Singapurs Zentralbank stockt unauffällig ihre Goldreserven um 26 Tonnen auf
13.12.2021 | Ronan Manly
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Darüber hinaus ist die MAS für ihre Besessenheit bekannt, den Wechselkurs des Singapur-Dollar zu halten und zu kontrollieren (im Vergleich zu einem Währungskorb). Vielleicht zieht es die MAS also vor, nicht auf die Goldmenge in ihren internationalen Reserven aufmerksam zu machen, da dies die Devisenmärkte ermutigen könnte, den Goldkauf als einen Schritt zu betrachten, der die Reserveposition Singapurs stärkt und somit Aufwärtsdruck auf den Wechselkurs des Landes ausüben könnte.Von Washington in die Schweiz
Im Jahr 1968 waren Singapurs Finanzminister Dr. Goh Keng Swee und sein leitender Berater Ngiam Tong Dow für die Sicherung der ersten Goldreserven Singapurs verantwortlich, als sie mit dem südafrikanischen Finanzminister Nicolaas Diederichts über den Kauf von 100 Tonnen Gold von den Südafrikanern zu einem Preis von 40 Dollar je Unze verhandelten, während sie an einer Sitzung der Weltbank in Washington D.C. teilnahmen. Dr. Goh war sich bewusst, dass das Bretton-Woods-System bald zusammenbrechen würde, und beschloss auf Anraten von Ngiam Tong Dow: "In diesem Fall sollten wir besser Gold von den Südafrikanern kaufen."
Da gegen Südafrika ein Embargo bestand, wurde das Goldgeschäft in Dr. Gohs Hotelzimmer in Washington D.C. abgewickelt und der Fernseher auf volle Lautstärke gestellt, um mögliche Abhörgeräte abzuwehren. Laut Ngiam Tong Dow sagte Diederichts, als er zustimmte: "Okay, Sie schicken Ihren Mann in die Schweiz, wir liefern Ihnen das Gold in die Schweiz, und Sie bezahlen uns in der Schweiz." Dann nahm Diederichts einen 1-Dollar-Schein heraus, riss ihn in zwei Hälften, behielt die eine Hälfte und gab die andere Hälfte Ngiam Tong Dow mit den Worten: "Behalten Sie das. Die andere Hälfte behalte ich, und mein Mann wird Sie in der Schweiz treffen." Und einfach so wechselten 100 Tonnen Gold den Besitzer. Es mag wie eine James-Bond-Geschichte klingen, aber diese Geschichte ist tatsächlich wahr.
Einige Monate später wurde das Geschäft abgeschlossen, als Ngiam Tong Dow und der singapurische Bankier Wee Cho Yaw in die Schweiz flogen und in die Büros des Schweizerischen Bankvereins (SBV) gingen, wo sie den Schweizer Bankier trafen, der die Südafrikaner vertrat. Als sie ihm die eine Hälfte des Dollarnoten aushändigten und sahen, dass die Seriennummern übereinstimmten, sagte der Schweizer Bankier: "Okay, Ihre Identität wurde festgestellt." Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Irgendwann nach 1968 (aber vor 2002) hat Singapur seine Goldreserven auf 127,4 Tonnen aufgestockt, und nun hat Singapur im Mai und Juni 2021 noch einmal 26,35 Tonnen hinzugefügt.
Auch wenn die Verhandlungen über diesen jüngsten Goldankauf nicht so faszinierend und James-Bond-mäßig verlaufen sind wie der Goldankauf Singapurs im Jahr 1968, ist in der Welt der Goldmärkte der Zentralbanken alles möglich, und wir können uns die MAS-Beamten gut in exotischen Schweizer Orten oder in Hotels in Washington DC vorstellen.
Aber wie ihre Landsleute von 1968, die still und diskret verhandelten, haben Singapurs Zentralbanker wieder einmal die Goldreserven des Landes um eine beträchtliche Menge aufgestockt, und zwar so diskret, dass es bis jetzt niemandem aufgefallen ist. Und so mögen es die verschwiegenen Zentralbanker.
Doch mit diesem Goldkauf signalisieren die Zentralbanker Singapurs nun, dass sie sich nach Jahren der Zurückhaltung gezwungen sehen, wieder als Käufer auf dem Goldmarkt aufzutreten. Auch wenn die Mainstream-Finanzmedien noch nicht darüber berichtet haben, ist dies ein bedeutender Schritt einer der erfahrensten und diskretesten Zentralbanken der Welt.
© Ronan Manly
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 27. November 2021 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.