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Was die US-Mint mit Saudi-Arabien zu schaffen hatte

26.12.2018  |  John Paul Koning
- Seite 4 -
Zum Glück des Finanzministeriums zogen weder die ARAMCO-Sovereigns noch die Münzen, die direkt an Saudi-Arabien verkauft wurden, Spahrs Aufmerksamkeit auf sich oder sorgten für öffentliche Beschwerden. "Eine geschickte Handhabung von Reportern half zweifelsfrei dabei, die Möglichkeit abzuwenden, in Verlegenheit zu geraten", schrieb einer der Offiziellen.

Zusammenfassend ist es anzuzweifeln, dass die Scheiben für ARAMCO hergestellt wurden - wäre dies der Fall gewesen, hätte das Finanzministerium das Gesetz gebrochen. Die Vorstellung, dass die USA eventuell in Betracht gezogen hätten, die Scheiben illegal herzustellen, ist noch unwahrscheinlicher, wenn man bedenkt, dass die Offiziellen - angesichts des Aufruhrs bezüglich einer Rückkehr zu einem Vor-1934-Goldstandard - jegliche Form der Kritik mitbekamen.


Eine Nation, die von eingestellten ausländischen Goldmünzen abhängig ist

Es gibt eine viel einfachere Antwort auf Boosels frustrierte Bitte nach dem "Warum?" hinter den Scheiben. Ähnlich wie die meisten Länder des Nahen Ostens besaß Saudi-Arabien keine eigenen Banknoten. Sein geldpolitisches System war vollkommen von Edelmetallmünzen abhängig. Aber es produzierte kein eigenes Münzgeld.

Bei kleineren Transaktionen verließen sich die Saudis primär auf ausländische Silbermünzen wie den allgegenwärtigen Maria-Theresa-Dollar, eine Münze, die in Österreich geprägt wurde. Die indische Rupie, die weitläufig im Nahen Osten zirkulierte, war ähnlich wichtig. Bei größeren Transaktionen verwendeten die Saudis britische Gold-Sovereigns.

Demnach machte es vollkommen Sinn, dass die saudische Regierung das US-amerikanische Finanzministerium um Hilfe bat. Wie ich zuvor angemerkt habe, produzierten die Briten den Sovereign nicht länger. Angesicht der unausweichlichen Knappheit, die dadurch entstanden sein muss, mussten die saudischen Offiziellen ziemlich verzweifelt gewesen sein, der Nation einen funktionierenden Goldersatz vorzulegen, der zur Zirkulation innerhalb der nationalen Grenzen verwendet werden konnte.

Sich an die USA zu wenden, machte Sinn. Das US-Finanzministerium war der größte Goldinhaber der Welt und die US-Mint konnte dieses Gold zu Münzen produzieren. Zum Unglück der Saudis weigerten sich die britischen Offiziellen jedoch, die ursprünglichen Pressformen des Sovereign an die US-Mint auszuhändigen.

Die unverzierten Scheiben, deren Produktion die US-Mint stattdessen anbot, waren demnach eine annehmbare zweite Option für die saudische Regierung. Abgesehen von den Kennzeichnungen entsprachen die Scheiben den Sovereigns exakt.

Nachdem die Aufträge für die Goldscheiben 1945 und 1947 erfüllt worden waren, erhielt die US-Mint im Oktober 1947 einen dritten Auftrag der saudischen Regierung. Aber die Saudis stornierten diesen Auftrag angesichts eines besseren Angebots.

Im Dezember desselben Jahres signalisierten US-amerikanische Offizielle den Saudis, dass das Finanzministerium gewillt wäre, alte britische Sovereigns zu versteigern, die sich unter den offiziellen Reserven befanden. Für die Saudis war dieses Angebot zu gut, um es auszuschlagen, also lehnten sie eine dritte Ausgabe der Scheiben ab und ließen sich stattdessen Sovereigns aushändigen.


Schlussfolgerung

Die Geschichte der ARAMCO-Goldscheiben ist zweifelhaft; eine reine Spekulation, die erstmals vor 50 Jahren erträumt und oft genug wiederholt wurde, um für bare Münze genommen zu werden. Wenn, dann hoffe ich, dass dieser Artikel Goldmünzkäufer dazu anregt, ihre Hausaufgaben zu machen.

Jeder, der plant, eine Goldmünze zu einem höheren Aufpreis als dessen reiner Rohstoffwert zu erwerben, muss sicher sein, dass er exakt weiß, warum er einen derartig hohen Preis bezahlt. Andernfalls ist es besser, bei normalen Goldbullionmünzen zu bleiben.

Die Geschichte der Goldscheiben Saudi-Arabiens illustriert ebenfalls die verblüffende Vielzahl an geldpolitischen Absprachen, die es über den Erdball verteilt gab, selbst innerhalb derselben Ära. Wie merkwürdig ist es, dass sich die USA, die selbst vor einigen Jahren Goldmünzen verboten, in einer Position wiederfanden, in der sie Goldmünzen für eine Nation prägen mussten, die noch immer vollkommen abhängig von Edelmetallen war? Geldpolitische Systeme sind oft voll von derartigen Überraschungen.


© JP Koning
BullionStar



Der Artikel wurde am 26. November 2018 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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