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"Radikale Bemühungen funktionieren selten, wenn es ihnen an gesundem Menschenverstand mangelt."

19.06.2021  |  Claudio Grass
- Seite 2 -
  • "Was ist Ihre Prognose für diesen Kampf?"
  • "Prognose?"
  • "Ja, Prognose" - wiederholt der Journalist.
  • Mr. T (blickt entschlossen in die Kamera): "Schmerz".

Ich klinge nicht gern wie ein Untergangsprophet, aber ich denke, dass Schmerz derzeit unvermeidlich ist, angesichts der aktuellen Marktblase der Aktien in den USA und einigen anderen Ländern, der zutiefst destabilisierenden Null- oder Negativzinsen auf beiden Seiten des Atlantiks, der erkrankten Wirtschaft, verursacht durch die selbstmörderischen Regierungseingriffe "zur Bekämpfung von COVID", und des fortschreitenden Verfalls, geschuldet dem Wohlfahrtsstaat, der Totalitarismus durch die Hintertür mit einem Hauch von leichter Barbarei darstellt.

Jetzt versucht Biden (der Deep-State-Kandidat und Kamala Harris' Chauffeur ins Weiße Haus), die USA ebenfalls mit denselben Waffen zu zerstören, aber zum Glück könnte ihn seine eigene Unfähigkeit daran hindern.

Eine weitere besorgniserregende Entwicklung ist die unerträgliche politische und ideologische Zensur durch Big Tech, die völlig totalitär ist und dem ähnelt, was in kommunistischen Diktaturen im 20. Jahrhundert geschah. Big Tech hat zuerst alle angelockt und dann zu Süchtigen gemacht. Jetzt, da sie die volle Kontrolle über den Willen ihrer Nutzer haben, sind sie zu Schritt 2 übergegangen und haben beschlossen, ihre enorme Macht durch psychopathisches und messianisches Verhalten auszuüben.

Die Verantwortlichen sind reich genug. Nun wollen sie Macht, das heißt, sie wollen die Realität nach ihrem Willen formen. Die Tatsache, dass es keinen Aufschrei gegen solch verachtenswerte Maßnahmen gab, wie das Hindern von Menschen daran, ihre Gedanken zu teilen, weil sie nicht in das Bild der neuen Weltordnung passen, ist ein weiteres Symptom der westlichen Dekadenz und wird kein gutes Ende nehmen.

So blasphemisch es auch erscheinen mag, obwohl sich die materiellen Bedingungen verbessert haben, ist es höchst fraglich, ob sich die westliche Zivilisation im letzten Jahrhundert aus zivilisatorischer Sicht tatsächlich verbessert hat. Außerdem, so überraschend es dem unbedarften Leser auch erscheinen mag, halte ich es nicht für selbstverständlich, dass bürgerliche Freiheiten und Rechtsstaatlichkeit in den nächsten Jahrzehnten im Westen die Norm sein werden. Tatsächlich haben wir begonnen, unter der Gleichgültigkeit der Mehrheit, die blind und taub für die Warnzeichen ist, einen gefährlichen Abhang hinunterzurutschen.

Wir sollten darauf vorbereitet sein, den Kräften der Tyrannei zu widerstehen, die Hoffnung aufrechtzuerhalten und diese Zeit politisch sowie finanziell zu überstehen, auch wenn es schwer sein wird, da unbeschadet herauszukommen. Das liegt in der Natur der Sache, fürchte ich, aber natürlich kann ich mich auch komplett irren. Natürlich müssen der Finanzzyklus, der Wirtschaftszyklus und der soziopolitische Zyklus nicht unbedingt zusammenfallen, denn deren Veränderungsrhythmus und zeitliche Messung unterscheiden sich stark.


Claudio Grass: In Anbetracht Ihrer umfangreichen Investmenterfahrung und Ihres tiefen Verständnisses des Geld- und Finanzsystems, wie sehen Sie die radikalen Bemühungen der Regierungen und Zentralbanken, die Wirtschaft wiederzubeleben? Glauben Sie, dass das Allheilmittel "Helikoptergeld" funktionieren wird, und wie beurteilen Sie dessen potenzielle inflationäre Auswirkungen?

Fernando del Pino: Radikale Bemühungen funktionieren selten, wenn es ihnen an gesundem Menschenverstand und Erfahrungswerten mangelt. Es gibt eine Grenze für die menschliche Intelligenz, aber politische, fiskal- und geldpolitische Rücksichtslosigkeit scheint grenzenlos zu sein. Hinzu kommt das Problem, dass die "Obrigkeiten" das System seit Jahrzehnten in die Länge ziehen und einige "Turbulenzen" verursachen, aber scheinbar ohne ernsthafte Konsequenzen, so wie die ersten Risse, die zu Beginn eines Erdbebens entstehen, unbedrohlich wirken.

Und wenn eine Krise auftrat (wie 2008), schob man sie auf die freien Märkte oder nannte sie einen unvorhersehbaren schwarzen Schwan. Solcher Ablenkungsmanöver-Instinkt gehört zum unverbesserlich dreisten Arsenal der Politiker.

Sie werden erkennen, dass sie falsch lagen, aber vielleicht braucht die Gesellschaft eine Katharsis, um wieder zur Besinnung zu kommen. Ich möchte hinzufügen, dass man, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, mit der richtigen Anthropologie beginnen muss, mit einem wahren Verständnis der menschlichen Natur, ohne das alle Pläne - so utopisch sie auch sein mögen - in einer Katastrophe enden. In einer Demokratie spielen Politiker das Spiel um Macht und Popularität, nicht um Effizienz, nicht um Gerechtigkeit, nicht um Wahrheit. Priorität Nr. 1 ist die Wahl, und Priorität Nr. 2 die Wiederwahl.

Normalerweise gibt es keine Priorität Nr. 3. Vor diesem Hintergrund gab es "radikale" Maßnahmen seit Jahrtausenden, und sie funktionieren nicht. In der Tat neigen sie dazu, das System zu zerstören. In China, im antiken Griechenland oder in Rom, ganze Gesellschaften sind zerbrochen an einer Kombination aus moralischem Verfall, Wohlfahrtsstaaten, Schulden und einer künstlichen Erhöhung der Geldmenge, ein Zusammenspiel, das zu Chaos führt. Ich habe ein kurzes Essay mit dem Titel "Die fünf Experimente" (The Five Experiments - A short essay (fpcs.es)) geschrieben, in welchem ich versuche, zu erkunden, wie sehr die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und spirituellen Realitäten miteinander verwoben sind.

Helikoptergeld ist das moderne Äquivalent der Münzentwertung in der Antike. Hat nie funktioniert, und wird auch nie funktionieren. CPI-Inflation (trotz Hedonismus und anderer Werkzeugte) dürfte die Folge sein, und wir haben definitiv eine Vermögensinflation - und mehr als das. Leider wurde die Öffentlichkeit - der Wähler - jahrzehntelang durch dieses System des Stimmenkaufs verwöhnt, das früher als Demokratie bekannt war und zur gesellschaftlich am meisten akzeptierten Bestechungsaktion der Welt verkommen ist. In vielen westlichen Ländern hat der Staat versprochen, sich um alles und jeden zu kümmern, von der Wiege bis zur Bahre. Am Ende hat er dreist versprochen, dass es überhaupt kein Leid mehr geben wird.

So hat der Etatismus eine neue Generation geschaffen, die glaubt, dass der Staat und die ganze Welt nur dazu da sind, sie glücklich zu machen, und dass Politiker die getarnte Mutter Theresa sind und allmächtig sind, um "alles zu tun, was nötig ist", um uns vor Schaden zu bewahren. Konzepte wie das Tragen der Konsequenzen des eigenen Handelns, Selbstverantwortung, harte Arbeit, Aufopferung, Durchhaltevermögen, Schwierigkeiten, sogar Schmerz und Tod wurden geächtet. Doch die Realität wird früher oder später ihren Tribut fordern, wie sie es immer tut. In Asien und einigen wichtigen Schwellenländern ist das allerdings nicht unbedingt der Fall.

Im kommenden zweiten Teil dieses Interviews richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die öffentliche Reaktion während dieser Krise und die Politisierung der Wissenschaft, während wir uns auch mit den politischen, wirtschaftlichen und investitionsbezogenen Auswirkungen der Reaktion auf die Pandemie beschäftigen.


Teil 2

Claudio Grass: In Ihren Analysen und Artikeln zu den Themen rund um die COVID-Krise haben Sie einen sehr rationalen und besonnenen Ansatz gewählt, der sich auf Beweise und wissenschaftliche Fakten konzentriert. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass so viele Menschen, sowohl bei den Regierenden als auch bei den Regierten, es versäumt haben, diese logischen Instrumente im Umgang mit dieser Pandemie einzusetzen? Warum siegt die Emotion so oft über die Logik?

Fernando del Pino: Pascal schrieb vor fast 400 Jahren: "Das Herz hat Gründe, die die Vernunft nicht verstehen kann." Wir sind Menschen, und Gott sei Dank sind wir keine kalten Roboter, die nur ihre Vernunft nutzen. Der Mensch ist eine Kombination aus Kopf, Herz und Seele, also Vernunft, Emotion und Spiritualität, und er ist so wunderbar geschaffen worden. Wenn alle drei im Gleichgewicht sind und jeder von ihnen aus seinem Bereich heraus mitarbeitet, funktioniert alles gut.


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