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Schweizer Nationalbank - 1 Bill. $ Währungsspekulation

27.10.2020  |  Egon von Greyerz
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Ich habe noch eine Sorge, die ich gerne mit dem Rat teilen möchte: unsere Währungsposition. Wie Sie sicher wissen werden, haben wir mehr als 400 Mrd. CHF gedruckt und dafür hauptsächlich Assets in Euro aber auch anderen Währungen gekauft, um den Wechselkurs über 1,20 zu halten. Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass gedruckte Papierzettel keinen wirklichen Wert haben, doch da wir die Nationalbank sind, können wir den Menschen einfach sagen, dass es echtes Geld sei. Glücklicherweise sind sie dumm weise genug, um uns zu glauben.

Der Grund, warum ich hinsichtlich des Referendums so nervös war, ist die Tatsache, dass die Nationalbank jetzt auf der größten spekulativen Währungsposition sitzt, die es jemals bei einer Zentralbank gegeben hat. Unsere Bilanzsumme von 552 Mrd. entspricht 80% des BIP, und das ist eine extrem gefährliche Position für unser Land. Ein Ausstieg aus dieser Währungsposition ohne zweistellige Milliardenverluste ist praktisch unmöglich - es könnten sogar 100 Mrd. sein. Dafür zahlen müsste am Ende natürlich das Volk.

Die Bindung bei 1,20 ist künstlich; und mit Blick auf die Geschichte hat noch keine Währungsbindung langfristig gehalten. Längerfristig werden Währungskurse immer ein Abbild der ökonomischen wie monetären Unterschiede verschiedener Ländern sein. Da unsere Wirtschaft, zumindest vorläufig, wahrscheinlich stärker bleiben wird als die der schwachen Eurozone, wird unsere Landeswährung natürlich auch höher bewertet werden als der Euro. Natürlich sind wir überaus dankbar, dass die Wähler unsere Propagandainformationen im Rahmen unserer Kampagne erhört und die Goldinitiative abgelehnt haben. Doch leider sind damit die Probleme unserer Bank damit nicht aus dem Weg geschafft.

Die Währungsbindung war entscheidend, um die Banken der Banker zu retten, die enorme Mengen unserer Landeswährung an in erster Linie osteuropäische Banken verliehen hatten. Wir sind also vollkommen verflochten mit der Eurozone, und zum gegebenen Zeitpunkt sollten wir vielleicht eine permanente Bindung diskutieren. Natürlich hat es auch Nachteile, an eine sehr schwache Währung gebunden zu sein. Alles, was wir in den Geschäften kaufen, ist jetzt teurer geworden. Zudem könnten wir durch die Eurozone in Mitleidenschaft gezogen werden und letztlich ins selbe ökonomische Desaster stürzen. Doch glücklicherweise verstehen die Bürger die großen Schattenseiten nicht.

Das größte Problem bei einer Übernahme des Euro als Landeswährung ist jedoch, dass die Bank die Fähigkeit verlieren würde, unverantwortliche unabhängige Entscheidungen zu treffen. Die EZB würde dann übernehmen und wir würden all unsere Geldschöpfungsbefugnisse komplett verlieren.

Daher empfehle ich dem Rat, dass wir alles beim Alten belassen. Trotzdem bleibt uns das nagende Problem unserer 470 Mrd. CHF schweren spekulativen Währungsposition. Sie ist eine Zeitbombe; wir wissen, dass wir uns niemals aus diesen Positionen zurückziehen werden können, ohne dabei schwerste Verluste zu erleiden. Es bleibt zu hoffen, dass der aktuelle Bankrat der Nationalbank schon in Ruhestand sein wird, wenn es so weit ist. Dann wird man dem neuen Rat die Schuld dafür geben können.

Ich möchte dem Rat abschließend noch für die Unterstützung meiner Maßnahmen danken. Die Bank hat weiterhin die totale "Kontrolle über das Geld der Nation", und das ist beruhigend.

Thomas Jordan
Präsident

P.S. Die Passagen oben sind eine fiktionale Darstellung.



SNB setzt Euro-Bindung aus

Am 15. Januar 2015, sechs Wochen nachdem ich die fiktive Mitteilung an den Rat der SNB verfasst hatte, wurde die Euro-Bindung ausgesetzt. Und anfänglich fiel der Euro um 37% gegenüber dem Schweizer Franken. Das verursachte massive Verluste im Bankensystem und an den Terminbörsen. Später pendelte sich der Verlust bei -13 % ein. Auch für die SNB hatte das Verluste von ca. 40 Mrd. CHF zur Folge, wie ich vorhergesagt hatte.

Man möchte meinen, dass die SNB irgendetwas aus dieser schmerzlichen Erfahrung gelernt hätte. Aber NEIN, das hat sie nicht! Ende 2014 lag ihre Bilanzsumme bei 550 Mrd. CHF. Heute, 6 Jahre später, ist sie auf 950 Mrd. CHF explodiert, wie das Diagramm am Anfang dieses Artikels zeigt. 90% davon gingen in Fremdwährungen, hauptsächlich Euro- und Dollar-Forex-Positionen. Die SNB hält über 100 Mrd. $ in Aktien, ein Drittel davon sind US-Technologieaktien.

Wir haben es hier also mit den größten Hedgefonds der Welt zu tun, mit einer Bilanzsumme von über einer Billion US-Dollar. Auch in Schweizer Franken sind das fast 1 Billion gedrucktes/ geschöpftes Geld, mit dem in Fremdwährungen spekuliert wird. Die Väter der Schweizer Eidgenossenschaft dürften sich ganz sicher in ihren Gräbern umdrehen, angesichts dieser atemberaubenden Spekulativposition, die allem widerspricht, wofür die Schweiz und die Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft steht.

Wäre die Schweizer Goldinitiative angenommen worden, wäre die SNB heute verpflichtet, 20 % ihrer Bilanzsumme in Gold zu halten. Bei einer Bilanz von 950 Mrd. CHF bedeutet das 190 Mrd. CHF in Gold - oder aber 3.400 Tonnen.

Interessanterweise entsprechen 3.400 Tonnen der Gold-Jahresproduktion. Da die SNB schon 1.000 Tonnen Gold hält, hätte sie noch 2.400 Tonnen erwerben müssen. Natürlich wäre es der SNB nicht möglich gewesen, so viel physisches Gold zu erwerben, denn es wäre einfach nicht verfügbar gewesen. Hätte sie nun weiteres Kapital geliehen oder geschöpft, um diese Mengen Gold anzukaufen, so wäre ihre Bilanzsumme explodiert - was weitere Goldkäufe erforderlich gemacht hätte.

Und aus diesem Grund hatte es auch die Goldinitiative gegeben: Man wollte die SNB davon abhalten, unverantwortliche Bilanzausweitung zum Zweck der Währungsspekulation zu betreiben.

Der einzige positive Aspekt für die SNB ist, dass all diese gedruckten Schweizer Franken nicht direkt in die Schweizer Wirtschaft geflossen sind, sondern in der Kauf von Fremdwährungen, in erster Linie Dollar und Euro. Die Positionen lassen sich also leichter auflösen als die von Fed und EZB betriebene Geldschöpfung, die sich praktisch nicht aussetzen lässt. Trotzdem würde eine Auflösung massive Verluste bringen.


Zentralbanken der Welt werden bald gleichziehen mit der SNB

Darauf läuft es in der Welt gerade hinaus. Im verzweifelten Kampf der Zentralbanken um das Überleben des globalen Finanzsystems werden sie unbegrenzte Geldmengen drucken - anfänglich noch hunderte Billionen. Später dann, wenn die Derivateblase platzt, werden es wahrscheinlich Billiarden Dollar, Euro etc. sein, die wie durch ein Wunder aus dem Nichts entstehen werden. Ob es sich dabei um die heutigen Dollars oder Euros handelt oder aber um neue, digitale Währungen wird überhaupt keinen Unterschied machen. Fiat-Geld wird immer Fiat-Geld bleiben - ganz gleich, wie die Zentralbanker es auch drehen und wenden.

Also: Investoren sind auf so etwas noch nicht vorbereitet, und ihnen bleibt immer noch ein kleines Zeitfenster, bevor Währungen, allen voran der Dollar, einbrechen werden.

Edelmetalle, besonders physisches Gold und Silber, werden den Zusammenbruch von Fiat-Währungen natürlich abbilden und ihren Aufwärtstrend, der bald exponentiell verlaufen wird, fortsetzen.


© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG



Dieser Artikel wurde am 21. Oktober 2020 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.


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