Totalkatastrophe für das Währungssystem
20.05.2020 | Egon von Greyerz
Während der Nasdaq ein neues Jahreshoch markiert, fällt die Welt jenseits der Aktienmarkt-Zeitbombe auseinander. Berichten der UN-Sonderorganisation IAO (Internationale Arbeitsorganisation) zufolge sollen z.B. 1,6 Milliarden Arbeitsplätze in der Weltwirtschaft bedroht sein. Das ist die Hälfte des globalen Arbeitskräftepotenzials von 3,3 Milliarden Menschen.
Besonders bedroht sind jene 2 Milliarden Menschen, die in der informellen Wirtschaft (Schattenwirtschaft) arbeiten. Der größte Teil dieser bedrohten Menschen hat nach Aussagen der IAO mit schweren Folgen zu rechen: kein Einkommen, kein Essen und keine Sicherheit. Wir haben es mit einer menschlichen Tragödie von immensen Ausmaßen zu tun, und die Menschen im Westen wissen nichts davon.
Großbritannien: Die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung wird von Staat bezahlt
Schauen wir nach Großbritannien, wo 23 Millionen Menschen - die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung - jetzt Staatszahlungen erhält. Dazu zählen Menschen, die in Kurzarbeit geschickt werden, die Arbeitslosenunterstützung beziehen oder aber Menschen, die im öffentlichen Sektor arbeiten und Renten beziehen. Wir haben hier einen unglaublich hohen Bevölkerungsanteil, der ohne produktiven Beitrag gratis Geld bezieht. Ja, der menschliche Aspekt ist natürlich unglaublich wichtig und Menschen in Leid sollte geholfen werden.
Das Problem ist nur: DIESES GELD GIBT ES NICHT. Was die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung bekommt, ist Geld, das nicht existiert, sondern schlicht und ergreifend aus dem Nichts herbeigedruckt wird und keinen realen Wert hat.
Tatsächliche US-Arbeitslosenquote bei 39%
Nehmen wir die USA als Beispiel: Prognosen zufolge liegt das BIP für das 2. Quartal bei -35%. Mehr als 20 Millionen Menschen haben ihre Arbeit verloren; kleine wie große Unternehmen fallen in ein schwarzes Loch. Die meisten dieser 20 Millionen Menschen haben keine Ersparnisse und könnten keinen Monat ohne staatliche Unterstützung überleben. Berechnungen von ShadowStats zufolge liegt die tatsächliche Arbeitslosenquote in den USA jetzt bei 39%. Gerade im Vergleich zu jenen 25%, die während der Depression der 1930er erreicht wurden, ist das eine erschütternde Zahl!
Sollte sich die Welt jetzt in einem enormen, langfristigen Abschwung befinden, wovon ich ausgehe, dann werden viele dieser 20 Millionen Menschen ihre Arbeitsplätze nie wieder zurückbekommen. Das bedeutet entweder kein Einkommen, kein Essen und keine Bleibe, oder der Staat steht diesen Menschen dauerhaft bei. Beides wird ins Verderben führen!
Kein Einkommen bedeutet Elend, Krankheit und letztlich auch eine große Zahl sterbender Menschen. Geldschöpfung ist leider auch keine Lösung. Sobald massiv Geld geschöpft wird, setzt starke Währungsentwertung ein und mit folgender Hyperinflation kommt dann der totale Wertverlust. Man braucht nur nach Venezuela zu schauen, wo große Bevölkerungsteile gerade ums Überleben kämpfen.
Es gibt keine Lösung
Das besonders Traurige an der aktuellen Wirtschaftskrise ist, dass es keine Lösung gibt. Niemand darf glauben, dass das Corona-Virus die Ursache dieser Weltkatastrophe ist. CV war der Auslöser, die ursächlichen Probleme gab es aber schon seit Langem. Die Große Finanzkrise (GFK) von 2006-09 wurde vorübergehend und notdürftig mit Geldschöpfung in Billionenhöhe repariert - jedoch nie gelöst. Die GFK war nur eine Probe, und jetzt steht die Welt vor dem unausweichlichen Zusammenbruch des Finanzsystems.
Zentralbanken-Panik schon im Herbst 2019
Das etwas faul war (im Staate Dänemark …) mit dem Zustand der Welt wurde im Spätsommer/ Frühherbst 2019 überdeutlich. Die EZB stellte zum zweiten Mal klar, dass sie alles Notwendige unternehmen werde. Anschließend begann die Fed mit ihren Tages- und Wochen-Repos im Umfang von hunderten Millionen $. Allerdings erfuhren wir nie die Gründe für die Panikmaßnahmen dieser Zentralbanken. Absolut klar ist aber: Das Finanzsystem bröckelt unter den massiven Schulden- und Derivatelasten.
Und dann wurde im Februar/März dieses Jahres die fragile Weltwirtschaft vom schrecklichsten Impulsgeber - in Form einer Pandemie - getroffen, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Meiner Ansicht nach wäre die mit Schulden und Defiziten vollgestopfte Weltwirtschaft auch ohne das Corona-Virus zusammengebrochen. Doch CV verstärkt das Problem drastisch, da es für einen deutlich beschleunigten Wirtschaftseinbruch sorgen wird.
Die aktuellen Maßnahmen der Zentralbanken weltweit werden nicht den geringsten Unterschied für die Rettung der Weltwirtschaft machen. Ein Schuldenproblem lässt sich nicht mit noch mehr Schulden lösen. Eine Zeit lang war es den Bankern gelungen, der Welt weiszumachen, dass Geldschöpfung aus dem Nichts Vermögen hervorbringen könne. Doch in Kürze wird die Welt erkennen, dass eben das nicht geht. Seit Beginn der letzten Krise hat sich die globale Verschuldung mehr als verdoppelt. 2006 lag sie bei 125 Billionen $ und heute beträgt sie mehr als 270 Billionen $. Mit Blick auf die aktuelle Geldschöpfung wird diese Zahl bald auf über 300 Bill. $ steigen und später um weitere hunderte Billionen $ anwachsen.
Irrationale Überschwänglichkeit unangebracht
Vor dem Hintergrund eines offensichtlich globalen Zusammenbruchs ist es vollkommen unverständlich, dass Aktienmarktinvestoren seit 7 Wochen auf Schnäppchenjagd sind. Sie scheinen die Weltwirtschaft vollkommen auszublenden. Ihr Fokus liegt allein auf den Liquiditätsspritzen, die in Form wertlosen Geldes verabreicht werden. Diese Investoren scheinen zu glauben, dass Finanzierung über allem anderen steht und völlig losgelöst von allen anderen Weltgeschehnissen existiert.
Allem Anschein nach glauben solche Investoren, dass es in der Ökonomie nur einen wichtigen Sektor gäbe - Finanzierung und Geldschöpfung. Je stärker die Wirtschaft abkühlt, desto mehr Geld wird gedruckt und Aktienmarktinvestoren lieben das. Deswegen hat der Nasdaq Composite auch gerade ein neues Jahreshoch markieren können. Das ist einfach wirklichkeitsfern. Die Weltwirtschaft ist völlig gelähmt, doch wen kümmert das, wenn Geldschöpfer bereitstehen, die einfach so Billionen aus dem Nichts erschaffen können.
Besonders bedroht sind jene 2 Milliarden Menschen, die in der informellen Wirtschaft (Schattenwirtschaft) arbeiten. Der größte Teil dieser bedrohten Menschen hat nach Aussagen der IAO mit schweren Folgen zu rechen: kein Einkommen, kein Essen und keine Sicherheit. Wir haben es mit einer menschlichen Tragödie von immensen Ausmaßen zu tun, und die Menschen im Westen wissen nichts davon.
Großbritannien: Die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung wird von Staat bezahlt
Schauen wir nach Großbritannien, wo 23 Millionen Menschen - die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung - jetzt Staatszahlungen erhält. Dazu zählen Menschen, die in Kurzarbeit geschickt werden, die Arbeitslosenunterstützung beziehen oder aber Menschen, die im öffentlichen Sektor arbeiten und Renten beziehen. Wir haben hier einen unglaublich hohen Bevölkerungsanteil, der ohne produktiven Beitrag gratis Geld bezieht. Ja, der menschliche Aspekt ist natürlich unglaublich wichtig und Menschen in Leid sollte geholfen werden.
Das Problem ist nur: DIESES GELD GIBT ES NICHT. Was die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung bekommt, ist Geld, das nicht existiert, sondern schlicht und ergreifend aus dem Nichts herbeigedruckt wird und keinen realen Wert hat.
Tatsächliche US-Arbeitslosenquote bei 39%
Nehmen wir die USA als Beispiel: Prognosen zufolge liegt das BIP für das 2. Quartal bei -35%. Mehr als 20 Millionen Menschen haben ihre Arbeit verloren; kleine wie große Unternehmen fallen in ein schwarzes Loch. Die meisten dieser 20 Millionen Menschen haben keine Ersparnisse und könnten keinen Monat ohne staatliche Unterstützung überleben. Berechnungen von ShadowStats zufolge liegt die tatsächliche Arbeitslosenquote in den USA jetzt bei 39%. Gerade im Vergleich zu jenen 25%, die während der Depression der 1930er erreicht wurden, ist das eine erschütternde Zahl!
Sollte sich die Welt jetzt in einem enormen, langfristigen Abschwung befinden, wovon ich ausgehe, dann werden viele dieser 20 Millionen Menschen ihre Arbeitsplätze nie wieder zurückbekommen. Das bedeutet entweder kein Einkommen, kein Essen und keine Bleibe, oder der Staat steht diesen Menschen dauerhaft bei. Beides wird ins Verderben führen!
Kein Einkommen bedeutet Elend, Krankheit und letztlich auch eine große Zahl sterbender Menschen. Geldschöpfung ist leider auch keine Lösung. Sobald massiv Geld geschöpft wird, setzt starke Währungsentwertung ein und mit folgender Hyperinflation kommt dann der totale Wertverlust. Man braucht nur nach Venezuela zu schauen, wo große Bevölkerungsteile gerade ums Überleben kämpfen.
Es gibt keine Lösung
Das besonders Traurige an der aktuellen Wirtschaftskrise ist, dass es keine Lösung gibt. Niemand darf glauben, dass das Corona-Virus die Ursache dieser Weltkatastrophe ist. CV war der Auslöser, die ursächlichen Probleme gab es aber schon seit Langem. Die Große Finanzkrise (GFK) von 2006-09 wurde vorübergehend und notdürftig mit Geldschöpfung in Billionenhöhe repariert - jedoch nie gelöst. Die GFK war nur eine Probe, und jetzt steht die Welt vor dem unausweichlichen Zusammenbruch des Finanzsystems.
Zentralbanken-Panik schon im Herbst 2019
Das etwas faul war (im Staate Dänemark …) mit dem Zustand der Welt wurde im Spätsommer/ Frühherbst 2019 überdeutlich. Die EZB stellte zum zweiten Mal klar, dass sie alles Notwendige unternehmen werde. Anschließend begann die Fed mit ihren Tages- und Wochen-Repos im Umfang von hunderten Millionen $. Allerdings erfuhren wir nie die Gründe für die Panikmaßnahmen dieser Zentralbanken. Absolut klar ist aber: Das Finanzsystem bröckelt unter den massiven Schulden- und Derivatelasten.
Und dann wurde im Februar/März dieses Jahres die fragile Weltwirtschaft vom schrecklichsten Impulsgeber - in Form einer Pandemie - getroffen, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Meiner Ansicht nach wäre die mit Schulden und Defiziten vollgestopfte Weltwirtschaft auch ohne das Corona-Virus zusammengebrochen. Doch CV verstärkt das Problem drastisch, da es für einen deutlich beschleunigten Wirtschaftseinbruch sorgen wird.
Die aktuellen Maßnahmen der Zentralbanken weltweit werden nicht den geringsten Unterschied für die Rettung der Weltwirtschaft machen. Ein Schuldenproblem lässt sich nicht mit noch mehr Schulden lösen. Eine Zeit lang war es den Bankern gelungen, der Welt weiszumachen, dass Geldschöpfung aus dem Nichts Vermögen hervorbringen könne. Doch in Kürze wird die Welt erkennen, dass eben das nicht geht. Seit Beginn der letzten Krise hat sich die globale Verschuldung mehr als verdoppelt. 2006 lag sie bei 125 Billionen $ und heute beträgt sie mehr als 270 Billionen $. Mit Blick auf die aktuelle Geldschöpfung wird diese Zahl bald auf über 300 Bill. $ steigen und später um weitere hunderte Billionen $ anwachsen.
Irrationale Überschwänglichkeit unangebracht
Vor dem Hintergrund eines offensichtlich globalen Zusammenbruchs ist es vollkommen unverständlich, dass Aktienmarktinvestoren seit 7 Wochen auf Schnäppchenjagd sind. Sie scheinen die Weltwirtschaft vollkommen auszublenden. Ihr Fokus liegt allein auf den Liquiditätsspritzen, die in Form wertlosen Geldes verabreicht werden. Diese Investoren scheinen zu glauben, dass Finanzierung über allem anderen steht und völlig losgelöst von allen anderen Weltgeschehnissen existiert.
Allem Anschein nach glauben solche Investoren, dass es in der Ökonomie nur einen wichtigen Sektor gäbe - Finanzierung und Geldschöpfung. Je stärker die Wirtschaft abkühlt, desto mehr Geld wird gedruckt und Aktienmarktinvestoren lieben das. Deswegen hat der Nasdaq Composite auch gerade ein neues Jahreshoch markieren können. Das ist einfach wirklichkeitsfern. Die Weltwirtschaft ist völlig gelähmt, doch wen kümmert das, wenn Geldschöpfer bereitstehen, die einfach so Billionen aus dem Nichts erschaffen können.