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Irrationale und laienhafte Reaktion

10.11.2020  |  Hannes Huster
Es war eine irrationale, überzogene und laienhaft anmutende Reaktion der Märkte auf die Impfstoffankündigung gestern. Wer Gold und Goldaktien auf den Markt schmeißt, nur weil eine Firma einen Impfstoff anmelden möchte, der kauft auch Taschentuchhersteller-Aktien im Herbst, weil die Erkältungssaison losgeht und schichtet dann auf Sonnenschirmhersteller im Frühjahr um, weil dann die Sonne wieder scheint.

Eine Denkweise, wie sie "Frischlinge" an den Tag legen, wenn sie das erste Mal im Leben in den Aktienmarkt investieren. Niemand muss auf mich hören und jeder muss selbst die Verantwortung für sein Kapital übernehmen.

Wenn Sie mich aber fragen, dann musste ich gestern schon fast über die Naivität der Anleger lachen, als ich den Goldpreis teilweise über 90 USD im Minus gesehen habe.

Wir haben oft das gleiche Schauspiel, wenn irgendwo auf der Welt wieder Bomben geworfen werden und die naiven Anleger dann schnell ins Gold springen. Auch diese Aufwärtsbewegungen, die aus der Panik heraus entstehen, haben selten eine Lebensdauer von mehr als 24 - 48 Stunden.

Für mich war das gestern eine klare Überreaktion, die von smarten Comex-Spekulanten zu eigenen Gunsten genutzt wurde. In rund 6 Handelsstunden wurden an der Terminbörse 260.000 Kontrakte gehandelt, was einem Volumen von 26 Millionen Unzen Gold entsprochen hat:

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Die beiden größten Goldproduzenten der Welt, Barrick und Newmont, produzieren zusammen pro Jahr ca. 10 - 11 Millionen Unzen Gold. Diese Gesamtproduktion der beiden Big-Boys wurde gestern 2,5mal in 6 Stunden "herumgedreht". Ich gehe davon aus, dass sich in dieser Gemengelage einige vorher schieg gelegene Akteure wieder ordentlich positionieren konnten, was ohne diesen dramatischen Einbruch schwer möglich gewesen wäre.

Ich will Ihnen auch noch kurz zeigen, warum es absolut keinen Sinn macht, sich dieser Panik anzuschließen. Wir alle wissen, dass die Finanzkrise 2008 eine der schlimmsten Krisen der vergangenen Jahrzehnte war und hätten die Regierungen und Notenbanken damals nicht reagiert, wäre es wenige Stunden später zu einem Massenkollaps von Banken und Versicherungen gekommen. Eine ALLIANZ hätte es dann nicht mehr gegeben, wäre AIG nicht aufgefangen worden.

Was jedoch damals an Hilfen unternommen wurde, erscheint im Vergleich zu den Corona-Hilfen nur noch wie ein laues Lüftchen.

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Ich habe Ihnen oben eine Grafik von McKinsey eingestellt.

Sie sehen die Finanzhilfen der Länder im prozentualen Vergleich zum jeweiligen Brutto-Inlandsprodukt (BIP). Deutschland hat in der Finanzkrise 3,50% der Wirtschaftsleistung an Hilfen bereitgestellt. Für Corona waren es bislang 33%. Japan war mit 2,2% des BIPs in 2008 dabei, heute mit 21%. Die USA, das Epizentrum der Finanzkrise, musste Hilfen im Bereich von 4,90% des BIP aufbringen, um zu stützen. Für Corona liegen wir mittlerweile bei 12,10%, Tendenz steigend.

Die Daten der anderen Länder können Sie sich oben anschauen.


Fazit:

Ich kann Ihnen nicht sagen, ob der Einschlag beim Goldpreis gestern schon abgeschlossen wurde oder ob es nochmals einen Schluck tiefer geht. Was ich Ihnen jedoch sagen kann ist, dass es aus meiner Sicht eine klare Überreaktion war, für die jede fundamentale Grundlage fehlt. Es wird noch Monate dauern, bis der Impfstoff kommt, in ausreichenden Mengen produziert wird und selbst dann, wir Corona nicht verschwunden sein (auch wenn ich es mir wünschen würde).

Das Geld, das bislang in den Markt gepumpt wurde, wird sich bewegen, jedoch kann es nicht mehr herausgesogen werden.


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