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Viktor macht aus 10.000 $ 1 Milliarde $

02.12.2019  |  Egon von Greyerz
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Aufgrund massiver Geldschöpfung und Kreditexpansion stieg Gold in den 2000ern schnell an, und im Januar 2010 stieg Viktor bei 1.096 $ aus Gold aus. Er wusste natürlich nicht, dass Gold bis September 2011 noch auf 1.920 $ klettern würde. Doch das war ohnehin irrelevant, weil Viktor seinen Anlageplan äußerst gewissenhaft befolgte.

Seine jüngste Goldanlage hatte den Wert von Viktors Vermögensanlagen um das 3,8-fache steigen lassen. Das war in der Tat die niedrigste Rendite, die er aus seinen 10-Jahre-Investitionen gezogen hatte. Auf jeden Fall war sein Kapital jetzt auf 32 Millionen $ angewachsen. Nicht schlecht für eine 10.000 $-Investition.


2010 - 2020: Mit dem NASDAQ von 32 Millionen $ auf 121 Millionen $ (das 4-fache)

Der Nasdaq brach im Jahr 2000 um 80% ein, nachdem Viktor ausgestiegen war, und er hatte 2007-2008 erneut einen Crash, diesmal um 56%. Im Januar 2010 lag der Nasdaq immer noch 60% unter seinem 2000er-Hoch. Viktor hielt dies für eine exzellente Wiedereinstiegsgelegenheit und steckte sein gesamtes Kapital von 32 Millionen $ in diesen Index.

Viktor ist nach wie vor im Nasdaq investiert, da sein 10-Jahre-Anlagezyklus Anfang 2020 endet. Nach Stand von November 2019 sind seine Nasdaq-Investitionen um das 3,7-fache gestiegen. Seine 10.000 $ sind heute, nach 40 Jahren, solide 121 Millionen $ wert. Folglich hat er eine durchschnittliche Gesamtjahresrendite von 26,5% und einen Gesamtgewinn von 1,21 Millionen Prozent erzielt. Das ist absolut bemerkenswert dafür, dass nur eine Anlageentscheidung aller zehn Jahre getroffen wurde.


40 Jahre - 5 Anlageentscheidungen

Über einen Zeitraum von 40 Jahren investierte Viktor zweimal in Gold, einmal in den Nikkei und zweimal in den Nasdaq. Klar, nur ganz wenige Investoren werden das Geschick und Glück von Viktor haben. Er hatte sich nie am Timing seiner Investitionen versucht, sondern seinen Plan befolgt: Aus- und Einstieg Anfang Januar alle 10 Jahre. Doch was Investoren daraus lernen können, ist das Gegenteil der gängigen Meinung. Die meisten kaufen, wenn der Kurs hoch ist und die Anlage auf den Titelblättern erscheint. Ganz wenige Investoren folgen Viktors Prinzip - also kaufen, wenn das Investment günstig ist, unterbewertet und unbeliebt.

Dasselbe sehen wir auch beim Gold. Am meisten wird dann gekauft, wenn die Preise steigen. Wir haben schon oft Diagramme gezeigt, die darstellen, wie unterbewertet Gold heute ist. Doch leider ist das für die meisten Leute selten das Hauptkriterium für den Kauf. Die Psychologie steigender Preise ist für die meisten Leute eine zu große Versuchung und viel verlockender als ein niedriger Kurs.

Viktors Anlagestil beweist, dass der Kauf eines Assets, das unterbewertet ist aber erheblichen intrinsischen Wert hat, das eigene Risiko-Nutzen-Verhältnis drastisch verbessert. Bei Viktors Strategie ging es zudem um eine 10-jährige Haltedauer des Investments, und die langfristigen Aussichten seiner Investition waren auf jeden Fall von größter Bedeutung. Deswegen verbrachte Viktor gegen Ende des 10-Jahre-Zeitraums auch erhebliche Zeit mit der Analyse von Makroökonomie, Märkten und Investitionen.


Alfred - Ein Investor vom Typ "Kaufen-und-Halten"

Viktor Methode unterscheidet sich stark von Alfreds, über den ich schon in diesem Jahr geschrieben hatte. Wie Viktor wurde Alfred zu Ende des 2. Weltkriegs geboren und er erhielt die ersten Anteile von seinen Großeltern. Anschließend investierte er alle im Verlauf seines Lebens gemachten Ersparnisse in Dow-Aktien. Heute verfügt er über ein Vermögen von 14 Millionen $.

Er hat nie Markt-Timing betrieben und auch nie etwas verkauft, selbst während der schlimmsten Korrekturen. Aber investieren im Umfeld von Wirtschaftswachstum, befeuert durch Geldschöpfung und Kreditexpansion, bedeutet auch, dass Alfred sich nie sorgen musste. Der Staat und die Zentralbank kümmerten sich gut um ihn, indem sie stets das Geldangebot ausweiteten und somit die Aktienmärkte auf höhere Hochs schickten, selbst nach großen Rücksetzern.

Alfred ist natürlich sehr glücklich, am Markt zu sein. Er hat überhaupt keine Ahnung, was kommen wird. Die größte ökonomische Bubble der Geschichte steht kurz davor zu platzen, und effektiv wird Alfred wahrscheinlich mindestens 95% seines Vermögens in den nächsten 5 Jahren verlieren. Einen 95%igen Verlust zu prognostizieren, mag dramatisch klingen, doch wir müssen uns wieder vor Augen führen, dass der Dow in den Jahren 1929-1932 90% verloren hatte - und das unter wirtschaftlichen Bedingungen, die bei Weitem nicht so düster waren wie die heutigen.

Alfreds 74-jähriger Anlageerfolg wird also in den nächsten Jahren ausgelöscht werden. Aber Alfred wird, zusammen mit praktisch allen anderen Aktienmarktinvestoren, an seinem Portfolio festhalten, im Glauben, dass sich die Aktienmärkte, wie schon im vergangenen Dreivierteljahrhundert, wieder erholen werden. Alfred erkennt nicht, dass wir jetzt am Ende eines säkularen Bullenmarkts stehen und dass diesmal alle Versuche der Zentralbanken wirkungslos bleiben werden.

Mit Blick auf die kommende Implosion der Aktien- und Schuldenmärkte wird sich die zusätzliche Geldschöpfung anfänglich noch positiv auf die Märkte auswirken. Doch dieser Effekt wird kurzlebig sein, sobald die Anleger erkennen, dass das Hinzufügen wertlosen Geldes zu wertlosen Schulden unterm Strich immer noch Null ergibt. Zudem wird es diesmal keinen Raum mehr für Zinssenkungen geben, weil diese in den meisten Ländern ohnehin schon bei null oder im negativen Bereich stehen.


Zinssätze werden in den Zehnerbereich steigen

Noch schlimmer: Sobald Investoren mit dem Ausverkauf langlaufender Anleihen beginnen, werden die langfristigen Zinssätze rapide steigen und dabei die kurzfristigen mit nach oben ziehen. An diesem Punkt werden die Zentralbanken komplett die Zinskontrolle verlieren, was zu totaler Panik am Anleihemarkt führen wird. Kein Land kann sich einen Anstieg der Zinssätze um 1 bis 2% leisten, doch der Zusammenbruch der Kreditmärkte wird dazu führen, dass die Zinssätze schnell wieder in den Zehnerbereich steigen, wie in den 1970ern.

Damit entfaltet sich ein Teufelskreis aus steigenden Zinsen, erhöhter Geldschöpfung, steigender Inflation sowie erneuten Zinserhöhungen und Geldschöpfung, was letztlich zu Hyperinflation führt. Diese Phase wird ca. 2-4 Jahre andauern und mit einer deflationären Implosion der meisten Vermögenswerte enden. Nur wenige Banken werden diese Phase überleben, gerade weil der 1,5 Billiarden $ schwere Derivatemarkt implodieren wird.



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