Zentralbanken haben Kontrolle nicht verloren - sie hatten sie nie
07.10.2019 | Egon von Greyerz
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Welche Papiergeldsumme das sein sein wird, ist von heute aus betrachtet, schwerer vorauszuberechnen. Es wird davon abhängen, wie viel Geld die US-Regierung/ die Fed drucken wird und ob US-Bankderivate im Umfang von hunderten Billionen $ implodiert sein werden.Folgendes Beispiel: Nehmen wir an, es gäbe keine Hyperinflation und Gold stiege von heute ausgehend nur um das 10-fache. Dann hätten wir einen Wert von 15.000 $ pro Unze oder 466.000 $ pro Kilo. Das 1-Million $-Haus würde in unserem Beispiel nun 53% an Wert verlieren - von einer Million $ auf 466.000 $. Das scheint gar kein so großer Rückgang zu sein, verglichen mit dem enormen Anstieg der Hauspreise in den letzten Jahren. Entscheidend hierbei ist aber, dass sich der Goldpreis verzehnfacht hat - mit dem Effekt, dass das Haus nur noch 1 Kilo Gold kostet anstatt heute 20 Kilo. Es ergibt sich also ein 95%iger Verfall in Gold gerechnet.
Misst man die US-Hauspreise in Gold für den Zeitraum 2001-2019, so zeigt sich, dass sie in US$ in dieser Zeit 70% verloren haben. Ein 53%iger Rückgang wie im Beispiel oben ist also möglicherweise zu zurückhaltend. Daraus folgt, dass ein Rückgang um 95% in Gold gerechnet für die nächsten Jahre nicht unrealistisch scheint.
1974 zahlte ich 21% Hypothekenzins - heute wird man von den Banken bezahlt
Fast niemand hält heutzutage an ein solches Szenarium für möglich. Doch aus meiner Sicht ist es nicht nur möglich, sondern auch sehr wahrscheinlich. Der boomende Immobilienmarkt basiert auf massiver Kreditexpansion und derart niedrigen Zinssätzen, dass die Kreditnehmer von Gratisgeld sprechen. 1974 zahlte ich 21% Zinsen auf meine erste Hypothek in Großbritannien. Heute können Kreditnehmer in der Schweiz eine 15-Jahre-Hypothek für deutlich unter 1% bekommen und eine zehnjährige für 0,5%. In Dänemark zahlt einem die Bank 0,1% für den Kauf eines Hauses. Was für eine verrückte Welt!
Keine Ersparnisse bedeutet keine Investitionen
In einer gesunden Wirtschaft sind Ersparnisse gleich Investitionen - jeder, der sich mit Ökonomie beschäftigt hat, weiß das. Wer wird aber sparen, wenn man bestenfalls null Prozent Zinsen bekommt und wahrscheinlich eher Verluste macht? Die Ersparnisse werden komplett austrocknen, weil alle, die verfügbares Geld haben, damit lieber riskante Aktien oder andere Investments kaufen.
Gold wird um mindestens 15% pro Jahr aufwerten
Nur ganze wenige würden heute Goldeigentum in Betracht ziehen, doch das wird sich ändern, wenn Gold das vorhergehende Hoch von 1.920 $ übersteigt. Wie schon 2000 - 2011 wird Gold in den nächsten 4-8 Jahren um mindestens 15% jährlich steigen - und möglicherweise um deutlich mehr. Also: Wer will schon Geld in insolvente Banken stecken und damit Negativerträge erzielen, oder aber Staatsanleihen kaufen und insolvente Nationalstaaten für das Privileg bezahlen, das man ihnen Geld leihen darf?
Aktieninvestoren werden Rücksetzer kaufen und auf der Schlachtbank landen
Anfänglich wird viel Geld in Aktien fließen. Wenn die Aktien dann drastisch zu fallen beginnen, was wahrscheinlich diesen Herbst passieren wird, werden Investoren bei Kursrücksetzern kaufen, was die letzten Jahrzehnte auch funktioniert hatte. Doch diesmal wird es anders kommen, weil der Kauf bei Rücksetzern fehlschlagen wird. Diesen Herbst werden die Aktienmärkte in einen säkularen Bärenmarkt übergehen, der absolut verheerend wird. Im Verhältnis zum Gold werden Aktien in den nächsten 4-6 Jahren mindestens 95% verlieren. Wahrscheinlicher sind sogar mehr als 99%, wenn das Dow/Gold-Verhältnis von aktuell 17,7 im Richtung null fällt.
Im Chart unten sieht man, dass das Dow/Gold-Verhältnis 1999 bei 44 stand und in den letzten 20 Jahren schon um 62% gesunken ist. Im Grunde ist sich kein Investor darüber im Klaren, dass Gold in diesem Jahrhundert die Aktienmärkte um Längen hinter sich gelassen hat.
Und wie oben erwähnt, wird sich dieser Trend beschleunigen. Allerdings wird es lange brauchen, bis Aktienanleger erkennen, dass sie besser Goldeigentümer sein sollten, anstatt bei Aktienkursrücksetzern zu kaufen und immer wieder zu verlieren. Die Mehrheit der Investoren wird solange im Aktienmarkt bleiben, bis sie ihr gesamtes Vermögen verloren haben. Die Folge ist eine Vermögenszerstörung, wie man sie nie zuvor in der Geschichte gesehen hat.