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Was sind SDRs und könnten sie zur nächsten Weltreservewährung werden?

18.08.2020  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 3 -
Die SDRs werden alle fünf Jahre überarbeitet. Die aktuellste Überarbeitung des SDR-Warenkorbes fand 2015 statt, als der chinesische Yuan hinzugefügt wurde. Nach dieser Überarbeitung wurde am 1. Oktober 2016 die neue Währungsgewichtung festgelegt. Die Umtauschrate zwischen den Währungen an diesem Tag sorgte dann für eine "Währungsmenge" jeder der Währungen. Letzteres wird in der dritten Spalte in der obigen Tabelle dargestellt und kann als multiplizierender Faktor der täglichen SDR-Bewertungen angesehen werden.

Da die Umtauschrate zwischen den Währungen innerhalb des SDR-Warenkorbes kontinuierlich schwankt, werden auch allgemeine Raten bei der täglichen Bewertung der SDRs verwendet. In der vierten Spalte können Sie die allgemeine "Umtauschrate" sehen, die von der Währungsmenge multipliziert wird, um zu einer "US-Dollar-Äquivalente" zu gelangen (in der fünften Spalte). Alle US-Dollar-Äquivalente machen den Preis der SDRs in US-Dollar aus. Am 14. Februar 2020 wurde der Wert des Sonderziehungsrechts als 1,36751 Dollar dargestellt. Mit der US-Dollar-Umtauschrate kann die SDR-Umtauschrate mit anderen Währungen berechnet werden.

Das Sonderziehungsrecht ist also weder ein Anspruch auf diese Währungen, noch decken sie das SDR vollständig oder teilweise. Stattdessen führen Währungsgewichtungen, Währungsmenge und Umtauschraten zu täglichen SDR-Werten, die verwendet werden, wenn SDRs gegen Währung eingetauscht werden.

Die SDR-Zinsen werden wöchentlich festgelegt und basieren auf den 3-monatigen Zinsbenchmarks der fünf Währungen und deren jeweiligen Gewichtungen innerhalb des SDR-Warenkorbes. Die Zinsbenchmarks sind:
  • US-Dollar: Dreimonatige US-Staatsanleihe

  • Euro: Dreimonatszins der Zentralstaatssanleihen innerhalb des Euroraums mit einem Rating von AA und höher, der von der Europäischen Zentralbank veröffentlicht wird.

  • Chinesischer Yuan: Dreimonatiger Benchmarkzins chinesischer Staatsanleihen, wie von China Central Depository and Clearing Co. Ltd. veröffentlicht

  • Japanischer Yen: Dreimonatige, japanische Staatsanleihe

  • Pfund Sterling: Dreimonatige, britische Staatsanleihe

Erstaunlicherweise ist der Boden für die SDR-Zinsen 0,05%.


Wie werden SDRs gehandelt?

Da es "keinen eigenständigen Markt für die SDRs gibt, an dem ein Überschuss an Angebot oder Nachfragedruck durch Anpassung des Preises eliminiert werden", handelt man SDRs primär im Rahmen von freiwilligen Handelsabsprachen. Das bedeutet, dass Angebot und Nachfrage durch einen verwalteten Markt in der SDR-Abteilung verbunden sind. In dem Bericht hieß es:

"Die Rolle des IWFs [SDR-Abteilung] in vertragsweisen Transaktionen ist es, als Vermittler zu agieren und Teilnehmer an diesem verwalteten Markt auf eine Art und Weise zusammenzuführen, die den Voraussetzungen und Präferenzen der Käufer und Verkäufer der SDRs bestmöglich entspricht."

In anderen Worten: Ein Land, das Sonderziehungsrechte gegen verfügbare Währung verkaufen möchte, wird die SDR-Abteilung kontaktieren, um den Verkäufer mit einem Käufer zusammenzuführen. Transaktionen werden durch die SDR-Abteilung abgewickelt. Es ist Ländern nicht verboten, SDRs gegen Währung einzutauschen, doch es gibt keinen eigenständigen Markt. Die SDRs werden fast exklusiv in Transaktionen mit dem IWF verwendet; für Operationen zwischen den IWF-Mitgliedern und dem Allgemeinen Konto.

Neben den freiwilligen Handelsabsprachen via SDR-Abteilung gibt es noch eine weitere Möglichkeit für den IWF, seine Mitglieder dazu zu bringen, Sonderziehungsrechte zu tauschen: der Auswahlmechanismus. Aus dem Bericht:

"Sollte es eine ungenügende Zahl von freiwilligen Handelsabsprachen geben, so kann der IWF den Auswahlmechanismus aktivieren: IWF-Mitglieder mit einer starken Zahlungsbilanz und Reserveposition können vom IWF ausgewählt werden, um SDRs von anderen Mitgliedern mit schwachen externen Positionen zu erwerben."

Im Notfall wird der IWF ein Mitglied mit starker Zahlungsbilanz auswählen, um Währung gegen SDRs einzutauschen. Auch wenn ich bezweifle, dass der Auswahlmechanismus jemals aktiviert wurde oder das jemals getan wird. Der IWF erklärt: "Die Funktion der SDR-Abteilung... basiert auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit und der zwischenstaatlichen Kooperation." So weit ich weiß, gibt es keinen rechtlichen Rahmen, der den IWF dazu zwingt, Nationen vorzuschreiben, wie sie ihre internationalen Reserven zu verteilen haben. Sollte es zum Ernstfall kommen, so bezweifele ich, dass Mitgliedsländer Sonderziehungsrechte gemäß der Willkür des IWFs erwerben werden.

Bezüglich IWF-Kredite stehen die Dinge anders. Diese basieren auf Bedingtheit, wobei der Fonds deutliche Macht über die Kreditnehmer-Nationen ausüben kann.


Andere Mängel

Laut meiner Analyse werden die SDRs niemals zum wichtigsten internationalen Reserveasset werden. Nicht in ihrer aktuellen Form und auch nicht in etwaiger zukünftiger Form. Einer ihrer Mängel, den ich noch nicht extensiv angesprochen habe, ist die Tatsache, dass sich das Wesen der SDRs seit 1969 regelmäßig verändert hat.

Zuerst wurden sie in einer Goldgewichtung definiert. Im Jahr 1974 wurde deren Wert neu als ein Warenkorb aus 16 Währungen definiert. Und die SDR-Zinsen "werden halbjährlich zum halben Wert eines kombinierten Marktzinsen festgelegt, der durch eine Durchschnittsgewichtung der Zinsen kurzfristiger Marktinstrumente in Frankreich, Deutschland, Japan, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten definiert wurde."

Im Jahr 1981 wurde der Warenkorb auf fünf Währungen verkleinert und die SDR-Zinsen wurden den Marktzinsen angepasst. Im Jahr 2000 wurde der Warenkorb auf vier Währungen reduziert und neue Auswahlkriterien ausgewählt. Im Jahr 2015 fand die letzte signifikante Änderung mit Hinzufügen des chinesischen Yuan statt. Doch wer weiß schon, wie die Sonderziehungsrechte in Zukunft definiert werden könnten?

Warum würde irgendeine geldpolitische Behörde den Großteil seiner Ressources in einem Asset halten, dessen Wesen verändert werden kann (und dessen Einheiten unbegrenzt erschaffen werden können)? Nicht zu vergessen, dass es keinen tatsächlich Markt gibt, auf dem sie gehandelt werden und der Tatsache, dass freiwillige Handelsabsprachen und der Auswahlmechanismus alles andere als Liquidität verheißen.


Was haben die SDR-Gelehrten geschrieben?

Ein weiterer Mangel der SDRs wurde von Eswar S. Prasad, dem ehemaligen Chief of Financial Studies Division der Forschungsabteilung des IWF angesprochen:

"Prinzipiell können SDRs gegen "frei verfügbare" Währungen eingetauscht werden, doch nicht direkt in privaten Transaktionen verwendet werden. Demnach erhöht ein steigendes Angebot an SDRs nicht die Gesamtliquidität des Weltgeldsystems."

Da SDRs durch nichts gedeckt werden und kein Tauschmittel sind, führen mehr SDRs nicht zu höherer "Gesamtliquidität des Weltgeldsystems."


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