Die Macht von Gold in Krisenzeiten
19.11.2019 | Ronan Manly
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Da die Fiatwährung Bolivar in Venezuela wertlos wurde und die Wirtschaft zusammenbrach, erschien Gold, um die Rolle auszufüllen, die es schon seit Jahrtausenden erfüllt - als zuverlässige Form des Geldes und eine echte Form von Vermögen. Im Fall von Venezuela hat sich Gold auch zu einem Überlebensmechanismus für die notleidende Bevölkerung entwickelt.Simbabwe - ein paar Gramm Gold für einen Laib Brot
Neben Venezuela hat sich die Hyperinflation auch in einer anderen problembeladenen Volkswirtschaft gezeigt - Simbabwe. Gezeichnet von Diktatur, Korruption, Wahlbetrug und wirtschaftlichen Zusammenbruch verkörpert der gescheitere Staat Simbabwe inzwischen einen der weltweit bekanntesten Fälle moderner Hyperinflation inmitten von Hungersnot und Nahrungsmittelknappheit.
Nach Jahren der Misswirtschaft und unkontrollierter Staatsausgaben geriet Simbabwe 2007 in eine offizielle Hyperinflation. Der Grund dafür war klassisch: Gelddrucken gefolgt von mehr Gelddrucken. Bis Mitte 2008 stieg die jährliche Inflationsrate von Simbabwe auf 231.000.000%. Und von 2007 bis 2008 verlor der Simbabwe-Dollar 99,9% seines Werts.
Wahnsinn - 100 Billionen Simbabwe-Dollar
In einem solchen hyperinflationären Umfeld wurden das Vermögen und die Ersparnisse der einfachen Simbabwer, die ohnehin nicht viel besaßen, vollständig eliminiert. Die steigenden Preise und die daraus resultierenden Preiskontrollen führten zu echtem Elend in Form von Nahrungsmittelknappheit und sogar Hungersnot. Da ihre eigene Währung wertlos war, musste sich die simbabwische Wirtschaft an Tauschgeschäfte und Handel in ausländischen Währungen und Gold anpassen, wobei Lebensmittelanbieter vielerorts nur Gold akzeptierten.
Obwohl Simbabwe ein Land mit reichlich Goldvorkommen ist, hatte seine Bevölkerung im Großen und Ganzen weder die Erfahrung noch die Tendenz dazu, Gold als Überlebensmechanismus zu besitzen. Sie waren also gezwungen, zu illegalem Goldabbau in stillgelegten Minen oder zum Goldwaschen in Flüssen zu greifen, nur um sich selbst winzige Mengen Gold für den Tausch für Nahrung zu beschaffen.
Traurigerweise waren selbst Simbabwe-Dollar mit größerem Nennwert (wie 50.000-Simbabwe-Dollar-Banknoten) so wertlos, dass sie nur zum Einwickeln der kleinen Mengen Gold aus dem illegalen Bergbau taugten. Die Goldwäscher wiederum durchkämmten jeden Tag Tonnen von Erdreich, um genug Gold zu finden, um ein Laib Brot zu kaufen. Die Alternative war Hungern.
Sam Chakaipa, der nach 2008 aus Simbabwe flüchtete, erinnert sich:
"Brauchte man Speiseöl, musste man Gold tauschen. Brauchte man Seife, musste man es für Gold eintauschen. Brauchte man Getreide, musste man Gold haben. Man brauchte 0,1 Gramm Gold für einen Laib Brot und 0,1 Gramm Gold für eine Dose Getreide. Sie akzeptierten nur Gold. Ohne 0,3 Gramm Gold am Tag würde man nicht überleben. Ohne Gold wäre man gestorben."
Simbabwe wird für immer als das Land bekannt sein, das im 21. Jahrhundert als erstes eine Hyperinflation erlebte. Der Höhepunkt des Wahnsinns wurde im Januar 2009 mit dem Druck der 100-Billionen-Simbabwe-Dollar-Banknote erreicht, der weltweit höchste je ausgegebene Nennwert einer Währung. Zwei Monate später, im März 2009, schuf die simbabwische Zentralbank den Simbabwe-Dollar ab und wendete sich der Dollarisierung der Wirtschaft zu, wobei der US-Dollar als offizielle Währung benutzt wurde.
Doch dieses 10-jährige Dollarisierungsexperiment, das selbst auch nur ein Blendwerk der simbabwischen Regierung war, wurde nun abgeschafft und ausländische Währungen sind jetzt als gesetzliches Zahlungsmittel verboten. Jetzt hält Simbabwe nichts mehr davon ab, die Druckerpressen wie in der Vergangenheit wieder anzulassen. Die Inflation steigt wieder und Simbabwe ist potenziell am Rande seiner Hyperinflation 2.0. Diejenigen, die Gold besitzen, werden für solch eine Krise vorbereitet sein. Doch diejenigen, die kein Gold haben, werden leider die Fehler aus der Vergangenheit wiederholen.
Fazit
Obwohl die obengenannten Beispiele unterschiedlich sind, veranschaulichen sie alle die Macht von Gold in Krisenzeiten und Notfällen: eine universelle Währung, die allgemein akzeptiert und anerkannt wird sowie ein universeller Vermögenswert, der grenzenlos, liquide und tragbar ist. In Vietnam kaufte Gold die Freiheit zur Überquerung internationaler Grenzen, wobei Flüchtlinge tragbares Goldvermögen einsetzten, um die Fahrtkosten zu bezahlen und als Notgeld für den Beginn ihres neuen Lebens.
In Südkorea half eine ganze Nation dabei, ihre Wirtschaft zu retten, indem sie den einzigen Vermögenswert benutzen, den viele besaßen und der seinen Wert beibehielt sowie international liquide war. Über den Nationalismus und Patriotismus hinaus, verkauften die meisten Südkoreaner ihr Gold, wenngleich zu einem niedrigeren Preis als den Marktpreis, sodass auch für sie Gold als Notgeld diente, als ihre Wirtschaft implodierte; ein Wertspeicher, der so funktionierte, wie und als es von ihm erwartet wurde.
Auch in Argentinien, Venezuela, Simbabwe und Vietnam war physisches Gold ein sicherer Hafen und eine finanzielle Absicherung für diejenigen mit der Voraussicht, es zu besitzen. Gold erfüllte seine Rolle als Spareinlage für diejenigen, die es besaßen; eine Rolle, in der Fiatwährungen gänzlich versagten. Gold übernahm auch die Rolle des Zahlungsmittels in all diesen Situationen, als das Vertrauen in Papierwährungen verschwunden war.
Die Ursachen mögen sich unterscheiden - Hyperinflation, Niedergang der Papierwährungen, Misswirtschaft, Kapitalkontrollen, Kriege - doch das Ergebnis ist immer dasselbe. Menschen und Volkswirtschaften wenden sich instinktiv dem ultimativen Vermögenswert Gold als ein sicherer Hafen in Krisenzeiten und Not zu. Denn nur Gold bleibt als Wertspeicher bestehen und wird als zuverlässiges Zahlungsmittel gesehen. Gold räumt Wahlmöglichkeiten ein, die denen, die kein Gold besitzen, verwehrt bleiben. In Krisen bietet nur Gold wirtschaftliche Freiheit.
© Ronan Manly
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 5. November 2019 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.