Der Goldbulle ist gesund und munter
21.08.2019 | Egon von Greyerz
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Doch die Wohltäter der Anlagemärkte (Staaten und Zentralbanken) werden nach ihrem 100-jährigen Erfolg nun mit denselben alten Methoden vollkommen ineffektiv sein. Und traurigerweise wird es ohne den Auftritt eines Deus ex Machina, welcher unwahrscheinlich ist, jedoch keine andere Lösung geben. Deus ex Machina war der Gott, der in den antiken griechischen Theaterstücken auf die Bühne herabgelassen wurde, um am Ende doch noch alle Probleme zu lösen.Aktieninvestoren werden bei Kursrückgängen kaufen - bis ganz unten
Die Investoren werden sich von den kommenden Abstürzen unbeeindruckt zeigen und weiterhin bei Kursrückgängen kaufen - bis ganz nach unten. Aus technischer Sicht scheint ziemlich klar, dass die Gegentrend-Rally, die wir gerade erleben, der Vorläufer eines Crashs ist, der jetzt innerhalb einer oder mehrerer Wochen einsetzen könnte. Und das wird allein nur der Beginn eines säkularen Bärenmarktes sein, der viele Jahre anhalten wird und das Potential hat, die im Diagramm unten gezeigten Stände zu erreichen.
Die meisten Investoren werden tun, was sie in den letzten 100 Jahren getan haben - sie kaufen bei Kursrückgängen oder sitzen es aus. Sobald der Markt 20% bis 30% oder stärker gefallen ist, werden nur einige wenige aussteigen, aber die Mehrheit wird bis zum Tief im Markt bleiben. Einige werden ihre Ausstiegsmarken wieder weiter oben ansetzen, aber diese werden wohl kaum erreicht werden, und so reiten sie die Marktwelle bis ganz unten mit, bis dieser 90% oder mehr verloren hat.
Wir dürfen Folgendes nicht vergessen: Ein Markt braucht nur einen Verkäufer und keinen Käufer, um auf null zu fallen. Märkte stürzen bei geringfügiger Verkaufsaktivität ab, sie brauchen also keine großen Verkaufsvolumen, um drastisch zu fallen.
Den wenigen intelligenten Investoren, die aus Aktien und Anleihen aussteigen, wenn der Crash kommt, bieten sich nur sehr wenige Alternativen. Barmittel werden durch den Abwertungswettbewerb, der jetzt an Fahrt gewinnt, vollkommen entwertet sein. Zu den Bereichen, die in den kommenden Jahren gut abschneiden werden, zählen Verteidigung, Sicherheit, Forstwirtschaft, Lebensmittel, Bodenschätze und natürlich Edelmetalle.
Zukünftige Goldnachfrage kann nur zu viel höheren Preisen bedient werden
Die nichtstaatlichen physischen Goldinvestitionen belaufen sich auf annähernd 0,5% der globalen Finanzanlagen mit einem Gesamtumfang von 260 Billionen $. 0,5% sind also 1,3 Billionen $, und das entspricht 28.000 Tonnen Gold. Die Jahresbergbauproduktion von Gold liegt bei 3.000 Tonnen. Sollte sich das Goldeigentum auf 1% verdoppeln, so wären (zu den heutigen Preisen) dazu 9 Jahre Goldproduktion erforderlich.
Natürlich werden sich in dieser Rechnung viele Variablen ändern. Der Goldpreis wird rapide ansteigen und die Weltfinanzanlagen werden schnell an Wert verlieren. Also wäre auch die benötigte Goldmenge deutlich niedriger. Doch nehmen wir an, es wäre nur die Hälfte - also 14.000 Tonnen und 4,5 Jahre Goldproduktion. Auch diese Menge ließe sich natürlich nicht kaufen, gerade weil der gesamte Papiergoldmarkt explodieren wird und eine massive Nachfrage nach physischen Metallen erzeugt, die nicht bedient werden kann.
Hier wird klar, dass allein eine winzige Umverteilung der globalen Assets in physisches Gold enormen Aufwärtsdruck auf den Goldpreis erzeugen würde. Folglich wäre es Institutionen unmöglich, aussagekräftige Investitionen zu den heutigen Preisen zu tätigen. Bei einem rapiden Anstieg der Goldpreise ist es wahrscheinlich, dass eine Institution, die beispielsweise 1 Milliarde $ auf Gold umlegen möchte, keine 21 Tonnen für 1.500 $/ oz bekommt, sondern für diese Milliarde nur noch 2,1 Tonnen zu einem Preis von 15.000 $/ oz. Das heißt also, dass die kommende Goldnachfrage nur noch durch viele höhere Preise und geringere Mengen bedient werden kann.
Es ist immer noch möglich, Gold in größeren Mengen zu kaufen, aber ich gehe nicht davon aus, dass dieses Zeitfenster noch sehr lange offenstehen wird. Irgendwann in nicht allzu weiter Zukunft, wird es sehr schwer sein, überhaupt noch größere Goldmengen zu bekommen.
Es wird lange Lieferverzögerungen geben und die Goldveredler werden kaum in der Lage sein, einen Goldpreis festzulegen, solange sie das Gold nicht im eigenen Lager haben. Und dafür gibt zwei wesentliche Gründe: Erstens, der Papiermarkt wird überhaupt nicht mehr richtig funktionieren. Folglich werden die Veredler nicht das Risiko eingehen, sich über diesen Markt abzusichern. Zweitens, bei steigenden Goldpreisen werden die Veredler nur dann physische Metalle verkaufen, wenn sie diese auch wirklich haben, um ihre Gewinne zu maximieren.