Das Finanzsystem - ein anmaßender Schwindel
28.07.2020 | Egon von Greyerz
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Demnächst: Finaler WährungskollapsOb man zurückschaut ins Römische Reich im 3. Jahrhundert oder aber zu John Law um 1720: Man sieht, dass sich Geschichte wiederholt, wieder und wieder. Praktisch alle Wirtschaftseinbrüche gingen mit einer Totalentwertung der Währung einher. Und wir befinden uns jetzt in den allerletzten Zügen eines globalen Währungszusammenbruchs. Die Kaufkraft aller großen Währungen ist seit 1971 effektiv (gegenüber Gold) um 97-99% gefallen. Der 15. August 1971 war ein wichtiges Datum für das Währungssystem.
Es war der Tag, an dem Nixon dem Dollar den Teppich unter den Füßen wegzog und somit auch allen anderen Währungen, die an den Dollar gekoppelt waren. Als Gold keine Währungsdeckung mehr war und unverantwortliche Regierungen unbegrenzte Schuldenmengen ausgaben, war der Anfang vom Ende des aktuellen Währungssystems markiert. Die zweite Bewegung im Abwärtswettlauf der Währungen begann dann in den frühen 2000er Jahren. Und seither haben alle Währungen ca. 80-85% ihres effektiven Wertes verloren.
Kein Zurück beim Gold
2011 markierte Gold ein vorübergehendes Hoch, 2016 wurde der Aufwärtstrend fortgesetzt. Die massiven Geldmengen, die seit 2006 geschöpft wurden und die heute, 2020, immer schneller wachsen, haben keinen korrekten Niederschlag im Goldpreis gefunden. Doch das wird demnächst passieren.
Für den Westen waren die Aussichten auf einen Währungszusammenbruch nie besser gewesen. Und das bedeutet, dass die Aussichten für Gold absolut hervorragend sind.
Kein physisches Material zur Sicherung der Papiergoldbestände
Es gibt allerdings viele Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen. An den Terminmärkten und im LBMA-System herrscht eine massive Knappheit an physischem Gold. Wenn Gold steigt, und Goldkontrakthalter physische Auslieferung fordern, wird das Gold zur Begleichung der Papieransprüche nicht zur Verfügung stehen. Hier gibt es potentiell nur zwei Möglichkeiten. Erstens einen Ausfall des LBMA-Systems, der zudem einem kompletten Bankenzusammenbruch gleichkäme. Man würde versuchen, die bestehenden Forderungen in Papiergeld zu begleichen, aber auch das würde letztlich zu Ausfällen führen.
Natürlich ist es auch möglich, dass die Zentralbanken Billionen Dollar zur Rettung der Banken drucken, so dass diese dann Gold kaufen können. Das Problem dabei ist nur, dass zu den aktuellen Preisen kein Gold verfügbar sind wird - erst bei Preisen, die um ein Vielfaches über dem aktuellen Preisniveau liegen. Und je mehr Geld die Zentralbanken drucken, desto weniger wird es wert sein und umso mehr wird Gold kosten. Hier haben wir also eine Sisyphusaufgabe, die unter Garantie scheitern wird.
Institutionelle Goldkäufe
Ein weiterer wichtiger Faktor ist folgender: Aktuell stecken nur 0,5% der globalen Finanzanlagen in physischem Gold. Bei steigender Inflation und im Fall des Einbruchs von Bubble-Assets (wie Aktien, Anleihen und Immobilien) werden private wie institutionelle Investoren vor allem eines wollen: Goldeigentum. Institutionen werden das Gold brauchen, zum sich gegen Inflation und Risiken abzusichern.
Sagen wir, eine Institution möchte Gold im Wert von ca. 120 Mio. $ kaufen - und das nun multipliziert mit dreistelligen Zahlen, um die institutionelle Nachfrage abzubilden. Anstatt nun 2 Tonnen zu 1.900 $ pro Unze zu bekommen, werden sie 200 Kilogramm zu 19.000 $ pro Unze bekommen. Sie werden also ihr Gold im Wert von 100 Mio. $ bekommen, allerdings zum Zehnfachen des Preises. Da die Produktion nicht gesteigert werden kann, lässt sich die Nachfrage allein durch steigende Preise befriedigen.
Natürlich gibt es insgesamt 170.000 Tonnen Gold auf der Welt, einschließlich jener 50% in Form von Schmuck sowie 35.000 Tonnen Zentralbankengold. Allerdings wird nur ein winziger Prozentsatz dieses Goldes zu den aktuellen Preisen verfügbar sein. Größere Mengen werden ein Vielfaches der heutige Preise kosten. Die jährliche Goldproduktion und das Goldrecycling wird Jahr für Jahr vom Markt absorbiert, darüber hinaus haben wir "Peak-Gold" erreicht.
Aktuell haben die Schweizer Gold-Raffinerien niedrige Nachfrage zu verzeichnen, doch das ist nur eine Flaute im Fahrwasser einer sehr hektischen Periode und im Vorfeld der nächsten großen Abwärtsbewegung bei Aktien - und der nächsten großen Aufwärtsbewegung bei den Metallen.
Vier Faktoren für steigende Goldpreise
Zusammenfassend: Der Goldpreis wird durch vier unglaublich starke Faktoren angetrieben:
- Starke Währungsentwertung aufgrund von Geldschöpfung
- Ausgeprägte Goldengpässe bei LBMA und Terminbörsen
- Markteintritt neuer, wichtiger privater wie institutioneller Goldinvestoren
- Nur noch kleine Goldmengen verfügbar zu den aktuellen Preisniveaus
Silber wird wahrscheinlich 3-mal so schnell steigen wie Gold, doch vergessen Sie nicht, dass es sehr volatil ist und die Korrekturen brutal ausfallen. Wer nachts ruhig schlafen möchte, sollte nur Goldeigentümer sein. Angesichts eines historisch hohen Gold/Silber-Verhältnisses von derzeit 93 empfehlen wir unseren Kunden derzeit trotzdem eine Allokation von 75% physischem Gold und 25% Silber.
Größere Mengen Edelmetalle sollten besser außerhalb des eigenen Aufenthaltslandes sowie außerhalb des Finanzsystems gehalten werden. Es ist sehr riskant, Vermögenssicherungs-Assets in einem bankrotten Bankensystem unterzubringen, ob nun in den allgemeinen Tresoreinrichtungen der Bank oder in Bankenschließfächern.
Gold und Silber befinden sich in der Beschleunigungsphase. Der Trend wird deutlich nach oben verlaufen, einschließlich der normalen Korrekturen. Die Zeit, in der man Gold unter 2.000 $ und Silber unter 25 $ kaufen kann, ist sehr begrenzt.
© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG
Dieser Artikel wurde am 23. Juli 2020 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.