
Wenn wir also sehen, dass der Dollar und der Goldpreis gleichzeitig steigen, dann ist das ein Zeichen für Safe-Haven-Käufe, die wahrscheinlich nicht lange anhalten werden. Gleichzeitig haben allerdings auch die Aktien der Goldunternehmen zugelegt, und zwar sogar an Tagen, an denen die Aktienmärkte einbrachen. Die Goldaktien zeigten viel Stärke, was auf eine langfristigere Herangehensweise der Anleger an Goldinvestments hindeutet. Diese Entwicklung ist ein Hinweis darauf, dass die Menschen Gold kaufen, weil sie langfristig die geldpolitischen Faktoren im Blick haben.
Beide Gründe spielen also derzeit eine Rolle und das finde ich äußerst interessant. Es ist ermutigend, dass wir Anzeichen für Goldkäufe aus verschiedenen Gründen sehen. Wenn der Goldkurs genügend steigen kann, um eine Short-Covering-Rally auszulösen, weil all die Leerverkäufer am Terminmarkt ihre Positionen eindecken müssen, dann werde ich die Gelegenheit nutzen. Das könnte ausreichen, um wirklich einen langfristigen Aufwärtstrend an den Edelmetallmärkten auszulösen.
Maurice Jackson: Ich habe noch eine weitere Frage: Welche Vorkehrungen sollten umsichtige Anleger angesichts unserer heutigen Diskussion über die Edelmetalle treffen?
Brien Lundin: Nun, sie sollten physische Edelmetalle besitzen. Das ist das, was ich jedem empfehle. Wenn Sie ein Neuling in diesem Sektor sind, sollten Sie zunächst sicherstellen, dass Sie physische Metalle als Grundlage ihrer Edelmetallinvestments besitzen. Wichtig ist zudem, dass Sie Zugriff darauf haben. Legen Sie Ihr Gold und Silber nicht in ein Bankschließfach. Ich selbst bin ein großer Fan von alten Silbermünzen, dem sogenannten Junk-Silber.
Die physischen Investitionen sind wirklich die wichtigste Komponente, auch wenn ich bereits einige Gold- und Silberbugs - alte Hasen in diesem Sektor - gesehen habe, die zwar gerne mit den Aktien der Minengesellschaften spekulieren, aber keine physischen Edelmetalle besitzen. Diese sind allerdings Ihre Versicherung, nicht gegen das Unvorhersehbare, sondern gegen das Unvermeidliche.
Maurice Jackson: Sie haben hier verschiedene Punkte angesprochen, auf die ich gern noch einmal zurückkommen würde. Ersten sagten Sie, dass man seine Edelmetalle nicht in einem Bankschließfach lagern sollte. Könnte Sie das bitte kurz erklären?