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Bitcoin - Noch kein sicherer Hafen

26.03.2020  |  Florian Grummes
- Seite 4 -
Die saisonale Komponente ist seit Ende Februar günstig und unterstützt steigende Bitcoin-Kurse bis in den Sommer hinein. Klar muss aber auch sein, dass in dieser historisch einmaligen aktuellen Situation, saisonale Muster nur sehr bedingt einen Wert haben.


6. Bitcoin gegen Gold

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Quelle: XE


Derzeit kostet ein Bitcoin 4,26 Unzen Gold. Andersherum gerechnet muss man für eine Unze Gold aktuell 0,234 Bitcoin bezahlen! Seit Jahresbeginn hat der Bitcoin gegen Gold damit ein gutes Stück abgewertet. Außerdem ist Bitcoin/Gold-Ratio aus dem großen Dreieck nach unten ausgebrochen. Je nachdem welche Höhe des Dreiecks man zugrunde legt, kommt man theoretisch auf unterschiedliche Kursziele beim Bitcoin/Gold-Ratio.

Trägt man die kleinstmögliche Höhe an die Ausbruchstelle nach unten ab, lassen sich Ratio-Werte um ca. 3:1 bzw. 2,5:1 ermitteln. Damit wäre das Schlimmste beim Bitcoin mit Tiefstkursen um 3.800 USD schon fast ausgestanden. Trägt man hingegen die größtmögliche Höhe an die Ausbruchstelle nach unten ab, sind Ratio-Werte um 1:1 und tiefer denkbar! Prozentual betrachtet hat der Bitcoin damit im laufenden Deflationscrash mehr Abwärtsrisiko als der Goldpreis.

Grundsätzlich sollte man in beiden Asset-Klassen investiert sein. D.h. mindestens 10% und maximal 25% seines Gesamtvermögens sollte man in physische Edelmetalle anlegen, während man in Kryptos und vor allem im Bitcoin 1% bis maximal 5% halten sollte. Wer sich mit den Kryptowährungen und Bitcoin sehr gut auskennt, kann individuell sicherlich auch höhere Prozentzahlen in Bitcoin allokieren. Für den normalen Anleger, der natürlich vor allem in Aktien und Immobilien investiert ist, sind 5% im hochspekulativen und hochvolatilen Bitcoin aber schon extrem viel.

In der derzeitigen Ausnahmesituation gilt jedoch: Cash ist King. Das Platzen der "Everything Blase" hat vermutlich gerade erst begonnen. Sowohl Gold als auch insbesondere Bitcoin könnten in den nächsten Wochen bzw. Monaten durchaus deutlich billiger werden. Gleichzeitig hängt über dem Bitcoin Markt sicherlich kein so großes Terminmarkt- Damoklesschwert wie aktuell beim Gold. Eine spannende Ausgangslage. Langfristig sollten jedoch beide Anlageklasse von den gewaltigen Geldmengenausweitungen extrem profitieren.


7. Fazit und Empfehlung

Während die Aktienmärkte seit Ende Februar aufgrund der um sich greifenden Coronavirus Panik dramatisch abstürzten, sind zwischenzeitlich insbesondere auch der Bitcoin und viele Altcoins ebenfalls massiv unter Druck geraten. Die Panik an den Kryptobörsen wurde durch eine Kaskade von Stopp Loss Orders und Margin-Calls sowie riesigen Problemen bei der dezentralen und autonomen Organisation MakerDAO zusätzlich angeheizt.

Zudem zeigt sich, dass die Derivate-Kartenhäuser und Beleihungsplattformen sowie die sehnlichst herbeigerufenen institutionellen Investoren eher nicht zur Stabilität der Kryptowährungen beitragen. Stattdessen sorgen diese neuen Player gerade in Krisenzeiten für ein wesentlich anfälligeres Ökosystem.

Jedenfalls zeigt die Deflation im Zuge des wohl gerade erst begonnenen Crashs an den weltweiten Finanzmärkten erstmals seit 2008 wieder offen und für alle erkennbar ihre katastrophalen Folgen. Alles was kurzfristig zählt ist Cash. Im schlechtesten Fall müssen wir von einer ähnlich großen Krise wie 1929 (Große Depression) ausgehen. Das würde Kursverluste in der Größenordnung von 70 - 90% an den Aktienmärkten bedeuten.

Wie sich der Bitcoin in einem solchen Umfeld verhalten wird, wissen wir nicht, da es ihn 2008 und 1929 noch nicht gab. Wir können nur Vermutungen anstellen und darauf hinweisen, dass die letzte Finanzkrise im Jahr 2008 und mit ihr die vom Steuerzahler erbrachten unglaublichen Rettungsmaßnahmen zugunsten der Hochfinanz die Erschaffung des Bitcoins motiviert haben.

Heute, knapp 11 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Whitepapers von Satoshi Nakamoto steht das Fiat-Geldsystem erneut im Endspiel. Jetzt geht es allerdings nur noch um eine einzige Frage: Glauben Sie an die Macht der Druckerpresse oder nicht? Wenn Sie daran glauben, müssen Sie Aktien kaufen und auf die Notenbanker und Regierungen vertrauen. Studieren Sie hingegen die Geschichte der Menschheit, ist schnell festgestellt, dass die Druckerpresse nur solange Macht besitzt wie die Menschen an das aus dem Nichts geschaffene Fiat-Geld glauben. Unsere Einschätzung ist, dass das Vertrauen in diesen Tagen endgültig zerbrochen ist.

Insofern ist der Run in den sicheren Hafen "physisches Gold" in den letzten Tagen keine Überraschung. Der Bitcoin kann sich seit einigen Tagen ebenfalls stark erholen und scheint den anderen Märkten bei der Erholung vorneweg zulaufen. Trotzdem sei an das Deflationsszenario von 2008 erinnert. Damals verlor der Goldpreis unter wilden Schwüngen innerhalb von drei Monaten zunächst über 30%.

Erst im Anschluss begann die knapp dreijährige Rally bis auf 1.920 USD. Etwas ähnliches wäre jetzt also auch beim Bitcoin denkbar. Dabei hat die erste Korrekturwelle mit 3.800 USD bereits recht tiefe Kurse mit sich gebracht. Ein Test der Tiefs vom Dezember 2018 im Bereich um 3.125 USD sollte in einem durchaus möglichen Deflationsszenario unbedingt einkalkuliert werden.

Charttechnisch präsentiert sich die Ausgangslage beim Bitcoin ebenfalls kompliziert. Kurzfristig überwiegen die Chancen einer fortgesetzten Erholung in Richtung 8.000 USD. Klar unterhalb der ehemaligen Aufwärtstrendlinie (aktuell ca. 9.000 USD) sollten sich die Bären aber zurückmelden und einen erneuten Angriff starten. Je nachdem wie durchschlagskräftig dieser dann abhängig vom Gesamtumfeld ausfällt, kommt es mittelfristig entweder zu neuen Tiefs unterhalb von 3.800 USD oder dem Ausbruch über 8.000 USD. Zunächst müssen es die Bullen aber erstmal in diesem extrem schwierigen Umfeld bis in den Bereich 7.700 bis 8.000 USD schaffen. Dann sehen wir weiter. Es empfiehlt sich also vorerst eine Fahrt auf Sicht.


© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com


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