Seltene Mineralien und Seltene Erden
29.06.2007 | Dr. Dietmar Siebholz
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Nur ganz kurz einen Ausflug in die Politik; ich werde später im Detail noch darauf zurückkommen. Kluge Regierungen entwickeln Strategien für die Zukunft und handeln nicht erst beim Auftreten von Problemen, also auch bei der Versorgung seiner Wirtschaft und Industrie mit Rohstoffen. Zu loben ist hier die chinesische Regierung, die weltweit die Sicherstellung des Rohstoffbedarfs betreibt, ob in Afrika, Kanada, in Australien, in Mittel- und Südamerika, ja selbst in der Südsee. Bewertung: Note 1. Die US-Regierung spricht das Thema an, verhindert den "Ausverkauf von US-Interessen an China", leert ihre strategischen Reserven z.B. bei Kobalt, Wolfram und Tantal und verlässt sich darauf, das man ihnen die Rohstoffe angesichts ihrer militärischen Hoheit und der Kraft ihrer Währung (also der Reservewährung der Welt) immer liefern wird.Bewertung: Note minus mit Rücksicht auf die atlantische Zusammenarbeit. Frau Merkel und ihre Crew verlassen sich auf die vor Jahrzehnten gegründeten staatlichen Institutionen, deren Webseite schon zeigt, dass man hier nur einen Potemkin antrifft. Unsere Regierung spielt den wichtigen Part der Führerschaft in der EU zum Imagegewinn der ostdeutschen Physikerin (die wäre doch prädestiniert für diesen Job, oder?), konzentriert sich auf die EU-Verfassung, die schon ohnehin ein Grund zum Auswandern in die Türkei wäre und plant die nächste Stufe von Hartz IV. Ach ja, ich vergaß: Das Problem des Ladenschlusses und das Rauchverbot hat unsere Regierung erfolgreich gelöst. Kommentar: Note 5 …
Zur chinesischen Strategie - und da werden mich meine langjährigen Leser, die meinen Bericht vom Oktober 2004 unter dem Titel "Die chinesische Strategie oder fasten your seat belt, Ladies and Gentlemen in den USA and elsewhere" bestätigen - ist zu sagen, dass sie bis heute alle strategischen Auflagen erfüllt. China wandelt seine Handelsüberschüsse langsam und Schritt um Schritt in die Überleitung in Rohstoffe um. Was sollen sie auch mit den Unsummen an US-Dollars - frisch gedruckt oder durch Computerclick leistungslos entstanden - anfangen? Den inneren Wert dieser Reserven, die neben vielen anderen auch die Bundesbank und die EZB hält, würde ich eher mit dem energetischen Heizwert der Banknoten beziffern oder selbstverständlich darauf vertrauen, dass die USA ihre Verpflichtungen aus diesen Noten auch erfüllen werden. Das wird sicherlich geschehen, wenn sie ihre diversen Kriege erfolgreich beendet haben werden. So hat uns Kaiser Wilhelm II die Rücknahme der Umsatzsteuer ebenso garantiert wie andere nachfolgenden Politiker seitdem. Ehrlich gesagt, das chinesische Misstrauen und die daraus resultierenden Beschlüsse erscheinen mir sicherer.
Warum halte ich mich so lange bei der chinesischen Strategie auf? Wenn Sie die oben genannten Metalle und meine Darlegungen zu deren Verwendung in den Zukunftstechnologien verfolgt haben, dann wird Ihnen aufgefallen sein, dass einige der seltenen Mineralien und Metalle wie z.B. Wolfram, Kobalt und die Seltenen Erden doch häufiger genannt wurden. Was haben diese Stoffe außer der Tatsache, dass man sie für die neuen Technologien unverzichtbar braucht? Antwort: Sie werden zu hohen Anteilen in China gefördert. Die Weltversorgung bei den Seltenen Erden erfolgt z.B. zu ca. 95%, die von Antimon zu 84%, die von Wolfram zwischen 78% und 84% und die von Kobalt zu 61% aus chinesischen Lagerstätten. Bei mir haben alle Warnsignale ertönt, als ich erfuhr, dass China die Produktion "aus Umweltgründen, wie man erklärte" für 2007 um 30% reduzieren wird und gleichzeitig eine Exportsteuer - also eine Bestrafung für den Verkauf der Erden von 15% erließ. China, der Exportgigant verhängt Exportsteuern?
Denken Sie einmal in Ruhe nach: China reduziert seinen Export und lässt die Rohstoffe lieber im eigenen Land, Rohstoffe, die für neue Technologien unverzichtbar sind. Sie werden zum gleichen Schluss wie auch ich kommen: Entweder will die chinesische Regierung im Lande eine höhere Wertschöpfung generieren, dann werden wir halt die Endprodukte aus China beziehen müssen oder es ist eine höhere politisch-strategische Variante im Spiel. Vielleicht ist es auch eine späte politische Rache für den Opiumkrieg, als China zur Öffnung seiner Grenzen für den Import des Rauschgifts durch England und seine Verbündeten (im Übrigen die gleichen, die jetzt in Afghanistan und im Irak kooperieren) öffnen musste. Was auch immer richtig sein sollte: Man muss sich nach diesen Erkenntnissen den Zugriff auf die Rohstoffe auch als Investor sichern.
So kommen wir zum letzten Teil meiner Darlegungen, nämlich zur Frage, wie man als Investor reagieren sollte. Davor gestatte ich mir den Hinweis, das ich kein Anlageberater bin und trotz aller Sorgfalt keine Verantwortung für meine Darlegungen übernehmen kann; aber: Ich verhalte mich bei den eigenen Dispositionen so, wie ich es Ihnen schildere.
Meine Anlageentscheidungen habe ich - wie auch schon mehrmals in der Vergangenheit geschildert - auf mehrere Töpfe verteilt. Dabei vermeide ich überwiegend Papier- und Derivatelösungen, so reizvoll ihre Hebelwirkungen auch sein mögen. Denken Sie immer daran: Wir stehen vor großen Belastungen, die nicht ohne Friktionen ausgelebt und beseitigt werden können. Da sind Derivate kaum noch als Sicherheit zu handhaben. Stellen Sie sich selbst die Frage: Was hatte im Frühjahr 1912 bei dem Titanic-Unfall vor Neufundland mehr Wert? Der Platz im Rettungsboot oder ein von einer erstklassigen Bank verbriefter Anrechtschein auf einen Platz im Rettungsboot mit Ausübungstermin "Sommer 1912"?
Meine Anlagen sind für die langfristige Vermögenssicherung Gold und Silber in Handelsmünzen, die verwertbar sind; ferner habe ich ein Metall-Lagerkonto (kein Papiermetall-Konto, wie so oft angeboten) bei der FMC GmbH in Karlruhe eröffnet; dort kaufe und lagere ich Metalle, die ich nicht vom Edelmetallhändler erwerben kann z.B. Tantal und Indium und den von der FMC gehandelten Metall-Waren-Korb, der mich von Entscheidungen, welches Metall wird wohl die beste Zukunft haben, freistellt.