Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Her mit den Bubbles!

09.07.2007  |  Clif Droke
Überall, wo man hinkommt, hört man die ganze Zeit von Bubbles hier und da, die unser Land überkommen und uns Hals über Kopf in eine große finanzielle Katastrophe stürzen werden. Hinter jeder Ecke lauert da eine Bubble, die nur auf ihre Chance wartet, zum Platzen gebracht zu werden - und über eines muss man sich im Klaren sein: Sie "wird" auch sie mitreißen und ihre gesamten Ersparnisse mit ihnen! (Zumindest wollen ihnen das die Bubble-Gerücht-Verbreiter in den Finanzmedien glauben machen.)

Als ich letzte Woche einem Kommentar von Tim Lee in der FT-Zeitung las, musste ich feststellen, dass die Verfasser die Aufmerksamkeit wieder einmal auf die so genannte "globale Kredit-Bubble" lenken. Lee tadelte jene, die einer Bubble skeptisch gegenüberstehen, wegen ihres "Unvermögens die ungewöhnliche Art dieser globalen Kredit-Bubble als auch die Konsequenzen ihres unausweichlichen Kollaps zu verstehen". Um seinen Standpunkt noch zu verdeutlichen, fasste Lee seinen Kommentar mit den folgenden Worten zusammen: "Wenn die Kreditblase erst einmal platzt, wird ein weltweiter, deflatorischer Kollaps unausweichlich sein."

Da haben wir ein weiteres Beispiel für einen Kommentator, der linientreu das nachplappert, was in jeder Diskussion über Finanz-Bubbles zur Aussage gebracht wird: Die Vorstellung, dass Bubbles immer schlecht sein müssen und immer mit einem Kollaps enden müssen. Viele dieser Bubble-Gegenspieler gehen in der Diskussion dann dazu über, Verbindungen zur vergangenen Bubbles herzustellen - wenn sie in einem Desaster endeten, wie zum Beispiel die berüchtigte Mississippi Bubble oder die Tulpenmanie. Es macht gar nichts, dass diese Blasen schon vor Jahrhunderten entstanden und dass das heutige Finanzsystem tausendfach komplizierter ist als die Systeme von anno dazumal. Und obgleich es immer politisch korrekt scheint, hervorzuheben: "der Mensch lernt nie aus der Geschichte", ist es nicht doch entfernt möglich, dass - auf dem Gebiet des Geldes - die Finanzaufsichtsbehörden vielleicht -- nur ganz vielleicht -- doch etwas aus der Geschichte gelernt haben? Wer sagt denn eigentlich, dass die heutigen Bubbles in einem absoluten Desaster enden müssen?

Aussagen, wie die oben gemachte, gehen immer implizit davon aus, dass Finanz-Bubbles ohne Wenn und Aber platzen müssen. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Wahr ist, dass sich einen Bubble nicht endlos ausdehnen kann. Aber einer bestehenden Bubble kann langsam die Luft entzogen werden, anschließend wird sie wieder vernünftig aufgeblasen, bevor sie kollabiert. So etwas gab es schon unzählige Male in unserer Wirtschaft. Bis jetzt hat das auch recht gut funktioniert, schaut man sich die zahlreichen Krisen der letzten 30 Jahre an. Wenn wir in einer Bubble-Wirtschaft leben, dann sind die Bubbles nicht aus Pappe.

Wie lange ist es her, dass bei uns eine Bubble (vom Ausmaß der Mississippi Bubble, der Tulpenmanie - oder selbst der Aktienmarkt-Bubble von 1929) geplatzt ist und vernichtende, langfristige Auswirkungen hatte? Oder hat es eher eine teilweise, zeitweilige Deflation der in den letzten 30 Jahren entstanden Bubbles gegeben? War dies eher einen Art "Bubble-Transferenz"? (Der Begriff bezieht sich auf die Abwanderung von Flüssigkeiten von einem warmen Sektor in einen anderen, wenn der erste Sektor seinen Höhepunkt erreicht hat. Als ein Beispiel könnte man die Bubble im Immobilienmarkt nennen, die auf die Tech-Aktien-Bubble der späten 90er Jahre folgte.) Man könnte also vermuten, dass die heutigen Bubble-Techniker viel aus der Bubble-Geschichte gelernt haben. Sie könnten zudem die Fähigkeit besitzen, die Bubbles so unter Kontrolle zu halten, dass John Law und seine bubbligen Kollegen vor Neid erblassen würden.

Infolge der komplexen und spezifischen Beschaffenheit des heutigen Wirtschafts- und Finanzsystems, sind die Finanzbehörden (alias "Bubble-Macher") zu einem neuen Finanzmodell übergegangen. Wir werden es hier als "Bubblenomics" bezeichnen. Am besten kann man sich diese Art Finanzmodell mit einer aufblasbaren Luftmatratze verbildlichen, die ein kleines Leck hat, durch das langsam Luft entweicht. Das Leck in unserer Luftmatratze entspricht den Kräften der globalen Deflation, die vom 120-Jahre Kress-Zyklus und der K-Welle herrühren. Anstatt zu warten, bis die Matratze platt ist, ist es genauso möglich, eine kontinuierliche Luftzufuhr zu gewährleisten, die wiederum für ein stabiles Druckniveau sorgt.

Manchmal wird zu viel Luft in einer Ecke der Matratze sein. Diese Luft drückt dann in eine andere Ecke der Matratze. Dies gilt für die Finanz-Bubbles, sie entwickeln sich periodisch in verschiedenen Sektoren des Finanzsystems. Durch eine oszillierende Abfolge der Phasen Inflation/Deflation/Re-Inflation wird die Matratze (d.h. unsere Wirtschaft) elastisch gehalten. Das entspricht zwar nicht dem Ideal einer funktionierenden Wirtschaft aber wir befinden uns heutzutage in dieser Phase und bis jetzt hat es funktioniert (ungeachtet einiger weniger "Fast-Unfälle").

Das sollte jetzt nicht als Pro-Argument für den Umbau unseres Landes in eine etwaige Bubbleocracy dienen. Ich stelle ausschließlich fest, dass Bubbles ausgedehnte Perioden der Mäßigung haben können und diese auch haben. Die Entspannung kommt von den globalen Deflationskräften der K-Wellen, die in bestimmten zeitlichen Abständen in den unterschiedlichen Ländern - wie auch unserem - beobachtet werden können.

Wir leben in einer Welt, in der der Mittelweg für uns fast nie zur Debatte steht. Die ganze Zeit müssen wir zwischen zwei Extremen, vor die uns unsere Herren stellen, auswählen. Man kann das sehr gut im Bereich der Politik beobachten. In der Finanzwelt ist das normalerweise nicht anders. Man scheint nur zwischen Inflation und Deflation wählen zu können. Einen moderaten Weg zwischen den beiden Extremen gibt es scheinbar nicht. Wenn dem so wäre und sie sich entscheiden müssten, welchen Weg würden sie lieber einschlagen? Den mühsamen Weg einer holprigen, leicht abfallenden Straße der Deflation (so wie es die Bären wollen)? Oder würden sie lieber die Passstraße benutzen, die über den Bubble-getragenen Bullenmarkts führt? Bevor sie diese Frage für sich beantworten, werfen wir einen Blick in die Vergangenheit.

Zwischen 1996 und 1999 befand sich die Wirtschaft mitten in einer gewaltigen "Fell-Good"-Phase; wie sich jeder erinnern wird, lief die Wirtschaft auf Hochtouren, die Aktienmärkte boomten und es wurden Jobs (gerade im Tech-Sektor) geschaffen. Die Tech-Bubble war voll im Kommen und jeder Investor brauchte damals nur einen Dartpfeil auf die NASDAQ-Listen im Wall Street Journal zu werfen und seine "Wahl" zahlte sich ganz sicher aus. Jeder (mit Ausnahme der Super-Bären) genoss die Zeit der Bubble der späten 90er Jahre und erfreute sich an den gemachten Gewinnen.





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"