Was die US-Mint mit Saudi-Arabien zu schaffen hatte
26.12.2018 | John Paul Koning
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Trotz der Anziehungskraft von Boosels ARAMCO-Theorie bekräftigen die FRASER-Dokumente diese nicht. In jeder Instanz, in der Diskussionen über die Scheiben stattfinden, wird klargestellt, dass diese für die saudische Regierung produziert wurden und nicht für ARAMCO.Boosels ARAMCO-Theorie ist sogar noch unwahrscheinlicher, wenn man bedenkt, dass eine derartige Transaktion illegal gewesen wäre. Gemäß den damaligen Regeln des Goldstandards war es dem Finanzministerium verboten, Gold an Privatunternehmen zu verkaufen. Als die USA 1934 zurück zum Goldstandard kehrten, nachdem dieser beginnend 1933 pausiert wurde, hatte man die Bedingungen des Umtausches verändert.
Während zuvor jeder historisch das Recht hatte, US-Dollar in Gold umzuwandeln, so war es nach 1934 nur noch ausländischen Regierungen erlaubt, Dollar in das gelbe Edelmetall umzuwandeln. Zusätzlich wurden alle US-amerikanischen Goldmünzen aus dem Umlauf genommen und der private Besitz von Gold als illegal erklärt.
Also hatte ARAMCO nicht das Recht, Gold vom Finanzministerium zu erwerben. Nicht nur das; es wäre zudem illegal für ARAMCO gewesen, diese Scheiben auf US-amerikanischem Boden zu lagern, sobald man diese erhalten hatte. Eines der FRASER-Dokumente gibt sich große Mühe, darauf hinzuweisen und merkt an:
"Es ist der Grundsatz des Finanzministeriums, monetäres Gold nur an ausländische Regierungen, Zentralbanken und internationale Geldinstitutionen zu verkaufen. Dementsprechend ... verkaufte das Finanzministerium der Arabian American Oil Company oder irgendeinem anderen inoffiziellen Käufer kein Gold."
Das bedeutet jedoch nicht, dass es keinerlei Verbindung zwischen dem Finanzministerium und ARAMCO gab. Die FRASER-Dokumente erwähnen mehrere Fälle, in denen die beiden miteinander kooperierten. Im Jahr 1948 half das Finanzministerium beispielsweise dabei, staatliche ARAMCO-Käufe über 82 Millionen Dollar zu vereinfachen, indem es das Unternehmen mit ausländischen Regierungen in Kontakt brachte, die Münzbestände vorzuweisen hatten (das umfasst auch die Vereinbarung mit Argentinien, die ich oben erwähnt habe). Doch das Finanzministerium wies ARAMCO nur die richtige Richtung an und nahm selbst nicht an der Vereinbarung teil.
Walter Spahr und die Gold Standard League
Selbst als das Finanzministerium als eine Liaison für ARAMCO agierte, schwieg es bezüglich der Rolle, die es spielte. Es herrschte Aufruhr darüber, die USA zurück zu einem vollständigen Goldstandard kehren zu lassen; ein Standard, unter dem Goldmünzen erneut zirkulieren würden und jeder - auch der amerikanische Bürger - in der Lage wäre, Papiergeld zu Gold umzutauschen. Die Bewegung wurde durch den temperamentvollen Walter Spahr, einem Volkswirtschaftler aus New York, angeführt, der das Leitbild hinter der Gold Standard League und deren dazugehörigen Organisation darstellte, des Economists' National Committee for Monetary Policy.
Plakat aus dem Jahr 1933, das den Amerikanern vorschrieb, ihr Gold abzugeben
Das Finanzministerium, das erst elf Jahre zuvor Goldmünzen aus dem Umlauf verbannt hatte, fürchtete Spahr und dessen Ideen. Durch Prägung von Münzen für ausländische Regierungen und der Unterstützung von Unternehmen bei dem Kauf von Sovereigns riskierte das Finanzministerium, Spahrs Zorn auf sich zu ziehen und lieferte ihm die Art von Munition, die er brauchte, um eine öffentliche Debatte zum Thema Goldmünzprägung auf den Plan zu rufen.