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Gold, MMT und die Inflation des Fiatgeldes in Frankreich

25.05.2019  |  Kelsey Williams
"Die moderne Geldtheorie (MMT) ist ein heterodoxes, makroökonomisches Konstrukt, das besagt, dass Länder mit Währungssouveränität - USA, Vereinigtes Königreich, Japan und Kanada - funktionell nicht von Einnahmen eingeschränkt werden, wenn es um die staatlichen Regierungsausgaben geht. In anderen Worten: Derartige Regierungen müssen Ausgaben nicht mit Steuern oder Krediten bedienen. Sie können so viel Geld drucken, wie sie möchten, da sie der alleinige Emittent der Währung sind." - Investopedia

Natürlich werden Regierungen nicht von Einnahmen "eingeschränkt." Sie waren schon immer in der Lage, "so viel Geld zu drucken, wie sie wollen."

Die moderne Geldtheorie ist nicht "modern." Ganz und gar nicht.

Ende des 18. Jahrhunderts steckte Frankreich in tiefen Schulden. Ein allgemeines Ausbleiben von Kapital und Vertrauen forderte seinen Tribut und der Wirtschaft fehlte es an Aktivität. Das Wachstum stagnierte.

Zu diesen Umstände war die Erwartung, dass man ohne Eingreifen der Regierung zu besseren Zeiten zurückkehren würde, nur vernünftig. Leider hätte das Geduld und Zurückhaltung der Politiker vorausgesetzt. Die meisten Politiker können den Schreien "etwas zu tun" nicht widerstehen. Auch wenn diese Rufe nicht existieren, wird die Regierung sie trotzdem hören.

Ein Finanzkomitee innerhalb der Nationalversammlung meinte im Jahr 1790, dass "die Leute ein neues zirkulierendes Medium fordern ... die Zirkulation von Papiergeld ist das Beste ... das freiste, da es auf dem Willen der Bevölkerung beruht ... es wird das Interesse der Bürger mit dem Gemeinwohl verknüpfen."

Und welchen besseren Weg gäbe es, wertloses Papiergeld zu drucken, als an den Patriotismus der französischen Bevölkerung zu appellieren: "Lasst uns Europa zeigen, dass wir unsere eigenen Ressources verstehen; lasst uns den direkten Weg zu unserer Befreiung einschlagen, anstatt uns auf verworrene und finstere Wege bruchstückhafter Kredite zu begeben."

Anstatt sich in Geduld und Zurückhaltung zu üben, begab sich die französische Regierung in die entgegengesetzte Richtung. Eine Handlungsaufforderung war ausgesprochen worden.

Es herrschte starker Widerstand gegen diese Bemühung, doch nicht genug, um die Welle der enthusiastischen Befürwortung einzudämmen. Die fundamentale Volkswirtschaft und historischen Erfahrungen wurden zugunsten von Appellen der Politiker und anderer Menschen ignoriert.

Die Erstemission von Papiergeld unter der konstitutionellen Regierung Frankreichs wurde im April 1790 ausgerufen. Die angebliche Deckung, oder Sicherheit, des Papiergeldes basierte auf dem Eigentum, das von der französischen Landeskirche konfisziert worden war.

Zusätzlich zahlten die Noten 3% Zinsen im Jahr. Demnach wurde erwartet, dass man sie "bald den Münzen bevorzugen würde, die man aktuell hortete ..." ("Münzen" im Sinne von Gold).

Die anfänglichen Auswirkungen des Papiergeldes waren ziemlich positiv und jegliche Nachteile hätte man wahrscheinlich Jahre später, als die Konsequenzen einer äußerst blutigen Revolution verschlimmert wurden, nicht so deutlich gespürt, wenn sich die Regierung herausgehalten hätte.

Doch nachdem die Einnahmen ausgegeben wurden, befand sich die Regierung erneut auf dem Trockenen; eine erneute Ausgabe des Papiergeldes wurde als notwendig angesehen. Wehleidiger Widerstand wurde mit intellektueller Redekunst gekontert, die Stabilität und Sicherheit der beabsichtigten Währung betonte.

Zudem gab es zu dieser Zeit Prognosen, dass der Besitz von Papierwährung begehrenswerter sein würde als der Besitz von Gold und, dass das Metall all seinen Wert verlieren würde.

Ein Gesetzesvorschlag, der die Ausgabe einer weiteren Version von Papiergeld autorisierte, wurde im September 1790 verabschiedet, nur fünf Monate nach der Erstemission. Diesmal zahlten die Noten keine Zinsen. Die Sicherheit, die durch die Deckung des konfiszierten Landes erfolgte, wurde als äußerst angemessen angesehen.

Die Zirkulation der neuen Noten sollte ihre angebliche Konkurrenz - d.h. Gold und Silber - geschickt in den Schatten stellen. Oh, und im Übrigen wurden hierbei doppelt so viele neue Noten ausgegeben als das erste Mal.

Eine dritte Emission wurde im Juni 1791 genehmigt; und eine vierte folgte im Dezember desselben Jahres. Beiden Emissionen wurde rasch zugestimmt, mit weniger Fanfare und deutlich geringerer Opposition.

Der Grund für den schwächeren Widerstand gegen die neue Emission von Papiergeld kann mit der Antwort eines erstmaligen Drogennutzers verglichen werden. Sobald man die angenehmen Auswirkungen gespürt hat und sich diese verflüchtigt haben, ist das Bedürfnis für eine erneute Dosis stärker. Die folgenden Anwendungen bringen jedoch nicht dieselben Vorteile mit sich wie zuvor. Demnach braucht man mehr Drogen, oder Geld/Kredit, um dieselben Ergebnisse zu erzielen.

Das ist exakt der Grund, warum es von Regierungen und Zentralbanken als unmöglich empfunden wird, die Erhöhung der Inflation zu unterlassen. Der Kreis setzt sich also fort, bis eine unverblümte Ablehnung erfolgt. Oder der Süchtige stirbt aufgrund der kumulativen negativen Konsequenzen.

Ein weiterer Grund für die relative Einfachheit, die mit der Emission von Papiergeld durch die französische Regierung einherging, war die Tatsache, dass der fehlende Patriotismus, der den Papiergeldgegnern vorgeworfen wurde, gleichbedeutend mit Verrat war.

Die drohende Guillotine mag diese offensichtliche Opposition abgeschreckt haben, doch das verhinderte die nachteiligen Folgen nicht, die Frankreich als Ergebnis der Papiergeldflut heimsuchten. Alle Preise schossen enorm in die Höhe. In weniger als fünf Jahren stiegen die Preise von lebensnotwendigen Gütern wie Mehl (zum Kochen) und Holz (zum Heizen) um mehr als das Hundertfache und in einigen Fällen sogar um mehr als das 250-fache oder mehr.

Es gab jedoch einen Faktor, der einen angemessenen Preisanstieg noch nicht einmal annähernd widerspiegelte. Die Gehälter der Arbeiter waren im Sommer 1792 nicht höher gestiegen als vor vier Jahren.


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