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Verzweiflungstaten der US-Notenbank

29.08.2007  |  Jim Willie CB
Das Finanzsystem der USA sieht sich zur Zeit einer Kombination aus Herzinfarkt (Vorkammerflimmern, wegen fehlender Handelsüberschüsse), einem riesigen Haarball (Subprime-Schuldenpapiere), der sich durch Arterien des Bankensystems zwängt sowie der Feststellung ausgesetzt (wie Wiley Coyote in den Cartoons), dass kein sicherer Boden unter dem ökonomischen Standbein existiert, da man schon in die gähnende Tiefe hinab schauen kann.

Massives Gelddrucken führt zum Herzinfarkt. Seitdem die sich auf Gold gründende Währung mit Füßen getreten wurde, werden die Symptome immer deutlicher. Die Hypotheken-Bonds passen einfach nicht durch das Bankensystem, die Haarbälle führen zu Verstopfung und unsagbares Misstrauen innerhalb des Bankensektors. Ganze 10 Jahre lang konnte die USA auf steigende Aktienmärkte und steigende Grundstücks- und Immobilienpreis bauen, um so die Gesamtwirtschaft am Laufen zu halten - auf Kosten einer strukturellen Aufblähung durch Kapitalanlagen. Jeder Zentralbanker oder Chefökonom, der als wirtschaftspolitischer Berater arbeitet, müsste darin eine durch und durch ketzerische Strategie erkennen.

Das Finanzsystem der USA wurde ins Wanken gebracht. Seine US-Dollar-Währung verliert die globale Unterstützung, wobei es in entscheidenden Gebieten zu wahrhaften Revolten kommt. Die Hauptexportschlager des privaten Finanzsektors der USA waren bisher die durch Anlagevermögen besicherten Lug-Trug-Bonds und ätzende Kreditderivate. Was soll man denn auch erwarten? Seit Jahren herrscht institutionelle Unehrlichkeit in allen Finanzbereichen der USA, fest verwurzelt und weit verbreitet - bis in die Spitzen der US-Regierung. Die Profitmacher der Wall Street haben den Betrug exportiert. Die Antwort könnte heftiger ausfallen, als es die Schmuse-Gurus vorhersagen. Denken sie an einen internationalen Boykott. Die Schockwellen im US-Finanzmarkt sind nur Frühsymptome größerer Dinge, die da bald kommen. Gefühlte Stabilität ist nichts anderes als Ruhe zwischen den Stürmen.

Wenn große Namen ihre Glaubwürdigkeit verlieren, wird die Mauer der Ablehnung noch ein Stück höher gezogen. Die Ikonen unter den Institutionen sind unwiderruflich befleckt. Wall-Street-Firmen werden zum jetzigen Zeitpunkt mit größter Wahrscheinlichkeit negative Bilanzwerte haben! Meine Prognose für das geflutete US-Bankensystem scheint sich nach und nach zu bewahrheiten. Mit den jüngsten, unsinnigen Anpreis-Mantras wird ständig wiederholt, dass die wirklich greifbare Wirtschaft - zusammen mit den Konsumenten - eigentlich tonangebend ist und dies trotz der Schockwellen aus dem Finanzsektor.

Auf keinen Fall! Letzten Herbst sagten dieselben Blutsauger, dass die US-Gesellschaften mehr Geld in Investitionsaufwendungen steckten, um eben an der Spitze zu bleiben. Auf keinen Fall! Der vor ihnen stehende Analyst akzeptiert nicht ein Wort, das sie sagen. Der Finanzsektor der USA ist schon seit einer ganzen Anzahl von Jahren der Schwanz gewesen, der mit dem Hund wackelt und er wird es auch weiterhin sein. Die Schieflage im Kreditsektor (was für ein untertreibender Euphemismus!) wird zu Unterbrechungen im Kreditfluss führen und ganz sicher zu einer Rezession der US-Wirtschaft - das sagen selbst die missbrauchten Statistiken von offizieller Seite.

Ich gehe von einem globalen Boykott gegen die aus den USA stammenden Bonds aus, der sich allmählich wie ein Sturm zusammen zieht und vielleicht letztendlich sogar die US-Schatzanleihen umfassen wird. Der UST-Bond-Komplex funktioniert weiterhin als sicherer Hafen, aber er ist der eigentliche Elefant im Porzellanladen. Bald werden die UST-Bonds ausschließlich von korrupten, gekauften und verzweifelten Zentralbankern, die das System stützen müssen, gekauft werden. Die größte Finte im Bankensystem war in den letzten Tagen weniger die Aktivität der US-Notenbank, sondern eher der Zusammenbruch von Geldmarktfonds, die als angeblich so sicher wie sonst was galten.

Die Infektion der französischen AXA ist eins von vielen Beispielen, die sozusagen die Umgebung verschmutzen. Die Fonds kauften Subprime-Hypotheken-Bonds, um in den Genuss größerer Ertragsfrüchte zu kommen - am Ende mussten sie jedoch feststellen, dass die Früchte voll von Chlorwasserstoff waren. Oder war es doch eher die tödliche Schwefelsäure? Stellen sie sich vor, dass Gift vor den Schaufenstern der Banken pfeilgeboten wird, dort wo die Öffentlichkeit in die Fenster schaut. Der von der Bank angestoßene Prozess bewegt sich Richtung Eingangshalle. Die Sparer werden ihr Geld aus den Banken holen wollen, wenn sie hören, dass ein 30%iger Einschnitt bevorsteht - nur bei den Geldmarktkonten!!! Die Geldanleger sollten sich, das Geld auf der Bank, nicht in Sicherheit wiegen, gerade in einer Nation, in der Betrug die Leitlinie ist - auf allen Ebenen der Hierarchie.


US-Notenbank-Zinssatzsenkung kommt als nächstes

Vergessen sie einen Moment den Futures-Markt und seine Indikatoren, die die Wahrscheinlichkeit von bevorstehenden Zinssatzsenkungen angeben. Schauen sie auf einen viel mächtigeren Markt, der wichtiger als jeglicher Indikator ist. Die US-Notenbank befindet sich 2 Kilometer hinter der Kurve. Der Zielsatz des Notenbankfonds liegt konstant bei 5,25%, aber sie haben in der letzten Woche den Diskontsatz für die besten Bankkunden um 50 Basispunkte gesenkt. Dies ging mit einer Notrückkaufaktion seitens der Notenbank einher, in deren Folge Hypotheken-Bonds in Höhe von 40 Milliarden Dollar zurückgekauft wurden. Zwei Sachen wurden jedoch nicht näher erläutert. Erstens, wurden nur Subprime-Hypotheken zurückgekauft oder aber auch einige Prime-Hypotheken-Bonds? Wurden, zweitens, nur die Gesuche für Bonds, die von der Wall Street kamen, akzeptiert - in Form eines verschleierten, schäbigen Bailouts?

Der Erträge der Treasury Bill mit 2-jähriger Laufzeit liegen unter 4,2% und damit 100 Basispunkte niedriger als das Ziel der verzweifelten Armleuchter der US-Notenbank. Schlimmer noch, die Treasury-Bill mit 3 Monatiger Laufzeit fiel unter 4,0%, sie fiel kurzzeitig sogar unter die 3,0% Marke. Wenn sich jemand die Mühe macht und das Verhalten der US-Notenbank im Verlauf der letzten 20 Jahre nachvollzieht, so wird er eine Entdeckung machen. Sie verhielt sich sehr folgsam gegenüber dem kurzfristigen Bond-Markt. Der hoch-liquide, ultra-kurzfristige Markt für US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 3 Monaten deutet darauf hin, dass eine Zinssatzsenkung von 150 Basispunkten bevorsteht und das wird nur der Anfang sein!!!

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