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Was sagten Powell und Lagarde der G7?

10.07.2020  |  Egon von Greyerz
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Meine erste Stelle hatte ich im Bereich Unternehmensfinanzierung bei einer Schweizer Bank. In jenen Tagen lagen dem Schweizer Bankensystem noch konservative Prinzipien zugrunde. Das war das perfekte Training; man lernte, Risiken zu analysieren und zu verstehen. Der Unterschied zu heute, wo mit massiven Hebeln und minimalen Kapitaldecken gearbeitet wird, könnte nicht größer sein.

Das wahre Grundwissen im Umgang mit Risiken erwarb ich aber während meiner Zeit bei Dixons. Es war damals ein kleines börsennotiertes, britisches Unternehmen, das wir zum führenden Unterhaltungselektronik-Händler im Vereinigten Königreich ausbauten, welches in den FTSE 100 aufgenommen wurde. Am Anfang war ich ein 29 Jahre junger, unerfahrener Finanzvorstand; einige Jahre später war ich Executive Vice-Chairman. Dixons wurden von einem jüdischen Unternehmer gegründet, der ein ausgezeichneter Geschäftsmann und Händler war. Es war eine steile Lernkurve! Heute ist er 88 Jahre alt und scharfsinnig wie eh und je.

Eines unserer Prinzipen war, immer frühzeitig panisch zu reagieren, aber auf kontrollierte Art und Weise. Als es beispielsweise zu einem deutlichen Abfall der Verbraucherausgaben kam, setzten wir innerhalb weniger Tage im gesamten Unternehmen deutliche Kostensenkungen durch. Und wenn wir große Übernahmen machten, dann verkauften wir umgehend unproduktive oder liquide Anlagen, um den Fremdfinanzierungsgrad wieder auf konservative Niveaus zu senken.

Unser Herangehen war finanziell umsichtig und kommerziell offensiv - und auf diese Weise konnten wir für schnelles Unternehmenswachstum sorgen, ohne dabei exzessive Risiken einzugehen. Wir überlebten die Ölkrise der frühen 1970er ohne Druck und auch den Bergarbeiterstreik, der uns zwang, mit 3 Tagen Strom pro Woche auszukommen. An den anderen Tagen verkauften wir Fernseher im Kerzenschein.

Ein niedriges Fremdkapitalverhältnis und geringe Schuldenmengen waren der Schlüssel. Also ganz anders als heute, wo massive Schuldenmengen und Fremdkapitalquoten vorherrschen! Und aus diesem Grund können Privatpersonen wie Unternehmen auch keine ernste Krise ohne massive staatliche Hilfen überleben. In der jüngeren Vergangenheit hat keiner mehr gelernt, zu sparen oder Rücklagen für schlechte Zeiten zu bilden. Läuft es gut, wird das Geld ausgegeben, läuft es schlecht, leiht man sich Geld oder der Staat muss helfen. Das gilt für Privatpersonen wie für Großunternehmen.


Schulden und Defizite - das moderne Finanz-Mantra

Im Kontext von Niedrig- oder Nullzins sowie konstant sinkendem Geldwert fehlt natürlich auch jeglicher Sparanreiz! Zudem sind Staaten wie Zentralbanken dahingehend ganz schlechte Beispiele.

Wie kann man aber vom Volk Besonnenheit erwarten, wenn die eigenen Regierungen und Zentralbanken seit Jahrzehnten Defizite einfahren und Geld drucken? Schulden und Defizite sind das Mantra des modernen Finanzwesens. Doch scheinbar niemand versteht, dass dieses Mantra zur chronischen Krankheit geworden ist, die viel schneller tötet als das Corona-Virus.


Demnächst: Weimar & Simbabwe hoch zwei

Die Zentralbanken dieser Welt sind gerade dabei, Weimar und Simbabwe in den Schatten zu stellen. Zentralbanken und Staaten haben seit Beginn der CV-Krise weltweit 18 Billionen $ gedruckt und geliehen. Und seit Beginn der Großen Finanzkrise 2006 haben sie die globale Verschuldung mehr als verdoppelt - von 125 Billionen $ auf über 275 Billionen $. Aber das ist nur der Anfang.

Wir reden hier über Milliarden, Billionen und Billiarden, als würden wir verstehen, was das bedeutet. Doch niemand versteht es wirklich. Es ist absolut unmöglich zu begreifen, was eine Billion eigentlich ist. Fangen wir doch mal an, bis 1 Billion zu zählen. Tatsächlich würde das 32.000 Jahre dauern. Und dabei müsste man schon sehr schnell zählen, ohne jemals zu zögern oder einen Fehler zu machen (oder gar wieder von vorne anzufangen). Ok: und jetzt die weltweit geschöpften 18 Billionen $ … wie lange würde das wohl dauern? Fast 600.000 Jahre.


QE von FED & EZB - Null wert

Es ist also eindeutig unrealistisch und unmöglich. Wann immer solche Geldmengen in der Vergangenheit hergestellt wurden (wie in der Weimarer Republik), waren sie jedes Mal vollkommen wertlos. Auch dieses Mal wieder! Zu realistischen Marktzinsniveaus kann ein solches Ausmaß an Schulden niemals bedient werden. Das funktioniert nur noch zu Zinssätzen, die knapp bei null oder im Negativbereich liegen.

Summen wie diese lassen sich nie und nimmer mit ordnungsgemäß verdientem Geld zurückzahlen. 18 Billionen $ entsprechen 22% des globalen BIP. Und da heutzutage fast jedes Land Defizite hat, liegt die Chance, dass diese Schulden irgendwann in Zukunft bedient oder zurückgezahlt werden, bei eindeutig NULL. Man sollte nicht vergessen, dass die USA seit 1960 keinen echten Haushaltsüberschuss mehr hatten. (Bitte keine Zuschriften wegen der Clinton-Jahre. Das waren Scheinüberschüsse, weil auch die Verschuldung weiter anstieg!)

Buchstäblich das gesamte Geld, das von US-Regierungen und der Fed in den letzten 20 Jahren erschaffen wurde, ist vollkommen wertlos. Denn Geld, das willkürlich nur aus Luft hergestellt werden kann, ist definitionsgemäß Falschgeld. Wenn zur Erschaffung von zweistelligen Billionen-Beträgen nur noch ein Knopfdruck benötigt wird - und keine wie auch immer geartete Güter- oder Dienstleistungsproduktion - dann hat dieses Geld einen Wert von NULL.

Ich weiß, ich reite auf den diesem Punkt immer wieder herum. Der Grund dafür ist folgender: Ich möchte, dass wenigstens ein paar Menschen verstehen, was wahrscheinlich demnächst passieren wird - und ich möchte, dass sie sich darauf vorbereiten und ihre finanzielle Situation entsprechend anpassen können.


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