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"Overplaying a hand!" - Einsamkeit am italiensicher Staatsanleihemarkt!

23.11.2018  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1412 (07:20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1391 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.86. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.80. EUR-CHF oszilliert bei 1.1348.


Italiens Regierung: "Overplaying a hand!"

Die Regierung in Rom kommt über die Kapitalmärkte unter Druck. Ausländer haben italienische Staatsanleihen in den letzten Monaten abgestoßen. Alleine in den Monaten Mai und Juni summierten sich die Verkäufe auf 72 Mrd. Euro. Der unten beigefügte Chart belegt, dass sich damit eine stärkere Abwendung internationaler Kapitalgeber ergab als zumHochpunkt der Defizitkrise in der Eurozone.

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© Bloomberg


Dagegen haben italienische Banken Staatsanleihen akkumuliert, beispielsweise im Mai im Wert von 28,4 Mrd. Euro. Das ist auf ersten Blick hilfreich, aber damit erhöhen sich die Kreditrisiken der Banken im Fall einer Verschärfung des Konflikts.

Anders ausgedrückt verstärkt diese aktuelle Politik Roms die Risiken, denen die Italiener ausgesetzt sind. Das betrifft die Konjunkturlage, die Strukturlage, es betrifft den Arbeitsmarkt, es betrifft die Vermögensposition und die Zukunftsfähigkeit. Wir reden hier über den potentiellen Preis, den die konsumtiv und daher irrational geprägte Haushaltsvorlage Roms (potentielle Fortsetzung der Fehlsteuerung der letzten 70 Jahre) der vorlauten und populistischen Regierung in sich trägt, um am Ende die eigenen Bambini mit massiven zukünftigen Belastungen zu beschweren.

Wie verhalten sich die privaten Anleger, die bisher Rom die Treue gehalten haben? Goutieren sie die Politik Roms, indem sie fleißig Staatsanleihen erwerben oder zeigen sie Rom eine kühle Schulter?

Die Privatanleger Italiens, die bisher grundsätzlich an Roms Seite standen, stellen ihre Loyalität zur Disposition. Bei der letzten Auktion ergab sich nach drei Tagen der Auktion die geringste Nachfrage in der Historie dieser Statistik. Die Nachfrage stellte sich auf magere 874 Mio. Euro. Sie lag in der Spitze dieser Statistik bei 17 Mrd. Euro. Der aktuelle Wert liegt unterhalb des Niveaus der virulenten Krise Italiens 2012 (974 Mio.).

So sieht ein Misstrauensvotum aus, denn heiße Worte sind nichts anderes als billige Ware (Emotion). Am Öffnen des Portemonnaies erkennt man die wahre Überzeugung und Unterstützung (Ratio). Wir hoffen, dass die Herren Salvini & Co. sich fleißig an Käufen beteiligt haben, denn alles andere wäre wohl absurd!

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© Zerohedge


Die aggressive Haltung der Regierung Roms, die sich schlussendlich auch gegen die EZB richtet, wendet sich gegen die zweite Hand neben italienischen Banken, die sie über die noch andauernden Staatsanleihekäufe über Wasser hält. Fakt ist jedoch, dass die Programme der Anleiheankäufe Ende des Jahres auslaufen und damit diese Nachfragequelle ausfallen wird.

Mehr noch würden potentielle Hilfsprogramme über den ESM für Italien an viel stringentere Haushaltsvorgaben gebunden sein, als es jetzt im normalen Procedere der Fall wäre. Was bildet man sich bei den Populisten in Rom bloß ein?


Fazit zu der Lage in Rom:
  • Die normative Kraft des Faktischen belegt, dass diese Regierung bestenfalls ihre eigenen, aber nicht die italienischen Interessen unter rationalen Gesichtspunkten vertritt.

  • Die normative Kraft des Faktischen belegt, dass diejenigen, die in Italien diese Politik unterstützen, ihr kurzfristiges Eigenwohl (Hedonismus) im Auge haben und die Konsequenzen ihres Handelns der kommenden Generation aufbürden wollen. Ergo wäre die Umsetzung dieser Politik Ausdruck massivster Illoyalität im Generationenvertrag.

  • Die normative Kraft des Faktischen belegt, dass die aktuelle Regierung Roms aktiv gegen die elementaren Finanzierer Italiens in aggressiver Formvorgeht und damit die Bereitschaft der Loyalität gegenüber Rom im europäischen Haus belastet. Das ist vollständig kontraproduktiv.

  • Die normative Kraft des Faktischen belegt, dass Rom davon ausgeht, gegenüber den anderen Reformländern bevorzugt behandelt zu werden (Extrawurst). Rom ist doch nicht London ...


Prognose:

Die europäische Kommission wird gegenüber Italien vor dem Hintergrund des normativ Faktischen nicht nachgeben können. Es wird Spielräume in überschaubaren Maßen für Kompromisse geben, mehr nicht und das ist auch richtig so. Mehr noch ist es aus innereuropäischer Solidarität zwingend geboten, Rom keine Extrawürste hinterherzuwerfen!

Sollte es zu keinem Kompromiss kommen ist ein Regierungswechsel nach dem Muster Berlusconi/Monti realistischer als ein Exit Italiens aus der Eurozone/EU, denn ohne die europäische Familie könnte es für Italien in dieser komplexen globalisierten Welt mit den nicht überzeugenden Verschuldungsdaten und Hang zum Hedonismus recht einsam und kalt sein London erkennt diese Risiken gerade Mehr gibt es nicht zu sagen und zu schreiben.


Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1200 - 1.1500 eröffnet neue Chancen.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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