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Notenbanken läuten Goldbullenmarkt ein

11.06.2019  |  Markus Blaschzok
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Die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinssenkung um 0,5% bis Jahresende liegt bei 80% und um 0,75% bei 46%


Auch der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, trat vergangene Woche, am Donnerstag auf die Bühne und verkündete, dass man die Zinsen nicht nur bis Ende 2019, sondern bis zum ersten Halbjahr 2020 unverändert bei null Prozent belassen werde. Erlöse aus auslaufenden Anleihen sollen weiterhin reinvestiert werden, um die offizielle Inflationsrate möglichst bei 2% zu halten. In den letzten Jahren hatte ich, entgegen der landläufigen Marktmeinung, stets prognostiziert, dass die EZB nicht in der Lage sein würde, eine geldpoltitische Trendwende mit steigenden Zinsen zu vollziehen, wie sie es zum damaligen Zeitpunkt in den USA gab. Ich stand mit meiner Prognose allein und behielt letztlich recht.


Ausbruch des Goldpreises über 1.350 $ verschoben

Nach dem Motto "Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten" stiegen die Aktienmärkte sowie der Goldpreis zum Ende der letzten Woche aufgrund schlechter Arbeitsmarktdaten noch einmal deutlich an. Schlechte Wirtschaftsdaten bedeuten heutzutage nicht mehr, dass die Märkte fallen, sondern das Gegenteil. Je schlechter die Wirtschaftsdaten sind, desto wahrscheinlicher werden Zinssenkungen und somit neue QE-Programme der Notenbanken, welche eine Entwertung der Währungen nach sich ziehen. Diese Währungsabwertung bzw. Inflation stützt den Aktienmarkt und beflügelt den Goldpreis noch viel stärker, womit das Verhalten der Marktteilnehmer durchaus rational ist.

Am Freitag stieg der Goldpreis aufgrund der schlechten US-Arbeitsmarktdaten bis an seinen mehrjährigen Widerstand bei 1.350 $ an und es hätten nur noch ein oder zwei exogene Faktoren gefehlt, um den Goldpreis erstmals seit Jahren über diesen Widerstand zu heben. Stattdessen zeigte sich US-Präsident als Spielverderber am Wochenende und verkündete einen Tag vor dem Inkrafttreten der Zölle gegen Mexiko, dass diese ausgesetzt werden, da man sich mit Mexiko auf eine effektive Sicherung der Grenzen geeinigt habe.

Die Zölle gegen Mexiko waren letztlich der Auslöser der Rallye am Goldmarkt, weshalb es nicht verwundert, dass der Goldpreis nun zum Wochenbeginn mit einem Preisrückgang reagierte. Stattdessen gibt es jetzt durch das Ausbleiben einer weiteren Front im Handelskrieg und den Bekundungen der Zentralbank wieder Konjunkturoptimismus und die Hoffnung auf ansteigende Aktienmärkte, weshalb der Risikoappetit der Anleger zurückkehrte und es zu Verkäufen am Goldmarkt kam.

Weder China noch Mexiko sind jedoch der Grund, warum der Goldpreis anstieg und letztlich auch ansteigen und den Widerstand bei 1.350 $ durchbrechen wird. Es sind nur Nebenkriegsschauplätze, denn die Gefahr ist die Rezession, die unweigerlich auf die Weltwirtschaft zurollt. Seit zwei Jahrzehnten türmen sich Fehlallokationen zunehmend auf wobei die Fallhöhe stetig zunimmt. Die Notenbanken werden daher schon in den nächsten ein bis zwei Jahren wieder neue QE-Programme lancieren müssen, um das Fiat-Funny-Money Kreditgeldsystem vor dem Bankrott zu bewahren.

Dann werden auch die Zinsen unweigerlich ansteigen, jedoch inflationsinduziert, sobald die Märkte verstanden haben, dass auf die nächste Rezession wieder mit dem Drucken von Geld seitens der Notenbanken geantwortet wird und es keinen Exit aus der billigen Geldpolitik mehr geben wird.

Unter den dann gestiegenen Inflationserwartungen werden die Anleihenmärkte einbrechen und eine beispielslose Flucht in inflationsgeschützte Anlageklassen einsetzen. Dabei werden die Edelmetalle, allen voran Gold das bevorzugte Fluchtmedium sein, dessen Preis sukzessive ansteigen wird. Ein neuer Goldbullenmarkt formiert sich und es baut sich immer mehr Druck unterhalb des Widerstands bei 1.350 $ auf. Sobald dieser Deckel letztlich wegfliegt, sollte man in Gold investiert sein, um die starke Rallye nicht zu verpassen.


Technische Analyse

Palladium: Zum Vormonat neutral - zur Vorwoche leichte Stärke

Positionierung der spekulativen Anleger (Commitment of Traders)

Zum Vormonat zeigt sich der Terminmarkt für Palladium neutral, während sich vor wenigen Wochen auf Monatssicht noch Stärke zeigte. Dies ist unter anderem dem Preisrückgang des gesamten Edelmetallsektors bis zum 29. März geschuldet. Bullen bzw. physische Käufer hielten sich in den letzten Wochen vermutlich etwas zurück, um günstigere Preise zu erwischen. Die schlechteren Wirtschaftsdaten und die Ängste vor einer Rezession dürften zusätzlich und sukzessive zu einer schwächeren Nachfrage beitragen.

Insgesamt ist hier trotz des starken Anstiegs im letzten Jahr keine exzessive bullische Spekulation zu erkennen. Die Bullen am Terminmarkt nahmen immer wieder Gewinne mit und der Preisanstieg wurde hauptsächlich von dem Defizit am physischen Markt getragen. Dementsprechend wäre ein erneuter spekulativer Anstieg des Preises grundsätzlich möglich, wenn die Konjunktur nicht absäuft und das Defizit am Markt anhält.

Da die Daten neutral sind und sich ebenso weder Stärke noch Schwäche zeigen, gibt es aktuell kein Setup mit einem guten CRV für einen kurz- bis mittelfristigen Trade - alles scheint möglich und Dank der neuen Verbalintervention von J. Powell ist eine Verschiebung der Rezession möglich und somit auch ein erneuter Anstieg des Palladiumpreises zu seinem Allzeithoch.

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Der Terminmarkt zeigte sich zum Stichtag des Reports am 4. Mai neutral und das Sentiment ist leicht bärisch gestimmt



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