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Die Illusion des Goldbesitzes

27.07.2020  |  Nick Barisheff
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"Die Fähigkeit des Treuhänders, rechtliche Maßnahmen gegenüber den Unterverwaltern zu ergreifen, kann eingeschränkt sein, was die Wahrscheinlichkeit verstärkt, dass der Trust einen Verlust verzeichnet, sollte ein Unterverwalter seine Sorgfaltspflicht bei der Beaufsichtigung des Goldes des Trusts nicht nachkommen." - Seite 13, Absätze 2, 3, 4

"Der Verwalter besitzt weder das Recht noch die Pflicht, das Gold von einem Unterverwalter, der von einem Unterverwalter eingestellt wurde, zurückzuverlangen." - Seite 44, Absatz 6

In der aktuellen Registrierungserklärung 2020 für den GLD wurden zusätzliche Risikofaktoren hinzugefügt:

"Die Liquidität der Anteile könnte durch Zurückziehen der autorisierten Teilnehmer beeinflusst werden. Sollte sich ein oder mehrere autorisierte Teilnehmer, die deutlichen Anteile besitzen, zurückziehen, so wird die Liquidität der Anteile wahrscheinlich abnehmen, was den Marktpreis der Anteile negativ beeinflussen könnte."

Inwiefern beeinflusst der Rückzug eines autorisierten Teilnehmers den Wert der Anteile, wenn der Goldbesitz an den ETF übertragen wurde?


Doch was sind die Risiken für die Investoren?

Wie in meinem einfachen Beispiel erwähnt, besitzen ETF-Investoren kein Bullion. Solange die APs solvent sind, funktioniert das System. Doch sobald ein AP insolvent wird, diskutieren Anwälte ewig darüber, ob der ETF oder die tatsächlichen Besitzer rechtmäßiger Eigentümer sind. Auch wenn der ETF-Markt 2008, als Lehman Brother, ein AP, insolvent ging, fast zerstört wurde, so wurden das System und Lehman gerettet.

Obgleich dies ein ernsthaftes Problem für traditionelle Wertpapier-ETFs darstellt, so ist es ein noch größeres Problem, wenn es um Bullion geht. Im Falle der Edelmetalle wird Bullion von Zentralbanken durch Bullionbanken geleast, die als APs agieren. Das mögliche Problem ist hier größer, wie bei jeder Leasing-Transaktion. Besitzrecht am Asset bleibt das Eigentum des Leasinggebers.

Der Leasingnehmer hat begrenztes Recht auf die Nutzung des Assets und muss dieses an den Leasinggeber zurückübertragen. Deshalb wird das Asset, wenn eine Zentralbank Gold least, noch immer in der Bilanz angezeigt, auch wenn es an eine Bullionbank geleast wurde und diese nicht länger den physischen Besitz des Bullion hat.

Unter normalen Marktbedingungen funktioniert alles gut. Doch wenn die Bullionbank insolvent geht, würde der Leasinggeber - die Zentralbank - die Rückübertragung des Bullion vom ETF fordern.

Das Ergebnis könnte ein Totalverlust für die ETF-Investoren zu einem Zeitpunkt sein, wenn sie die reichtumserhaltenen Attribute des Bullion eigentlich am meisten brauchen. Um 1% jährliche Managementgebühren zu sparen, riskieren sie 100% Verlust ihres Kapitals.

Eine ähnliche Situation 2011 mit MF Global. Investoren waren daran interessiert, Bullion via Rohstoff-Futures aufgrund attraktiven Leverages zu erwerben. Statt gehebelte Profite zu machen, verloren die meisten Investoren all ihr Geld, als MF Global 2011 die Insolvenz erklärte.

Die Schlussfolgerung ist klar. Die Öffentlichkeit wurde über die Vorzüge und Risiken des Investierens in Gold- und Silber-ETFs fehlgeleitet. Der GLD besitz 1.048 Tonnen Goldbullion, doch aufgrund seiner Struktur wirkt sich dies nicht auf Angebot/Nachfrage von Gold aus, da das GLD-Gold geliehen wurde. In den Angebots-/Nachfrage-Statistiken von GFMS und CPM gibt es keine Position, die dem Gold entspricht, das sich angeblich im Besitz des GLD befindet. Grund dafür ist die Tatsache, dass das Gold geleast anstatt gekauft wurde.

Diese Struktur hat sich als fehlleitend für die Kleinanleger, Institutionen und Rentenfonds erwiesen, sowie die Bergbaubranche. Es war nur eine lukrative Cashflow-Gelegenheit für die großen Maklerfirmen, die als autorisierte Teilnehmer agieren. Wenn ein unbegrenzter Investmentfonds derart viel Gold hält, oder Gold direkt gehalten würde, dann wäre der heutige Preis das Vielfache des aktuellen Preises.

Die Angebot/Nachfrage-Statistiken, die von GFMS und CPM zusammengestellt wurden, wurden bis 1998 in Frage gestellt. Frank Veneroso schrieb einen extensiven Analysebericht mit Namen "The 1998 Gold Book Annual." In diesem fasste er genau Statistiken zusammen, um darzulegen, dass die Menge geleasten Goldes deutlich untertrieben war. Dementsprechend identifizierten Veneroso und das Gold Anti-Trust Action Committee (GATA), dass Zentralbanken berichten konnten, mehr als 30.000 Tonnen Gold zu besitzen, ohne dieses in ihren Tresoren zu haben.

Der IWF bittet darum, dass Zentralbank das geleaste Gold nicht von ihren Reserveassets ausschließen, was dazu führt, dass niemand weiß, wie viel Gold im Tresor geleast wurde. Deshalb schlussfolgerte Veneroso, dass das Goldleasing der Zentralbanken das Gesamtausmaß der Goldnachfrage auf etwa 1.600 Tonnen im Jahr künstlich gedrückt hat; mit einem jährlichen Angebot bei 4.000 Tonnen lag.

Zentralbanken besaßen offiziell 30.000 Tonnen und es wird geschätzt, dass mindestens 5.000 dieser 30.000 Tonnen Zentralbankgold wahrscheinlich verleast wurde. Venerosos Updates im Jahr 2013 schätzten, dass das geleaste Gold wahrscheinlich zwischen 10.000 und 16.000 Tonnen beträgt.

Trotz meiner Kritik gibt es jedoch eine gute Verwendung von ETFs in Investitionsportfolios. Anders als unbegrenzte Investmentfonds bieten ETFs Put- und Call-Optionen. Die beste Verwendung von ETFs ist die Absicherung eines Portfolios von Assets, auf die Sie rechtlichen Anspruch haben und direkt durch Verwendung von ETF-Optionen besitzen. Im Falle von Bullion könnten Sie ETF-Puts erwerben, um Ihre physischen Edelmetallbestände abzusichern. Zusätzlich könnten Sie Calls erwerben, um die Performance ihrer Bullionbestände zu verbessern.

Lassen Sie mich abschließend sagen: Nehmen Sie nicht an, dass Sie Bullion besitzen oder rechtliches Anrecht auf Bullion haben, wenn Sie in Bullion-ETFs investieren.

"Investieren Sie nicht in etwas, das Sie nicht verstehen. Wenn Sie die Investitionsmöglichkeit nicht in wenigen Worten und verständlich erklären können, dann müssen Sie die mögliche Gelegenheit neubewerten." - SEC Investor Bulletin, August 2012


© Nick Barisheff



Der Artikel wurde am 06. Mai 2020 auf www.bmg-group.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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