Sinnsuche im COMEX-Wahnsinn
08.04.2021 | Matt Piepenburg
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Verstehen Sie jetzt, wie sehr es den Großen vor steigenden Gold- und Silberpreisen graut? Sie waren jüngst beim Silber mit 112% short - im Umfang von mehr als 412 Millionen Unzen.Natürlich wissen wir längst, wovor sie Angst haben: Steigende Gold- und Silberpreise wären die ultimative und absolute Bestätigung des ganz offensichtlichen Scheiterns eines (Nach-Nixon-)Systems, das von unbegrenzter Geldschöpfung und Fiat-Währungen geprägt ist.
Wie lange lassen sich natürliche Preiskräfte unterdrücken?
Das wirft natürlich auch folgende Frage auf: Wie lange kann eine solche Abzocke/ Manipulation aufrechterhalten werden?
Also: Wenn vier bis acht große Akteure an der COMEX gemeinsame Sache machen - mithilfe von Leerverkäufen im Umfang von Milliarden und Abermilliarden Dollar -, wie lange kann ein solches System ohne schwere Komplikationen weiterlaufen?
Entscheidend für das Überleben einer solchen unverhohlenen Abzocke und Preisbegrenzung (betrieben seit 1973) ist es, die Short-Kontrakte über die betreffenden Edelmetalle ständig zu erneuern und nie auslaufen zu lassen; denn sollten diese Kontrakte jemals auslaufen, wäre damit auch die vertraglich vereinbarte Auslieferung der physischen Edelmetalle fällig.
Für die Hateful-8 und auch die gesamte COMEX hieße es dann unverzüglich "Party Over".
Die großen Akteure wären im Verzug, sie könnten die physischen Metalle nicht liefern, weil sie nicht einmal über genügend Metalle verfügen, um ihre gehebelten Kontrakte zu bedienen. Bei weitem nicht.
Aus diesem Grund bewegen sich die Kosten für das "Überrollen" bzw. Verlängern von Gold- und Silber-COMEX-Kontrakten auch auf derart niedrigem Niveau! Sie sind im Grunde fast kostenlos.
Einfach formuliert: Die betreffenden Marktmanipulatoren (und auch die COMEX an sich) würden ohne Manipulation und kontinuierliche Kontraktverlängerungen nicht überleben.
Es bliebe noch folgende Alternative: Falls sie die physischen Metalle nicht liefern können (und das können sie nicht), müssten die Hateful-8 ihre eigenen COMEX-Leerverkäufe glattstellen und dazu "long" gehen - während die Gold- und Silberpreise (inmitten eines „Short-Squeeze“) ohnehin schon unkontrollierbar steigen.
Diese Short-Glattstellungen würden zu sprunghaft steigenden Edelmetallpreisen führen.
Eine Glattstellung durch den Kauf von Long-Kontrakten (bzw. der Ablass für ihre Sünden und Leerverkäufe) könnten sich selbst die großen Akteure nicht mehr leisten - dafür bräuchte es nicht Milliarden, sondern Billionen.
Selbst eine Rettung durch den Exchange Stabilization Fund könnte diesen TBTF-(Too Big to Fail)-Bullionbanken an diesem Punkt nicht mehr helfen.
Kurz: Diese kleine Hand voll "Big Boys", die Gold- und Silberkontrakte an der COMEX leerverkaufen, spielt mit Streichholz und Benzinkanister.
Und zwar alle von ihnen; allerdings gibt es da einen…
JP Morgan - Keine Ganovenehre
Nach 2008 erbte JP Morgan die Geschäftsbücher eines anderen bekannten Pleitiers, Bear Sterns, und darin standen auch 30.000 bis 40.000 Leerverkaufspositionen für Gold und Silber.
Aus all den oben geschilderten Gründen (und Risiken) wusste man bei JP Morgan, dass es gefährlich war, am Gold- und Silber-Terminmarkt netto "short" zu sein, also unterm Strich auf der Leerverkäuferseite zu stehen (denn als Metallverwalter für andere Fonds weiß die Bank bestens darüber Bescheid, dass es einfach nicht genügend physisches Gold und Silber gibt, um die aus den massiv gehebelten Kontrakten einer insgesamt "überhebelten" COMEX stammenden Lieferansprüche überhaupt bedienen zu können).
Anders ausgedrückt: JP Morgan musste diese Leerverkaufspositionen im richtigen Moment abstoßen und durch den Aufbau von Long-Positionen glattstellen; und der richtige Moment ist dann, wenn die Kurse niedrig sind.
Nachdem JP Morgan die Marktentwicklung Anfang 2020 durch Order-Manipulation („spoofing“) verfälschte, manipulierte die Bank die Marktkurse nach unten, so dass die eigenen Short-Positionen im März glattgestellt werden konnten.
Nach heutigem Stand hat JP Morgan ihr Short-Engagement aufgegeben - anstatt unterm Strich auf der Leerverkäuferseite zu stehen, verhält sich die Bank jetzt marktneutral.
Mehr noch, die Bank stapelt derzeit ihre physischen Gold- und Silberbarren in Londoner Metalldepots auf und kontrolliert auf diesem Wege schon mehr als 1 Mrd. Unzen Silber und über 25 Mio. Unzen Gold.
Warum?
Ganz einfach: Mit Insiderwissen gerüstet, plant diese Bank, der unvermeidlichen Gold- und Silberhausse, über die wir seit Jahren schreiben, zuvorzukommen.
Und was passiert mit dem COMEX-Papiergold-Terminmarkt? Nun, seine Tage sind gezählt. Und die Konsequenzen eines solchen Zusammenbruchs dürften sich mit "interessant" kaum beschreiben lassen, sie werden schlichtweg katastrophal sein.
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM
Dieser Artikel wurde am 20. März auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.