Die kommende, große Inflation
12.10.2019 | Steve Saville
Die Ereignisse der letzten zehn Jahre haben den Glauben begünstigt, dass die Zentralbanken praktisch unbegrenzte Mengen Geld ohne deutlich negative Konsequenzen für die Kaufkraft des Geldes drucken können. Da das Gesetz von Angebot und Nachfrage ähnlich für Geld gilt wie für jedes andere Wirtschaftsgut, ist dieser Glauben falsch. Doch das "Scheitern" der QE-Programme, hohe Niveaus von dem zu schaffen, was die Leute für Inflation halten, hat ein falsches Sicherheitsgefühl aufkommen lassen.
Der Unterschied zwischen Geld und jedem anderen Wirtschaftsgut ist die Tatsache, dass sich Geld auf der einen Seite von fast jeder wirtschaftlichen Transaktion befindet. Folglich gibt es keine eindeutige Zahl, die den Preis (die Kaufkraft) des Geldes genau darstellen kann; das bedeutet, dass selbst der ehrlichste und gründlichste Versuch, das "allgemeine Preisniveau" zu kalkulieren, scheitern wird.
Das deutet nicht darauf hin, dass Veränderungen der Geldmenge keine Auswirkung auf die Geldkaufkraft haben, impliziert jedoch, dass die Auswirkungen von Veränderungen der Geldmenge nicht mithilfe einer einfachen Gleichung erklärt oder verstanden werden können.
Zudem ist die quantitative Geldtheorie (QTM) keine gültige Theorie. Ludwig von Mises widerlegte diese Theorie vor hundert Jahren und ich habe deren grundlegende Schwachstellen bereits in einem vorherigen Artikel zusammengefasst. Leider hat die offensichtliche Unfähigkeit der QTM, die Geschehnisse in der Welt zu erklären, dazu geführt, dass der Glaube daran, dass ein Anstieg der Geldmenge keine deutlich negative Konsequenz für den Geldpreis besitzt, noch verstärkt wurde.
Die Beziehung zwischen einem Anstieg der Geldmenge und dessen wirtschaftlichen Auswirkungen wird durch die Tatsache verkompliziert, dass die Konsequenzen, je nachdem wie und wo das Geld hinzugefügt wird, anders ausfallen. Relevant ist, dass sich die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Geldmengenanstiegs, der durch die Kreditvergabe von Geschäftsbanken an ihre Kunden ausgelöst wird, deutlich von den wirtschaftlichen Konsequenzen eines Geldmengenzuwachses unterscheiden, der dadurch verursacht wird, dass die Zentralbanken ihre Assets monetisieren.
Im ersten Fall befinden sich die ersten Empfänger des neuen Geldes innerhalb Allgemeinheit, beispielsweise Hauskäufer/verkäufer und Geschäftsinhaber. Im zweiten Fall werden die ersten Empfänger des neuen Geldes Anleihespekulanten (primäre Wertpapierhändler in den USA) sein. Anders gesagt: Die "Main Street" ist der Erstempfänger des neuen Geldes im ersten Fall; im zweiten Fall ist die "Wall Street" der Erstempfänger des neuen Geldes.
Das alleine trägt schon viel zur Erklärung bei, warum die QE-Programme beginnend bei Q4-2008 und fortdauernd einen größeren Effekt auf die Preise der Finanzvermögenswerte hatten, als auf die Preise, die zusammengerechnet werden, um den Verbraucherpreisindex (VPI) zu bilden.
Die QE-Programme der letzten 11 Jahre hatten klar große inflationäre Auswirkungen, nur nicht die Art von Auswirkungen, die viele Leute erwarteten.
Eine anständige Analyse der Konsequenzen der QE-Programme wurde von Zentralbankern und den meisten einflussreichen Volkswirtschaftlern noch nicht durchgeführt. Deshalb gibt es nun dieses falsche Sicherheitsgefühl, das ich oben erwähnt habe. Man glaubt nun allgemein, dass eine deutliche Erhöhung der Geldmenge nicht zu problematischer "Inflation" führt. Das wiederum verleiht geldpolitischem Unsinn, wie der MMT (moderne Geldtheorie), an Glaubwürdigkeit.
Aufgrund der Kombination des falschen Glaubens, dass große Zunahmen der Geldmenge nur geringen Effekt auf die Geldkaufkraft hat, und des ebenso falschen Glaubens, dass die Wirtschaft von einer etwas höheren "Preisinflation" profitieren würde, ist es eine wahrscheinliche Annahme, dass Zentralbanken und Regierungen Möglichkeiten entwickeln werden, um mehr Geld in die Wirtschaft als Reaktion auf zukünftige wirtschaftliche Schwäche zu pumpen.
Wie immer werden die Auswirkungen dieser Gelderschaffung dadurch bestimmt, wie und wo das neue Geld einfließt. Wenn das Geld via eines weiteren QE-Programms eingeführt wird, dann wird man die Hauptauswirkungen der Geldspritze erneut an den Finanzmärkten beobachten können, zumindest anfänglich. Doch sollte die Zentralbank damit beginnen, ihre Staatsschulden direkt* zu monetisieren, dann könnten die "inflationären" Folgen in der Realwirtschaft dramatisch sein.
Der Unterschied zwischen direkter und indirekter Zentralbankmonetisierung der Staatsschulden ist größtenteils psychologisch, doch nichtsdestotrotz wichtig. Wenn die Zentralbank die Staatsschulden indirekt monetisiert, also via Vermittler wie Wertpapierhändler, dann wird das als Geldpolitik (die Manipulation von Zinsen) angesehen.
Doch wenn die Zentralbank die Staatsschulden direkt monetisiert, dann wird das als Finanzierung der Regierung angesehen und eliminiert somit jeglichen Anschein der Zentralbankenunabhängigkeit und verursacht möglicherweise zudem einen großen Rückgang des geldpolitischen Vertrauens.
Laut dem Buch "Monetäre Regime und Inflation" fanden vor allen großen Inflationen des 20. Jahrhundert Zentralbankfinanzierungen großer Regierungsdefizite statt. Des Weiteren trat jedes Mal eine hohe Inflation auf, wenn das Regierungsdefizit 40% Ausgaben überschritt und die Zentralbank das Defizit abschnittsweise monetisierte. In einigen Fällen trat sogar Hyperinflation auf.
Zusammengefasst: Das Wachstum der Geldmenge ist von Relevanz, doch nicht auf die einfache Art und Weise, die von der quantitativen Geldtheorie angedeutet wird. Es ist wahrscheinlich, dass diese Tatsache innerhalb der nächsten paar Jahre wiederentdeckt werden wird, vor allem wenn es legislative Veränderungen der Fed ermöglichen/sie dazu zwingen die Regierungsschulden direkt zu monetisieren.
*In den USA würde dies beinhalten, dass die Fed für die staatlichen Schuldenpapiere bezahlt, indem neu gedruckte Dollar auf das Regierungskonto bei der Fed eingezahlt werden. Die Regierung würde dann das neu gedruckte Geld ausgeben. Aktuell kauft die Fed staatliche Schuldenpapiere von Wertpapierhändler; was bedeutet, dass die neu gedruckten Dollar auf Bankkonten dieser Händler eingezahlt werden.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 8. Oktober 2019 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Der Unterschied zwischen Geld und jedem anderen Wirtschaftsgut ist die Tatsache, dass sich Geld auf der einen Seite von fast jeder wirtschaftlichen Transaktion befindet. Folglich gibt es keine eindeutige Zahl, die den Preis (die Kaufkraft) des Geldes genau darstellen kann; das bedeutet, dass selbst der ehrlichste und gründlichste Versuch, das "allgemeine Preisniveau" zu kalkulieren, scheitern wird.
Das deutet nicht darauf hin, dass Veränderungen der Geldmenge keine Auswirkung auf die Geldkaufkraft haben, impliziert jedoch, dass die Auswirkungen von Veränderungen der Geldmenge nicht mithilfe einer einfachen Gleichung erklärt oder verstanden werden können.
Zudem ist die quantitative Geldtheorie (QTM) keine gültige Theorie. Ludwig von Mises widerlegte diese Theorie vor hundert Jahren und ich habe deren grundlegende Schwachstellen bereits in einem vorherigen Artikel zusammengefasst. Leider hat die offensichtliche Unfähigkeit der QTM, die Geschehnisse in der Welt zu erklären, dazu geführt, dass der Glaube daran, dass ein Anstieg der Geldmenge keine deutlich negative Konsequenz für den Geldpreis besitzt, noch verstärkt wurde.
Die Beziehung zwischen einem Anstieg der Geldmenge und dessen wirtschaftlichen Auswirkungen wird durch die Tatsache verkompliziert, dass die Konsequenzen, je nachdem wie und wo das Geld hinzugefügt wird, anders ausfallen. Relevant ist, dass sich die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Geldmengenanstiegs, der durch die Kreditvergabe von Geschäftsbanken an ihre Kunden ausgelöst wird, deutlich von den wirtschaftlichen Konsequenzen eines Geldmengenzuwachses unterscheiden, der dadurch verursacht wird, dass die Zentralbanken ihre Assets monetisieren.
Im ersten Fall befinden sich die ersten Empfänger des neuen Geldes innerhalb Allgemeinheit, beispielsweise Hauskäufer/verkäufer und Geschäftsinhaber. Im zweiten Fall werden die ersten Empfänger des neuen Geldes Anleihespekulanten (primäre Wertpapierhändler in den USA) sein. Anders gesagt: Die "Main Street" ist der Erstempfänger des neuen Geldes im ersten Fall; im zweiten Fall ist die "Wall Street" der Erstempfänger des neuen Geldes.
Das alleine trägt schon viel zur Erklärung bei, warum die QE-Programme beginnend bei Q4-2008 und fortdauernd einen größeren Effekt auf die Preise der Finanzvermögenswerte hatten, als auf die Preise, die zusammengerechnet werden, um den Verbraucherpreisindex (VPI) zu bilden.
Die QE-Programme der letzten 11 Jahre hatten klar große inflationäre Auswirkungen, nur nicht die Art von Auswirkungen, die viele Leute erwarteten.
Eine anständige Analyse der Konsequenzen der QE-Programme wurde von Zentralbankern und den meisten einflussreichen Volkswirtschaftlern noch nicht durchgeführt. Deshalb gibt es nun dieses falsche Sicherheitsgefühl, das ich oben erwähnt habe. Man glaubt nun allgemein, dass eine deutliche Erhöhung der Geldmenge nicht zu problematischer "Inflation" führt. Das wiederum verleiht geldpolitischem Unsinn, wie der MMT (moderne Geldtheorie), an Glaubwürdigkeit.
Aufgrund der Kombination des falschen Glaubens, dass große Zunahmen der Geldmenge nur geringen Effekt auf die Geldkaufkraft hat, und des ebenso falschen Glaubens, dass die Wirtschaft von einer etwas höheren "Preisinflation" profitieren würde, ist es eine wahrscheinliche Annahme, dass Zentralbanken und Regierungen Möglichkeiten entwickeln werden, um mehr Geld in die Wirtschaft als Reaktion auf zukünftige wirtschaftliche Schwäche zu pumpen.
Wie immer werden die Auswirkungen dieser Gelderschaffung dadurch bestimmt, wie und wo das neue Geld einfließt. Wenn das Geld via eines weiteren QE-Programms eingeführt wird, dann wird man die Hauptauswirkungen der Geldspritze erneut an den Finanzmärkten beobachten können, zumindest anfänglich. Doch sollte die Zentralbank damit beginnen, ihre Staatsschulden direkt* zu monetisieren, dann könnten die "inflationären" Folgen in der Realwirtschaft dramatisch sein.
Der Unterschied zwischen direkter und indirekter Zentralbankmonetisierung der Staatsschulden ist größtenteils psychologisch, doch nichtsdestotrotz wichtig. Wenn die Zentralbank die Staatsschulden indirekt monetisiert, also via Vermittler wie Wertpapierhändler, dann wird das als Geldpolitik (die Manipulation von Zinsen) angesehen.
Doch wenn die Zentralbank die Staatsschulden direkt monetisiert, dann wird das als Finanzierung der Regierung angesehen und eliminiert somit jeglichen Anschein der Zentralbankenunabhängigkeit und verursacht möglicherweise zudem einen großen Rückgang des geldpolitischen Vertrauens.
Laut dem Buch "Monetäre Regime und Inflation" fanden vor allen großen Inflationen des 20. Jahrhundert Zentralbankfinanzierungen großer Regierungsdefizite statt. Des Weiteren trat jedes Mal eine hohe Inflation auf, wenn das Regierungsdefizit 40% Ausgaben überschritt und die Zentralbank das Defizit abschnittsweise monetisierte. In einigen Fällen trat sogar Hyperinflation auf.
Zusammengefasst: Das Wachstum der Geldmenge ist von Relevanz, doch nicht auf die einfache Art und Weise, die von der quantitativen Geldtheorie angedeutet wird. Es ist wahrscheinlich, dass diese Tatsache innerhalb der nächsten paar Jahre wiederentdeckt werden wird, vor allem wenn es legislative Veränderungen der Fed ermöglichen/sie dazu zwingen die Regierungsschulden direkt zu monetisieren.
*In den USA würde dies beinhalten, dass die Fed für die staatlichen Schuldenpapiere bezahlt, indem neu gedruckte Dollar auf das Regierungskonto bei der Fed eingezahlt werden. Die Regierung würde dann das neu gedruckte Geld ausgeben. Aktuell kauft die Fed staatliche Schuldenpapiere von Wertpapierhändler; was bedeutet, dass die neu gedruckten Dollar auf Bankkonten dieser Händler eingezahlt werden.
© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 8. Oktober 2019 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.