Von Zuversicht und Euphorie zu Angst und Verzweiflung
24.07.2019 | Egon von Greyerz
Die heutige Investoren stehen vor der Hobson‘s Choice, der "Stirb oder Friss"-Wahl. Allerdings verstehen sie immer noch nicht, welche weiteren Optionen ihnen offen stehen.
Thomas Hobson besaß einen Mietstall mit 40 Pferden im Cambridge des 16./ 17. Jahrhunderts. Die Kunden konnten jedoch nur ein Pferd auswählen. Entweder nahmen sie das Pferd, das am nächsten am Eingang stand, oder gar keins.
Die Hobson‘s Choice bedeutet im Grunde nur: "Dieses oder keines".
Unten finden wir die Auswahl an Asset-Klassen, aus denen die Investoren heute wählen können und in die auch 99% der globalen Liquidität investiert werden. Das Problem ist, dass diese Anlageklassen in Folge jahrzehntelanger unbegrenzter Kredit- und Geldschöpfung zu massiven Blasen geworden sind.
Angenommen, die Pferde im Stall stünden für die unten folgenden Anlageklassen: Die sich uns bietenden Wahlmöglichkeiten wären allesamt sehr schlecht - unabhängig davon, welche dem Eingang am nächsten ist:
Alle werden zugreifen und niemand ablehnen
Das Problem ist, dass kein Investor die Wahl "ausschlagen" wird, denn alle wurden so konditioniert, dass man sein gesamtes Kapital in eine oder verschiedene Asset-Klassen steckt - und genau das ist deren Hobson‘s Choice. Ganz wenige werden sich, mit Blick auf die heute ersichtliche Risikolage, zu große Sorgen machen; und kein Mensch wird glauben können, dass wirklich alle Pferde im eigenen Anlagestall lahm oder untauglich sein könnten. Also werden alle "zugreifen", weil sie nach wie vor glauben, dass diese Assets ewig steigen werden.
Bargeld wird wert-los
Vielleicht würden einige Investoren einen Teil ihrer Anlagen auf Barmittel umverteilen, wenn die Volatilität an den Märkten steigt. Im Umfeld negativer oder gerade so positiver Zinssätze lassen sich auf diesem Weg aber keine Erträge erzielen. Es kommen jedoch Bail-In-Risiken hinzu, wenn den Banken große Verluste entstehen. Dann, wenn alle Währungen im Endspurt zum NULLPUNKT durchs Ziel gehen, wird die Komplettentwertung des Geldes abgeschlossen sein. Man muss sich wieder vor Augen führen, dass sie seit der Gründung der Fed 1913 ohnehin schon 97%-99% ihres Wertes verloren haben.
Jahrzehntelange Investmentgewinne - die praktisch alle der Kreditschöpfung geschuldet sind - haben unter Investoren den Glauben entstehen lassen, dass die Märkte auf lange Sicht immer steigen werden und dass sie selbst über magische Geldvermehrungskräfte verfügen. Sie ahnen gar nicht, dass man in den vergangenen 70 Jahren praktisch keine Fähigkeiten brauchte, um an den Märkten Geld zu verdienen. Lesen Sie dazu meinen Artikel über Alfred, einen Aktienmarktgewinner mit null Talent.
Aktienmärkte in der letzten Spielphase
Kaum jemand versteht, dass wir uns jetzt in den allerletzten Zügen des Investmentspiels befinden. Und dieses Spiel wird schlimm enden. Große Aktienmärkte vieler Länder, so auch der Dow und der S&P, schließen jetzt ihre Bullenmarktbewegungen ab - kurz- wie langfristig. Die fundamentale Betrachtung zeigt schon seit einer ganze Weile hohe Risiken, und das markttechnische Bild bestätigt jetzt, dass wir am Ende eines großen Bullenmarktes stehen, der sich in einen katastrophalen langfristigen Bärenmarkt verwandeln wird - mit verheerenden Konsequenzen für die Welt.
Die Märkte werden wahrscheinlich sehr bald schon ihre Höchststände markieren. Ob der Bärenmarkt mit einem Crash beginnt oder nur mit einer anfänglich langsamen Abwärtsbewegung, werden wir in Kürze noch sehen. Wie auch immer: Der Herbst 2019 wird einer werden, den die Investoren nicht vergessen werden. Denn zu dieser Zeit wird sich die Marktstimmung dramatisch verändern.
Zuversicht und Euphorie werden sich in Angst und Verzweiflung verwandeln. Sobald die Märkte erkennen, dass die Zentralbanken dieses Mal keine passenden Waffen in ihren Arsenalen haben und Geldschöpfung oder Zinssatzsenkungen keine Wirkung mehr zeigen, wird echte Panik ausbrechen. Zu Beginn der letzten Krise 2006 lag der Leitzins in den USA bei 5% und in Deutschland bei über 3%. Heute stehen die Zinsen in den USA bei ca. 2% und in Deutschland sind sie negativ. Darüber hinaus sind 23% der Staatsschulden, oder 13 Billionen $, negativ verzinst. Es bleibt also buchstäblich kein Spielraum mehr für sinnstiftende Zinssatzsenkungen.
Unbegrenzte Geldschöpfung
Ja, es wird massive Geldschöpfung geben, denn nur das kennen Zentralbanken. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die globale Verschuldung seit der letzten Krise verdoppelt hat. 2006 lag die globale Verschuldung bei 125 Billionen $, heute sind es 250 Billionen $. Die allgemeine Wirtschaft hat von diesem Geld in keinster Weise profitiert, allein die Anlagemärkte wurden aufgebläht.
Thomas Hobson besaß einen Mietstall mit 40 Pferden im Cambridge des 16./ 17. Jahrhunderts. Die Kunden konnten jedoch nur ein Pferd auswählen. Entweder nahmen sie das Pferd, das am nächsten am Eingang stand, oder gar keins.
Die Hobson‘s Choice bedeutet im Grunde nur: "Dieses oder keines".
Unten finden wir die Auswahl an Asset-Klassen, aus denen die Investoren heute wählen können und in die auch 99% der globalen Liquidität investiert werden. Das Problem ist, dass diese Anlageklassen in Folge jahrzehntelanger unbegrenzter Kredit- und Geldschöpfung zu massiven Blasen geworden sind.
Angenommen, die Pferde im Stall stünden für die unten folgenden Anlageklassen: Die sich uns bietenden Wahlmöglichkeiten wären allesamt sehr schlecht - unabhängig davon, welche dem Eingang am nächsten ist:
- Aktien werden effektiv um 75% bis 90% sinken, wenn die Aktienmarktblase implodiert
- Anleihen werden 90%-100% ihres Wertes verlieren, wenn Staaten und private Gläubiger zahlungsunfähig werden
- Immobilien- und Grundstückswerte werden bei Zinssätzen von 15% + sowie Kreditmangel um 75% bis 90% implodieren
- Private-Equity-Investitionen werden 70%-100% verlieren, dezimiert von hohen Fremdkapitalquoten und Zinssätzen
- Barmittel werden entweder im Rahmen von Bail-Ins einbehalten oder bei Bankenbankrotten verloren gehen, oder durch Staaten komplett entwertet
Alle werden zugreifen und niemand ablehnen
Das Problem ist, dass kein Investor die Wahl "ausschlagen" wird, denn alle wurden so konditioniert, dass man sein gesamtes Kapital in eine oder verschiedene Asset-Klassen steckt - und genau das ist deren Hobson‘s Choice. Ganz wenige werden sich, mit Blick auf die heute ersichtliche Risikolage, zu große Sorgen machen; und kein Mensch wird glauben können, dass wirklich alle Pferde im eigenen Anlagestall lahm oder untauglich sein könnten. Also werden alle "zugreifen", weil sie nach wie vor glauben, dass diese Assets ewig steigen werden.
Bargeld wird wert-los
Vielleicht würden einige Investoren einen Teil ihrer Anlagen auf Barmittel umverteilen, wenn die Volatilität an den Märkten steigt. Im Umfeld negativer oder gerade so positiver Zinssätze lassen sich auf diesem Weg aber keine Erträge erzielen. Es kommen jedoch Bail-In-Risiken hinzu, wenn den Banken große Verluste entstehen. Dann, wenn alle Währungen im Endspurt zum NULLPUNKT durchs Ziel gehen, wird die Komplettentwertung des Geldes abgeschlossen sein. Man muss sich wieder vor Augen führen, dass sie seit der Gründung der Fed 1913 ohnehin schon 97%-99% ihres Wertes verloren haben.
Jahrzehntelange Investmentgewinne - die praktisch alle der Kreditschöpfung geschuldet sind - haben unter Investoren den Glauben entstehen lassen, dass die Märkte auf lange Sicht immer steigen werden und dass sie selbst über magische Geldvermehrungskräfte verfügen. Sie ahnen gar nicht, dass man in den vergangenen 70 Jahren praktisch keine Fähigkeiten brauchte, um an den Märkten Geld zu verdienen. Lesen Sie dazu meinen Artikel über Alfred, einen Aktienmarktgewinner mit null Talent.
Aktienmärkte in der letzten Spielphase
Kaum jemand versteht, dass wir uns jetzt in den allerletzten Zügen des Investmentspiels befinden. Und dieses Spiel wird schlimm enden. Große Aktienmärkte vieler Länder, so auch der Dow und der S&P, schließen jetzt ihre Bullenmarktbewegungen ab - kurz- wie langfristig. Die fundamentale Betrachtung zeigt schon seit einer ganze Weile hohe Risiken, und das markttechnische Bild bestätigt jetzt, dass wir am Ende eines großen Bullenmarktes stehen, der sich in einen katastrophalen langfristigen Bärenmarkt verwandeln wird - mit verheerenden Konsequenzen für die Welt.
Die Märkte werden wahrscheinlich sehr bald schon ihre Höchststände markieren. Ob der Bärenmarkt mit einem Crash beginnt oder nur mit einer anfänglich langsamen Abwärtsbewegung, werden wir in Kürze noch sehen. Wie auch immer: Der Herbst 2019 wird einer werden, den die Investoren nicht vergessen werden. Denn zu dieser Zeit wird sich die Marktstimmung dramatisch verändern.
Zuversicht und Euphorie werden sich in Angst und Verzweiflung verwandeln. Sobald die Märkte erkennen, dass die Zentralbanken dieses Mal keine passenden Waffen in ihren Arsenalen haben und Geldschöpfung oder Zinssatzsenkungen keine Wirkung mehr zeigen, wird echte Panik ausbrechen. Zu Beginn der letzten Krise 2006 lag der Leitzins in den USA bei 5% und in Deutschland bei über 3%. Heute stehen die Zinsen in den USA bei ca. 2% und in Deutschland sind sie negativ. Darüber hinaus sind 23% der Staatsschulden, oder 13 Billionen $, negativ verzinst. Es bleibt also buchstäblich kein Spielraum mehr für sinnstiftende Zinssatzsenkungen.
Unbegrenzte Geldschöpfung
Ja, es wird massive Geldschöpfung geben, denn nur das kennen Zentralbanken. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die globale Verschuldung seit der letzten Krise verdoppelt hat. 2006 lag die globale Verschuldung bei 125 Billionen $, heute sind es 250 Billionen $. Die allgemeine Wirtschaft hat von diesem Geld in keinster Weise profitiert, allein die Anlagemärkte wurden aufgebläht.