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Die großen Unterschiede

11.08.2020  |  Steve Saville
Im Jahr 2020 sind viele Dinge passiert, die noch nie zuvor passiert sind, also ist es diesmal in einigen Aspekten tatsächlich anders. Die wichtigsten Unterschiede - von denen ich unten vier diskutiere - haben mit der politischen Reaktion auf die COVID-19-Pandemie zu tun.

Im Kontext der Menschheitsgeschichte und was die Todeszahlen angeht, ist die Pandemie nicht unbedingt ungewöhnlich. Durchschnittlich gab es über Jahrhunderte hinweg alle hundert Jahre zwei große Pandemien. In den letzten hundert Jahren waren das beispielsweise die "Spanische Grippe" im Jahr 1918 und die "Asiatische Grippe" im Jahr 1958. Fast jeder hat schon einmal von der Spanischen Grippe und dessen schreckliche Todesopfer gehört, doch die Asiatische Grippe ist weniger bekannt. Die Todesopfer je 1 Million Menschen auf der Welt, die von der Asiatischen Grippe resultierten, waren viermal so hoch wie die aktuelle Todeszahl je 1 Million Menschen auf der Welt, die COVID-19 verursachte.

Der große Unterschied ist diesmal nicht die Krankheit an sich, sondern die Reaktion auf die Krankheit. Niemals zuvor wurden große Teile der Wirtschaft von der Regierung lahmgelegt, um die Ausbreitung der Krankheit einzuschränken. Nun ist es jedoch zur akzeptierten Praxis geworden, Geschäfte zu schließen und zu Hause zu bleiben, wenn die Anzahl der Infektionen in einem Gebiet über ein unspezifiziertes, niedriges Niveau steigt. Wenn es die optimale Reaktion auf eine Pandemie ist, große Teile der Wirtschaften lahmzulegen, warum wurde dies noch nicht zuvor versucht? Warum fand man das erst 2020 heraus?

Die Antwort hat etwas mit der Tatsache zu tun, dass COVID-19 die erste Pandemie ist, die uns unter dem Währungssystem getroffen hat, das Anfang der 1970er Jahre implementiert wurde. Unter diesem System gibt es kein Limit der Geldmenge, die aus dem Nichts erschaffen werden kann - außer eines arbiträren Anstiegs eines arbiträren Indikators der "Inflation." Zuvor gab es Einschränkungen der Gelderschaffung, die in Form eines Goldstandards implementiert wurden.

Gäbe es enge Regulierungen der Geldmenge, hätte der wirtschaftliche Lockdown vieler Regierungen in diesem Jahr zum sofortigen und extremen Elend der Mehrheit der Menschen geführt. Deshalb wäre das keine Option. Heute ist es das jedoch, weil die Fähigkeit, unbegrenzte Mengen Geld aus dem Nichts zu erschaffen, eine Gelegenheit für Regierungen darstellt, kurzfristigen Schmerz für die Mehrheit der Leute zu lindern, oder sogar vollständig zu eliminieren. Es sollte offensichtlich sein, dass dies nur ein Austausch von kurzfristigen Schmerzen gegen langfristig stärkere Schmerzen ist. Doch fast niemand denkt langfristig. Tatsächlich wird diese kurzfristige Lösung, die Geldregen für die Menschen umfasst, angepriesen, als hätte sie keine hohen, langfristigen Kosten.

Ein weiterer Unterschied zwischen der aktuellen und früheren Pandemien ist die Verfügbarkeit von Informationen. Zum ersten Mal überhaupt hat jeder während einer großen Pandemie Zugriff auf aktuelle Daten und Zahlen der Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Tode. Die weitverbreitete Fixierung auf Fall/Todeszahlen hat den allgemeinen Glauben verstärkt, dass man die Zahlen vorrangig senken muss; ungeachtet etwaiger langfristiger Konsequenzen.

Der dritte Unterschied hängt mit dem ersten Unterschied zusammen. Also die Fähigkeit, unbegrenzte Mengen Geld aus dem Nichts zu erschaffen. Diese Fähigkeit existiert seit einem halben Jahrhundert, doch 2020 ist das erste Mal, dass sie von der Regierung verwendet wurde, um der Öffentlichkeit direkt Geld zur Verfügung zu stellen. Vor diesem Jahr wurde sie exklusiv von Zentralbanken verwendet, um Zinsen zu manipulieren und Preise an den Finanzmärkten zu erhöhen. Eine Folge wird eine deutlich traditionellere "Inflation" im nächsten Jahr sein, als sie im letzten Jahrzehnt je stattgefunden hat.

Der vierte und letzte Unterschied, den ich heute erwähne, steht ebenfalls mit der Macht der Gelderschaffung in Verbindung. Im Jahr 2020 haben einige Regierungen der entwickelten Welt - wie beispielsweise die US-Regierung - aufgehört, so zu tun, als seien sie um ihre eigenen Verschuldung besorgt. Zuvor gaben sie zum Besten, dass sie Defizite und Schulden umsichtig verwalten würden; als müssten die Schulden irgendwann zurückgezahlt werden. Doch dieses Jahr haben sie stillschweigend die Realität anerkannt, dass man niemals die Absicht hatte, die Schulden zurückzuzahlen und dass die Schulden somit bis ins Unendliche erhöht werden können. Das Jahr 2020 war sicherlich ein Wendepunkt.


© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 5. August 2020 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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