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Die Fed wird unbeabsichtigt mit ihrer Straffung fortfahren

19.12.2018  |  Steve Saville
Die Fed wird in dieser Woche die Zinsen höchstwahrscheinlich erneut um 0,25% erhöhen. Zeitgleich wird sie jedoch signalisieren, dass sie ihre Zinserhöhungen auf unbestimmte Zeit pausieren oder das Tempo dieser Erhöhungen drosseln wird. Die Finanzmärkte haben ein derartiges Ergebnis bereits einkalkuliert, wobei die Kurse der Leitzins-Futures-Kontrakte die Erwartung widerspiegeln, dass es 2019 nicht mehr als eine Zinserhöhung geben wird.

Das deutet jedoch nicht darauf hin, dass die Fed ihre straffere Geldpolitik stoppen oder deren Geschwindigkeit drosseln wird. Tatsächlich besteht die Möglichkeit, dass die Fed ihr aktuelles Tempo für mehrere Monate unbeabsichtigt beibehält.

Grund dafür ist, dass das Ausmaß der offiziellen geldpolitischen Straffung nicht durch Zinserhöhungen der Fed festgelegt ist; sie wird durch Veränderungen der Fed-Bilanz festgelegt. Wenn die Fed ihre Bilanz also weiterhin zu aktuellen 50 Milliarden Dollar im Monat reduziert, dann wird das Tempo, mit dem das geldpolitische Umfeld durch die Zentralbank gestrafft wird, unverändert bleiben; egal, was mit den offiziellen Zinszielen geschieht.

Anders gesagt: Eine Verlangsamung oder Beendigung des Zinsprogramms der Fed deutet nicht auf eine einfachere geldpolitische Haltung seitens der US-Zentralbank an, solange die Linie auf dem folgenden Chart eine Abwärtskurve bildet.

Der Chart zeigt die Bestand an Reserven, der im Namen der Geschäftsbankenbranche bei der Fed eingelagert wird. Rückläufige Reserven sind an sich keine Andeutung auf eine straffere Geldpolitik, da Bankreserven kein Teil der wirtschaftlichen Geldmenge sind. Doch wenn die Fed die Bankreserven durch Verkauf von Wertpapieren an Wertpapierhändler (wie aktuell zu 50 Milliarden Dollar im Monat) reduziert, nimmt sie damit auch Geld aus der Wirtschaft*.

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Ich benutze das Wort "unabsichtlich" für die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed ihre aktuelle Straffung beibehält, da die Entscheidungsträger der Fed - wie die meisten Finanzmarkt- und Wirtschaftskommentatoren - nicht bemerken, was wirklich zählt, wenn es um die geldpolitische Situation geht. Sie arbeiten unter der falschen Annahme, dass eine geldpolitische Straffung primär durch Erhöhung der kurzfristigen Zinsen beeinflusst wird und dass das aktuelle Programm zur Reduzierung der Bilanz eine prozessuale Maßnahme mit relativ geringen Konsequenzen für die reale Welt ist.

Demnach könnte es in den nächsten Wochen einen kollektiven Seufzer der Erleichterung innerhalb der Finanzwelt geben, wenn Trader sich so verhalten, als hätte die Fed ihren Fuß vom geldpolitischen Gaspedal genommen. Darauf wird dann wiederum ein kollektives "Ups!" folgen, wenn klar wird, dass das geldpolitische Umfeld noch immer gestrafft wird.

*Wenn die Fed Wertpapiere im Wert von x Dollar an Wertpapierhändler verkauft, dann werden x Dollar von einem Konto des Wertpapierhändlers bei einer Geschäftsbank abgehoben und x Dollar von den Reserven, die die Fed bei der Bank des Wertpapierhändlers hält, abgezogen.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



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Dieser Artikel wurde am 18. Dezember 2018 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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