Rohstoffe: Die Fed rettet den Tag

Am Freitag hat die US-Fed den Spitzenrefinanzierungssatz um 50 Basispunkte auf 5,75% gesenkt und damit die Talfahrt sowohl an Aktien- und auch Rohstoffmärkten gestoppt. Damit hat die Fed nun auch unter Bernankes Führung deutlich gemacht, dass man einer Finanzmarktkrise nicht tatenlos zusehen wird. Der “Bernanke Put“, d.h. eine Verkaufsoption, wobei man auch bei einer Krise zu einem bestimmten höherem Preis verkaufen kann, sollte vor allem das Vertrauen der Anleger im Finanzsystem wecken. Wir sind auch aus diesem Grund für die nächste Zeit für Rohstoffe positiver gestimmt, weil ein wichtiger Grund für den Preisverfall auch das erschütterte Anlegervertrauen und der Abfluss spekulativer Gelder aus dem Sektor war. Insgesamt bleibt der Rohstoffsuperzyklus nach wie vor intakt und das oft beschworene Diversifikationspotential von Rohstoffen als Portfoliobeimischung konnte in der aktuellen Krise ein Depot gut stabilisieren.




Energie

Hurrikan Dean wird zu Beginn dieser Woche die Karibik verlassen und den Golf von Mexiko erreichen. Erstes Ziel wird die mexikanische Halbinsel Yucatan sein, nach deren Überquerung sollte der Sturm über den warmen Gewässern des Golfs neue Energie tanken. Jedoch wird das Risiko, dass er Ölplattformen im Golf von Mexiko beschädigen könnte, aktuell gering eingeschätzt, da sich die Hauptfördergebiete im Norden des Golfes zwischen Texas und Florida befinden. Des Weiteren meldete Norwegen, der weltweit drittgrößte Ölexporteur der Welt, am Freitag, dass man die Ölförderung im Monat Juli um 23% gegenüber dem Vormonat gesteigert hat. Die Ölpreise konnten sich am Freitag im Zuge der Zinssenkung zwar kurzfristig erholen, konnten die Gewinne jedoch nicht bis zum Schluss halten und gingen nahezu unverändert aus dem Handel. Rohöl der Sorte Brent fiel heute Morgen wieder unter 70 USD, WTI notiert knapp über 71 USD. Wir gehen weiterhin von den fallenden Ölpreisen aus.

Vor allem für den Gaspreis ist die Nachricht über geringere Gefahren für die Förderanlagen durch den Hurrikan negativ zu bewerten. Den heutigen Preisverfall von über 7% auf unter 6,5 USD/MMBtu sehen wir jedoch als überzogen an.


Edelmetalle

Für den Goldpreis bleibt die allgemeine Situation sehr günstig. Die starke Nachfrage sowohl seitens der Schmuckindustrie in Asien als auch von Anlegern auf der Suche nach dem Kapitalschutz gepaart mit einer geringeren Minenförderung und den geringeren Verkäufen der Zentralbanken sollten den Aufwärtstrend bei Gold unterstützen. Die europäischen Zentralbanken dürften in diesem Jahr ihre Verkaufsquote von 500 Tonnen erneut nicht erfüllen. Lediglich der wieder erstarkte US-Dollar kann den Anstieg noch aufhalten.

Die Edelmetalle mit überwiegend industriellem Charakter, wie z.B. Silber und Palladium, die in Folge der jüngsten Krise am meisten verloren, dürften kurzfristig besser abschneiden als Platin oder Gold.


Industriemetalle

Die Industriemetalle setzen am Freitag, frei nach dem Motto, dass eine Katze nur tief genug fallen muss, um sie zum hüpfen zu bringen, zu einer kräftigen Erholung an. Gleich mehrere Faktoren sind dafür aus unserer Sicht verantwortlich: die Angst vor einer schweren Krise wurde vorerst gebannt, das Vertrauen der Rohstoffanleger kehrt zurück und viele Leerverkäufe sollten nun glattgestellt werden. Besonders prägnant ist die Entwicklung bei Nickel und Kupfer.

Der Kupferpreis hat vom vorübergehenden Tief bei knapp 6700 USD pro Tonne bereits rund 5% zugelegt. Auch der Nickelpreis hat genau wie von uns prognostiziert nach dem Erreichen der 25.000-USD-Marke kehrt gemacht und läuft nun in Richtung 30.000 USD, gleichwohl die Lagerbestände weiter ansteigen. Wir rechnen für die nächsten Tage mit einer Erholung in diesem Bereich.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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