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Zentralbanken im Goldkaufrausch: Werden Nachfrage und Preis beeinflusst?

23.11.2018  |  Ronan Manly
- Seite 2 -
Ich würde beide Fragen mit 'nein' beantworten. Zum einen wird der internationale Goldpreis nicht am physischen Markt gebildet, sondern an den "künstlichen" Märkten in London und New York, wo die Trades durch Barausgleich abgewickelt werden und nicht eindeutig zugeordnetes Papiergold bzw. derivate Gold-Futures gehandelt werden.

Zum anderen hortet der russische Staat Gold als strategisches Reserve-Asset in erster Linie deswegen, weil er das Glück hat, innerhalb seiner Grenzen über relativ umfangreiche Goldressourcen zu verfügen. Diese Nachfrage hat jedoch keinerlei Einfluss auf den internationalen Goldmarkt. Man könnte argumentieren, dass die Russen Gold eventuell am internationalen Markt kaufen würden, wenn sie es nicht selbst fördern könnten. Aber vielleicht würden sie das auch nicht tun. Das Gleiche gilt für die Zentralbank Kasachstans, welche aktuell 335 t Gold besitzt und in den letzten Jahren stetig signifikante Mengen zukaufte, indem sie das im Inland geförderte Gold erwarb.


Die Mongolei: Ein in sich geschlossenes System

Die Zentralbank der Mongolei wird vom WGC ebenfalls als Goldkäufer genannte, doch ebenso wie die Zentralbank der Russischen Föderation sind die Käufe auf die Binnenwirtschaft beschränkt. Die mongolische Notenbank erwirbt Gold aus den inländischen Minen im Rahmen eines Programms namens "National Gold to the Fund of Treasures", welches Anreize für Bergbauunternehmen und Kleinbetriebe schafft, das gewonnene Gold an den Staat zu verkaufen.

In den ersten zehn Monaten 2018 stockte die mongolische Zentralbank ihre Goldbestände um 17,7 t auf, wobei sie in den ersten sechs Monaten 7,1 t erwarb und die übrigen 10,6 t in den Monaten Juli bis Oktober zukaufte, d. h. in der Hauptsaison des inländischen Bergbaus.

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Informeller Goldabbau in der Mongolei


All dieses Gold wurde "Rechtspersonen und Privatpersonen" abgekauft. Auch 2017 hatte die mongolische Notenbank bereits 20 t des gelben Metalls von lokalen Unternehmen erworben. Die Zentralbank hat sich das Ziel gesetzt, die Goldreserven im Gesamtjahr um 22 t zu erhöhen, d. h. sie muss im vierten Quartal weitere 4,3 t beschaffen. Diese Käufe werden jedoch wie in Russland und in Kasachstan keinen Einfluss auf die Nachfrage am internationalen Goldmarkt und den internationalen Preis des Edelmetalls haben.


Indien: Goldgeschäfte mit der Bank of England und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

Auch die Reserve Bank of India (RBI) ist 2018 am Goldmarkt in Erscheinung getreten. Im ersten Halbjahr, größtenteils im März und im Juni, erwarb sie 8,1 t des gelben Metalls, bevor sie später über den Kauf von weiteren 13,7 t im Juli und August informierte. Insgesamt hat die indische Zentralbank ihre Goldreserven in diesem Jahr (per Ende August) also bereits um 21,8 t erhöht.

Das ist bemerkenswert, weil der letzte Goldkauf der Notenbank (abgesehen von 0,3 Tonnen im Dezember 2017) bereits neun Jahre zurückliegt. Im November 2009 hatte die RBI eigenen Angaben zufolge 200 t Gold vom Internationalen Währungsfonds gekauft.

Wenn wir die jüngsten Goldkäufe der RBI analysieren, erweist sich der Bericht der Bank für das Finanzjahr 2018 als hilfreich. Darin schreibt sie, dass in dem zum 30. Juni geendeten Finanzjahr 8,46 t Gold zugekauft wurden, wodurch sich die Reserven von 557,77 t auf 566,23 t erhöhten.

Diese 8,46 t neu erworbenen Goldes werden offenbar im Ausland gelagert: Von den 557,77 t, die die RBI seit 2009 besaß, wurden 265,49 t von der Bank of England und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich verwahrt, während 292,30 t in den heimischen Tresoren der Zentralbank in Nagpur lagerten. Nach Angaben des letzten Berichts dienen diese 292,30 t als "Deckung für die ausgegebenen Banknoten und als Aktiva der Notenausgabeabteilung", während "die übrigen 273,93 t (265,49 t + 8,46 t) als "Aktiva des Bankensystems" betrachtet werden.

Folglich zählen die neu zugekauften 8,46 t Gold nicht zu den 292,30 t, die in Nagpur eingelagert sind, sondern werden mit dem übrigen Staatsgold im Ausland verwahrt, höchstwahrscheinlich in den Tresorräumen der Bank of England. Das bedeutet, dass sich die 13,7 t, die die RBI im Juli und August erwarb, wohl ebenfalls außerhalb Indiens befinden, d. h. bei der Bank of England in London.

Da die Reserve Bank of India keine Details über die Art der Transaktionen und die Gegenparteien publik machte und auch nicht angab, ob es sich um eine treuhänderische Verwahrung handelt, ob das Gold verliehen wurde, ob es Teil von Swap-Geschäften war, oder ob es in kurzfristigen, rollierenden Depots hinterlegt wurde, ist nicht ersichtlich, ob die Käufe einen Einfluss auf die Goldnachfrage am Markt hatten.


Polen: Verliehenes Gold

Nach Angaben der Zentralbank Polens, der Narodowy Bank Polski (NBP), und den Daten des IWF, hat die Notenbank des Landes in den letzten Monaten 13,7 t Gold erworben, davon 1,9 t im Juli, 7,5 t im August und weitere 4,4 t im September. Infolge dieser Käufe hält die NBP eigenen Angaben zufolge nun 116,7 t an Goldreserven.


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