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COMEX-Gold ignoriert Realrenditen

14.10.2021  |  Craig Hemke
Die inflationsbereinigten Zinssätze sind nach wie vor stark negativ, doch der COMEX-Goldpreis bleibt im Jahresvergleich rückläufig. Im historischen Vergleich ist dies eine sehr merkwürdige Divergenz, die auf dem Weg ins Jahr 2022 einen interessanten Handel ermöglicht. Es wurde viel über den derzeitigen Rückgang der inflationsbereinigten oder "realen" Zinssätze gesprochen. Und was sind reale Zinssätze? Der Zinssatz, den ein Anleihegläubiger erhält, wenn man die Inflation und den Kaufkraftverlust berücksichtigt. In der einfachsten Form subtrahiert man die annualisierte Inflationsrate vom Nominalzinssatz. Siehe unten:
  • Aktuelle Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe: 1,60%
  • Aktueller Verbraucherpreisindex auf Jahresbasis: 5.25%
  • Aktuelle inflationsbereinigte Rendite: -3,65%
Jeder Anleger, der heute eine US-amerikanischen 10-Jahresstaatsanleihe kauft, sichert sich also einen Kaufkraftverlust von 3,65 %, wenn die Inflation unverändert bleibt. Im Laufe der Zeit könnte dieser Anleger erwarten, dass sich die Inflation abschwächt, aber die Rendite von 1,60% ist festgeschrieben. Es bedarf also eines sehr starken Rückgangs der künftigen Inflation, um über die gesamte Laufzeit der zehnjährigen Anlage eine positive reale Rendite zu erzielen. Diese Art des fast garantierten Kaufkraftverlustes war in der Vergangenheit ein sehr positiver fundamentaler Faktor für den Goldbesitz. Und warum? Nun, was sind die Hauptargumente gegen Gold?
  • Es zahlt keine Dividende
  • Die Kosten für Lagerung und Versicherung sind negativ
Kombiniert man diese beiden Faktoren, könnte man sagen, dass physisches Gold eine "reale Rendite" von -0,50% bietet. Aber selbst wenn Sie die Tatsache außer Acht lassen, dass Ihre 10-Jahresanleihe bei Fälligkeit nur eine Rückzahlung Ihres ursprünglichen Kapitals verspricht, während physisches Gold einen potenziellen Preisanstieg bietet, sollte allein die Tatsache, dass -0,50% jedes Mal besser sind als -3,65%, Grund genug sein, einige Gelder von festverzinslichen Anlagen in Gold umzuschichten. Und das war in der Vergangenheit auch immer der Fall. Im nachstehenden Chart von Myrmikan Research ist die langfristige Beziehung zwischen realen Renditen und Gold deutlich zu erkennen:

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Aber beachten Sie die Divergenz im Jahr 2021. Einen genaueren Blick darauf wirft dieser Chart von Twitter:

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Was zum Teufel geht hier also vor? Bei TFMR haben wir diesen Rückgang der realen Renditen in diesem Jahr erwartet, da die Stagflation greift und die Fed versucht, die Schulden wegzupumpen. Dies führte zu einer Prognose von 2.300 Dollar für COMEX-Gold, die zu 100% falsch war. Aber warum? Die realen Renditen sind sogar noch stärker gesunken als von uns prognostiziert, aber warum reagiert Gold nicht so, wie es in der Vergangenheit der Fall war?

Die Antwort liegt in den Erwartungen. Die Zentralbanker haben die Märkte davon überzeugt, dass all diese Preisinflation - die Unterbrechungen der Versorgungskette, die steigenden Energiekosten, die Verknappung von Rohstoffen, die steigenden Immobilienpreise, die steigenden Löhne - nur vorübergehend ist. Die Zentralbanker sagen uns, dass dies alles nur ein vorübergehendes Ärgernis ist und dass die Preisinflation bald wieder unter 2,0% fallen wird. Aber wird sie das? Sogar einige der Zentralbanker beginnen, an sich selbst zu zweifeln. Hatte man noch im Laufe dieses Jahres mit einer CPI-Inflation von unter 2,0% gerechnet, so gehen viele dieser "Experten" jetzt auf Nummer sicher.

Was passiert also, wenn Inflation und Stagflation schließlich viel länger anhalten als vorhergesagt? Wie immer, wenn die Märkte etwas falsch einschätzen, ist die Korrektur oft heftig und entschlossen. Und wenn Sie nicht glauben, dass sich die COMEX-Metalle schnell bewegen können, sobald die Realität eintritt, möchte ich Sie daran erinnern, dass im Sommer 2020 der COMEX-Goldpreis innerhalb von acht Wochen um 25% und der COMEX-Silberpreis innerhalb von nur drei Wochen um 50% gestiegen ist!

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Um es mit Hemingway zu sagen: Der Markt hat sich erst langsam und dann auf einmal an die neue Realität angepasst. Wir werden also sehen, wie es weitergeht. Vielleicht haben die Fed und "die Märkte" recht? Vielleicht werden die nominalen Renditen in die Höhe schnellen, wenn die Fed ihren QE-Plan zurückfährt, und vielleicht wird dies wiederum die Inflation ausbremsen und die realen Zinssätze werden positiv? Aber vielleicht auch nicht. Stattdessen könnte die Anerkennung dieser neuen wirtschaftlichen Realität tatsächlich "auf einmal" eintreten. Bereiten Sie sich entsprechend vor.


© Craig Hemke
TF Metals Report



Der Artikel wurde am 12. Oktober 2021 auf www.sprottmoney.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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