Was sind "reale" Zinsen?
28.08.2021 | Steve Saville
Der reale Zinssatz ist der nominale Zinssatz, der um die erwartete Änderung der Kaufkraft der entsprechenden Währung bereinigt wird, wobei "erwartet" das entscheidende Wort ist. Er ist nicht der nominale Zinssatz, der um den Kaufkraftverlust der Währung in einem früheren Zeitraum bereinigt wird.
Zur weiteren Erläuterung: Wenn Sie ein verzinsliches Wertpapier kaufen, wird der "reale" Ertrag, den Sie erhalten, durch die zukünftige Änderung der Kaufkraft der Währung bestimmt. So wird beispielsweise der reale Ertrag einer Anleihe, die in 12 Monaten fällig wird, durch die Veränderung der Kaufkraft der Währung in den kommenden 12 Monaten bestimmt, nicht durch die Veränderung der Kaufkraft der Währung in den vorangegangenen 12 Monaten. Wenn Sie das Wertpapier kaufen, können Sie natürlich nicht wissen, wie sich die Kaufkraft der Währung in der Zukunft entwickeln wird, aber Ihre Kaufentscheidung basiert auf der nominalen Rendite, die das Wertpapier bietet, und auf dem, was Sie von der Währung erwarten. Was mit der Kaufkraft der Währung in der Vergangenheit geschehen ist, ist nur insofern relevant, als es die Erwartungen der Anleger beeinflusst.
Folglich ist es nicht sinnvoll, den "realen" Zinssatz zu schätzen, indem man ein Maß für den Kaufkraftverlust in der Vergangenheit, wie z.B. die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex in den letzten 12 Monaten, von der aktuellen Nominalrendite abzieht. Ein solches Vorgehen würde zu einer bedeutungslosen Zahl führen, selbst wenn der VPI ein gültiger Indikator für den Kaufkraftverlust wäre.
Ein Nebeneffekt ist, dass die zahlreichen Artikel und Berichte, in denen versucht wird zu erklären, wie der Preis von etwas auf Veränderungen des Realzinses reagiert - wobei der Realzins durch Subtraktion der Veränderung des VPI über einen früheren Zeitraum vom aktuellen Nominalzins berechnet wird - in die Kategorie "nicht einmal falsch" eingeordnet werden können. Sie sind unsinnig.
Nur um das klarzustellen: Der VPI und ähnliche Preisindizes sind von Natur aus fehlerhafte Indikatoren für die "Inflation", aber selbst wenn sie gute Indikatoren für die "Inflation" wären, hätte es keinen Sinn, bei dem Versuch, die "reale" Rendite zu schätzen, die historische Indexänderung vom aktuellen Nominalzins abzuziehen.
Wenn das Hauptaugenmerk auf den Auswirkungen der Zinssätze und der "Inflation" auf die Preise von Vermögenswerten, Rohstoffen und Gold liegt, dann sind die heutigen nominalen Zinssätze und Inflationserwartungen die entscheidenden Zahlen. In den USA werden diese Zahlen kombiniert, um die Renditen der inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS) zu ermitteln, wobei die TIPS-Rendite die nominale Rendite abzüglich des erwarteten VPI ist. Die TIPS-Rendite ist kein genauer Indikator für den Realzins in absoluten Zahlen, aber sie ist ein genauer Indikator für den Trend der Realzinsen und dafür, ob der Realzins heute hoch oder niedrig ist im Vergleich zu früheren Zeiten.
Der folgende Chart vergleicht die 10-jährige TIPS-Rendite mit dem USD-Goldpreis. Es ist eine negative Korrelation zu erkennen (der Trend der TIPS-Rendite ist oft das Gegenteil des Trends des Goldpreises), insbesondere seit 2007. Die negative Korrelation trifft jedoch nicht immer zu, da der Goldpreis nicht nur durch den Realzins bestimmt wird. Es gibt mehrere andere fundamentale Einflüsse, darunter Kreditspreads und die Renditekurve (die TIPS-Rendite ist nur einer von sieben Inputs für unser Gold True Fundamentals Model).
Inflationsgeschützte Staatsanleihen wurden erstmals 1997 emittiert, und die im obigen Chart verwendeten Daten der Fed reichen nicht weiter als bis 2003 zurück, so dass der TIPS-Markt nichts über die Entwicklung der Realzinsen in den 1970er und 1980er Jahren aussagen kann. Die Nichtverfügbarkeit einer gültigen Zahl oder Methode ist jedoch kein guter Grund, eine unsinige Zahl oder Methode zu verwenden.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 23. August 2021 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Zur weiteren Erläuterung: Wenn Sie ein verzinsliches Wertpapier kaufen, wird der "reale" Ertrag, den Sie erhalten, durch die zukünftige Änderung der Kaufkraft der Währung bestimmt. So wird beispielsweise der reale Ertrag einer Anleihe, die in 12 Monaten fällig wird, durch die Veränderung der Kaufkraft der Währung in den kommenden 12 Monaten bestimmt, nicht durch die Veränderung der Kaufkraft der Währung in den vorangegangenen 12 Monaten. Wenn Sie das Wertpapier kaufen, können Sie natürlich nicht wissen, wie sich die Kaufkraft der Währung in der Zukunft entwickeln wird, aber Ihre Kaufentscheidung basiert auf der nominalen Rendite, die das Wertpapier bietet, und auf dem, was Sie von der Währung erwarten. Was mit der Kaufkraft der Währung in der Vergangenheit geschehen ist, ist nur insofern relevant, als es die Erwartungen der Anleger beeinflusst.
Folglich ist es nicht sinnvoll, den "realen" Zinssatz zu schätzen, indem man ein Maß für den Kaufkraftverlust in der Vergangenheit, wie z.B. die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex in den letzten 12 Monaten, von der aktuellen Nominalrendite abzieht. Ein solches Vorgehen würde zu einer bedeutungslosen Zahl führen, selbst wenn der VPI ein gültiger Indikator für den Kaufkraftverlust wäre.
Ein Nebeneffekt ist, dass die zahlreichen Artikel und Berichte, in denen versucht wird zu erklären, wie der Preis von etwas auf Veränderungen des Realzinses reagiert - wobei der Realzins durch Subtraktion der Veränderung des VPI über einen früheren Zeitraum vom aktuellen Nominalzins berechnet wird - in die Kategorie "nicht einmal falsch" eingeordnet werden können. Sie sind unsinnig.
Nur um das klarzustellen: Der VPI und ähnliche Preisindizes sind von Natur aus fehlerhafte Indikatoren für die "Inflation", aber selbst wenn sie gute Indikatoren für die "Inflation" wären, hätte es keinen Sinn, bei dem Versuch, die "reale" Rendite zu schätzen, die historische Indexänderung vom aktuellen Nominalzins abzuziehen.
Wenn das Hauptaugenmerk auf den Auswirkungen der Zinssätze und der "Inflation" auf die Preise von Vermögenswerten, Rohstoffen und Gold liegt, dann sind die heutigen nominalen Zinssätze und Inflationserwartungen die entscheidenden Zahlen. In den USA werden diese Zahlen kombiniert, um die Renditen der inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS) zu ermitteln, wobei die TIPS-Rendite die nominale Rendite abzüglich des erwarteten VPI ist. Die TIPS-Rendite ist kein genauer Indikator für den Realzins in absoluten Zahlen, aber sie ist ein genauer Indikator für den Trend der Realzinsen und dafür, ob der Realzins heute hoch oder niedrig ist im Vergleich zu früheren Zeiten.
Der folgende Chart vergleicht die 10-jährige TIPS-Rendite mit dem USD-Goldpreis. Es ist eine negative Korrelation zu erkennen (der Trend der TIPS-Rendite ist oft das Gegenteil des Trends des Goldpreises), insbesondere seit 2007. Die negative Korrelation trifft jedoch nicht immer zu, da der Goldpreis nicht nur durch den Realzins bestimmt wird. Es gibt mehrere andere fundamentale Einflüsse, darunter Kreditspreads und die Renditekurve (die TIPS-Rendite ist nur einer von sieben Inputs für unser Gold True Fundamentals Model).
Inflationsgeschützte Staatsanleihen wurden erstmals 1997 emittiert, und die im obigen Chart verwendeten Daten der Fed reichen nicht weiter als bis 2003 zurück, so dass der TIPS-Markt nichts über die Entwicklung der Realzinsen in den 1970er und 1980er Jahren aussagen kann. Die Nichtverfügbarkeit einer gültigen Zahl oder Methode ist jedoch kein guter Grund, eine unsinige Zahl oder Methode zu verwenden.
© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 23. August 2021 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.