David Morgan: Tauscht Gold gegen Silber beim derzeit extremen 90:1-Verhältnis

Ich wollte Ihnen also diese Frage stellen, David: Wird China seine Bestände Seltener Erden als Waffe benutzen? Es kontrolliert ja einen riesigen Anteil des weltweiten Angebots. Was können Sie uns zu dieser Situation sagen?

David Morgan: Nun, China kontrolliert ca. 80% davon. Tatsächlich wird dort wahrscheinlich mehr als 90% davon abgebaut. Und China droht damit, sie als - und das ist das Schlagwort hierbei - Waffe zu benutzen und als Druckmittel einzusetzen; ein großes in diesem "Handelskrieg". Ob China das durchzieht oder nicht, bleibt abzuwarten.

Wir wissen, dass China in der Vergangenheit bereits - wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht 2010 - Japan von seiner Versorgung abschnitt. Kurz darauf entstand ein Schwarzmarkt, das heißt, dass es Lieferungen auf anderen Kanälen gab, die es nach Japan schafften.

Andererseits, sollte China das durchziehen, wird sich der US-Markt letzten Endes - sicherlich nicht über Nacht - anpassen und freundlichere Partner finden, wie Australien, Brasilien sowie andere Länder, in denen Seltene Erden vorkommen und die dann verarbeitet werden müssten. Vielleicht sogar durch die USA. Und wenn wir diese Hürde überwinden, wird China einen großen Markt verloren haben, weil wir einen "verlässlicheren" Zulieferer gefunden hätten.

Es ist zweischneidig, Mike. Es ist sicherlich ein Grund zur Sorge und könnte uns kurzfristig schaden. Doch auch wenn es soweit kommen sollte, wird nicht gleich alles über Nacht dicht machen. Aber es hätte ohne Zweifel Auswirkungen.


Mike Gleason: Geben Sie doch den Leuten, die noch nie etwas von Seltenen Erden gehört haben, einen kleinen Überblick. Was sind sie? Wo werden sie eingesetzt? Und wieso sollten sich Leute dafür interessieren?

David Morgan: Man sagt, es gäbe 17 Seltene Erden - eigentlich sind es 15, aber darauf werde ich jetzt nicht weiter eingehen. Es gibt also 17 davon im Periodensystem. Sie sind absolut notwendig für Hightech-Gesellschaften. Man braucht z. B. Lanthan für das Cracken, das heißt Rohöl zu Benzin machen. Neodym wird zur Magnetherstellung verwendet und Magnete werden in Motoren eingesetzt und Motoren gibt es überall, von Scheibenwischern zu Tesla-Motoren und allem dazwischen.

Sie sind also sehr, sehr wichtig. Und das waren nur zwei Schlüsselbereiche. Verteidigung, MRT, das Gorilla Glass auf Ihrem iPhone, all das beinhaltet Seltene Erden und von einigen auch nicht zu wenig. Sie sind also wichtig und ohne sie hätten wir nicht die Hightech-Gesellschaft, die wir so schätzen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das entwickelt. Ich weiß es nicht. Zu diesem Zeitpunkt weiß es keiner. Aber ich denke, es handelt sich dabei mehr um Rhetorik als Substanz. Aber nochmals, das ist alles noch offen.

Eine weitere Möglichkeit, die ich auch im TV-Interview nannte, ist, dass sie beispielsweise nur Neodym, als Untergruppe aller Seltenen Erden und wichtig für die Magnetindustrie bzw. Motoren, nehmen und das Angebot einschränken.

Wozu ich im Interview auf Fox Business übrigens nicht gekommen bin, war, dass China einen inländischen Preis für Seltene Erden hat und einen für das Ausland. Ich kenne jetzt nicht das exakte Verhältnis, aber mal angenommen, Seltene Erden kosteten in China ein Zehntel von dem, was sie außerhalb Chinas kosteten. Wie gesagt, kann ich mich nicht erinnern, ob es tatsächlich ein Verhältnis von 10:1 war, aber es war signifikant. Doch nachdem es eingeführt und durchgezogen wurde, kam die Welthandelsorganisation (WHO), sah sich die Sache an und meinte: "Das geht gar nicht."

Der Druck auf China durch die Strafzölle und eventuelle andere Lasten innerhalb ihres politischen Systems könnte steigen. Und wenn es wirklich den Schlüssel zu der Situation mit Seltenen Erden hält, könnte China - hypothetisch - schlichtweg entscheiden: "Es zahlt sich für uns nicht aus, in der Welthandelsorganisation zu sein. Wir treten aus."

Ich finde, dass die Seidenstraße, die sie wieder aufbauen, sehr zweckgerichtet ist und mit langfristiger Sichtweise durchgeführt wird. China sieht es als einen wichtigen Handelsmechanismus, um entscheidend für die Weltwirtschaft zu werden. Und daran wird kontinuierlich gearbeitet.


Mike Gleason: Im Mittleren Westen der USA gab es starke Überflutungen. Dies wird sich mit Sicherheit in den nächsten Monaten stark auf die Lebensmittelpreise auswirken. Was meinen Sie, David? Könnten wir eine große Preisinflation bei Lebensmitteln haben und würde das eine große Wirkung auf die gesamte Wirtschaft, die Inflation oder die Geldpolitik haben?

David Morgan: Gut, dass Sie das zur Sprache bringen, Mike. Das ist entscheidend, da bin ich mir sicher. Ich denke, dass Lebensmittelpreise steigen werden. Das ist meiner Erfahrung nach der einzige Bereich, bei dem Amerikaner wirklich aufmerksam sind. Jeder muss schließlich essen.

Wenn also Mutter beim Familieneinkauf oder wer auch immer bemerkt, wie schnell die Lebensmittelpreise steigen, setzen sie es mit Inflation gleich. Das ist nicht zu übersehen. Sobald der Gedanke aufkommt, dass die Preise steigen, denken viele Leute an Inflation. Das ist der Moment, in dem sie sich nach beispielsweise Edelmetallen umblicken, denn die meisten Menschen verstehen, dass Inflation nichts Gutes bedeutet. Und die meisten Menschen verstehen, dass Edelmetalle den einzigen Schutz bieten.

Ich bin also der Meinung, dass es eine positive Auswirkung auf Edelmetalle hätte. Ich denke, das wird geschehen, unabhängig davon, was sonst noch in der Wirtschaft geschieht. Soweit es mich betrifft, ist es unvermeidbar, dass landwirtschaftliche Produkte signifikant teurer werden. Ob es nun diesen Wendepunkt in der Psychologie, von der ich rede, erreicht und den Menschen langsam wirklich bewusst wird, dass die Inflation zurück ist und sie etwas dagegen unternehmen müssen, bleibt abzuwarten. Aber ich denke, dass es so kommen wird.

Das beziehe ich auch in meine Sicht mit ein, wenn ich sage, dass der Goldpreis bis Jahresende mindestens über das Niveau 1.350 $, bzw. 1.360 $ steigt. Es gibt auch viele Goldanalysten, die sagen, dass der Goldpreis auf 1.375 $ steigen werde. Und sobald Gold dieses Niveau erreiche, könnte Silber an Fahrt gewinnen, da es verglichen mit Gold derart unterbewertet ist. Aber darüber hinaus erwarten sie nicht viel. Ich erwarte viel mehr in den kommenden Jahren - also bis 2023. Ich denke, es wird deutlich höhere Preise geben und die Edelmetalle werden auf neue Höchststände steigen.