"Kontrollierte" Zinserträge weisen Richtung Gold
04.03.2021 | Matt Piepenburg
Schubladen und Etikettenschwindel
Ungeachtet persönlicher politischer Ansichten dürften sich die meisten über Folgendes einig sein: Extrem komplexe Sachverhalte werden in der Regel in extrem irreführende Schubladen gesteckt. Nicht alle, die extrem links stehen, sind sofort auch völlig "woke", und nicht jeder, der weit rechts steht, ist deswegen, um gerecht zu bleiben, ein "einheimischer Terrorist".
Nichtsdestotrotz werden Wörter häufig falsch benutzt und missbraucht, um ansonsten vielschichtige Realitäten unter simplen Formulierungen zu verdichten oder dort auch zu begraben; wir kennen das von zahlreichen Begriffen wie "Patriot Act" oder "monetärer Stimulus".
Financial-Fiction-Autoren
Unsere Finanzeliten werfen gerne mit schicken Wörtern und Begriffen um sich - meist vorgetragen im durchdachten und dennoch ansprechend harmonischen Ton der Ruhe, Autorität und Weisheit. Doch selbst schon die Bezeichnung "Federal Reserve" steckt voller Ironie, schließlich handelt es sich dabei um eine Privatbank.
Quantitative Lockerungen, Akkommodierungen der Fed, Modern Monetary Theory: Als solide Strategien getarnt, sind viele dieser ökonomischen Label und Euphemismen Teil der heutigen globalen Umgangssprache geworden. Und es handelt sich dabei um sorgfältig gewählte Label. So zuversichtlich, so angenehm akademisch …
Wer jedoch mit grundlegender Mathematik, Wirtschaftsgeschichte oder aber dem modernen Typ politischer Heuchelei vertraut ist, der sich u.a. hinter dem Konzept der "forward guidance" verbirgt, der weiß, dass solche Begriffe (wie auch die darunterliegenden tieferen Wahrheiten) allesamt von der tragischen Ironie einer orwellschen Dystopie beseelt sind.
Kurz: Eine ungenaue öffentliche Wahrnehmung lässt sich durch derartige Begriffe banalisieren und somit auch kontrollieren.
Von 1984 nach 2021
Orwell hatte diesen Trick schon 1949 beschrieben. So taucht in seinem berühmt-berüchtigten Roman Neunzehnhundertvierundachtzig ein "Wahrheitsministerium" auf, das nichts anderes als ein Lügenministerium ist, oder es gibt "Gedankenverbrechen", die nichts weiter sind als ehrliche Ideen. Schaut man vom 1949er Roman 1984 ins nicht-fiktive Jahr 2021, so verdichtet sich hier der Plot zu einer Realität, die in der Tat seltsamer ist als die Fiktion.
Kurz: Wir, wie auch unsere Ertragskurven, werden "kontrolliert" … oder, um es weiterzuführen, wir werden belogen. Nehmen wir beispielsweise eine derart fatale Schuldenorgie:
… oder hier - die katastrophale 18 Bill. $ + Monetisierung von globalen Staatsanleihen, welche aktuell negative Anleiherenditen zu bieten haben:
… oder hier - das Ende ehrlicher Preisfindung und das Aufkommen von Rekordblasen am Aktienmarkt:
… all das als "Fiskalstimulus", "Akkommodierung" oder "Rettung" zu bezeichnen, hat verdammt noch mal den Beigeschmack von tragischer Ironie sowie "Doppeldenk&Doppelsprech", meinen Sie etwa nicht?
"Ertragskurvenkontrolle" - Neues Synonym für Schlechte Kunst
Extravagante Formulierungen, hinter denen sich in Wirklichkeit dumme Ideen verstecken, gibt es viele mehr. Erweitern wir diesen peinlichen Haufen doch um einen weiteren Kunstbegriff - und zwar um jene ökonomisch verlockende (und folglich beliebte) Strategie, die man ansonsten unter der Bezeichnung "Zinskurvenkontrolle" oder "Ertragskurvenkontrolle" kennt (hier abgekürt als EKK).
Ungeachtet persönlicher politischer Ansichten dürften sich die meisten über Folgendes einig sein: Extrem komplexe Sachverhalte werden in der Regel in extrem irreführende Schubladen gesteckt. Nicht alle, die extrem links stehen, sind sofort auch völlig "woke", und nicht jeder, der weit rechts steht, ist deswegen, um gerecht zu bleiben, ein "einheimischer Terrorist".
Nichtsdestotrotz werden Wörter häufig falsch benutzt und missbraucht, um ansonsten vielschichtige Realitäten unter simplen Formulierungen zu verdichten oder dort auch zu begraben; wir kennen das von zahlreichen Begriffen wie "Patriot Act" oder "monetärer Stimulus".
Financial-Fiction-Autoren
Unsere Finanzeliten werfen gerne mit schicken Wörtern und Begriffen um sich - meist vorgetragen im durchdachten und dennoch ansprechend harmonischen Ton der Ruhe, Autorität und Weisheit. Doch selbst schon die Bezeichnung "Federal Reserve" steckt voller Ironie, schließlich handelt es sich dabei um eine Privatbank.
Quantitative Lockerungen, Akkommodierungen der Fed, Modern Monetary Theory: Als solide Strategien getarnt, sind viele dieser ökonomischen Label und Euphemismen Teil der heutigen globalen Umgangssprache geworden. Und es handelt sich dabei um sorgfältig gewählte Label. So zuversichtlich, so angenehm akademisch …
Wer jedoch mit grundlegender Mathematik, Wirtschaftsgeschichte oder aber dem modernen Typ politischer Heuchelei vertraut ist, der sich u.a. hinter dem Konzept der "forward guidance" verbirgt, der weiß, dass solche Begriffe (wie auch die darunterliegenden tieferen Wahrheiten) allesamt von der tragischen Ironie einer orwellschen Dystopie beseelt sind.
Kurz: Eine ungenaue öffentliche Wahrnehmung lässt sich durch derartige Begriffe banalisieren und somit auch kontrollieren.
Von 1984 nach 2021
Orwell hatte diesen Trick schon 1949 beschrieben. So taucht in seinem berühmt-berüchtigten Roman Neunzehnhundertvierundachtzig ein "Wahrheitsministerium" auf, das nichts anderes als ein Lügenministerium ist, oder es gibt "Gedankenverbrechen", die nichts weiter sind als ehrliche Ideen. Schaut man vom 1949er Roman 1984 ins nicht-fiktive Jahr 2021, so verdichtet sich hier der Plot zu einer Realität, die in der Tat seltsamer ist als die Fiktion.
Kurz: Wir, wie auch unsere Ertragskurven, werden "kontrolliert" … oder, um es weiterzuführen, wir werden belogen. Nehmen wir beispielsweise eine derart fatale Schuldenorgie:
… oder hier - die katastrophale 18 Bill. $ + Monetisierung von globalen Staatsanleihen, welche aktuell negative Anleiherenditen zu bieten haben:
… oder hier - das Ende ehrlicher Preisfindung und das Aufkommen von Rekordblasen am Aktienmarkt:
… all das als "Fiskalstimulus", "Akkommodierung" oder "Rettung" zu bezeichnen, hat verdammt noch mal den Beigeschmack von tragischer Ironie sowie "Doppeldenk&Doppelsprech", meinen Sie etwa nicht?
"Ertragskurvenkontrolle" - Neues Synonym für Schlechte Kunst
Extravagante Formulierungen, hinter denen sich in Wirklichkeit dumme Ideen verstecken, gibt es viele mehr. Erweitern wir diesen peinlichen Haufen doch um einen weiteren Kunstbegriff - und zwar um jene ökonomisch verlockende (und folglich beliebte) Strategie, die man ansonsten unter der Bezeichnung "Zinskurvenkontrolle" oder "Ertragskurvenkontrolle" kennt (hier abgekürt als EKK).