USA/MEX: Gescheitertes System & Gescheiterter Staat
05.09.2007 | Jim Willie CB
- Seite 5 -
Die Währungsmärkte spüren diese Störungen. Die mexikanische Wirtschaft leidet an einem bedeutenden Rückgang der Geldtransfers (Auslandsüberweisungen) der in den USA lebenden mexikanischen Arbeitern, die ihren Familien Geld nach Hause schicken. Ich hatte darin schon einen Beweis für die verlorenen Jobs in Baugewerbe gesehen. Die Geldmenge der betreffenden Auslandüberweisungen übersteigt die gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Mexiko - das sind alarmierende Zahlen und keine kleinen Summen. Dies führt zu einem Rückgang der Konsumausgaben und der Investitionen in Kleinfirmen, letztendlich führt es zu einer Ausweitung der Armut. Sehen sie dies als eine andere Form der Kontagion durch die US-Immobilienkrise - was natürlich dementiert wird.Die Situation in Mexiko fängt an aus dem Ruder zu laufen. Da die Nation in regelrechtes Chaos verfällt, kann man sich drei Schlüsselfragen stellen. Was passiert mit dem verlässlichen Rohölangebot an die USA, selbst wenn Cantarell weitere Rückgänge zu verzeichnen hat? 2) Was wird aus den Plänen für die Einführung der North American Alliance, die wirtschaftliche Fusionierung von USA, Kanada und Mexiko? 3) Was wird aus den ausländischen Rechten an Minen auf mexikanischem Gebiet - bei eventuell drohender Konfiszierung oder erhöhten Royalty-Forderungen? Diesen zentralen Themen widmet sich der Hat Trick Letter von August.
Die Gewalt greift in ganz Mexiko um sich, dazu zählen auch Morde an Polizeichefs in den nördlichen Regionen. Selbst Richter und ausländische Reporter wurden schon bedroht. Eine Splittergruppe der Revolutionären Volksarmee hat die Verantwortung für die am 10. Juli verübten Anschläge auf Pipelines in den Staaten Guanajuato und Queretaro übernommen. Anschläge auf andere Pipelines wurden angedroht. Kriege zwischen bewaffneten Banden sind in Kleinstadtstraßen ausgebrochen, ohne dass davon in den kraftlosen, korrupten US-Mediennetzwerken berichtet worden wäre. Rivalisierende Drogenkartelle haben sich Dreifach-Schlachten mit der mexikanischen Regierung geliefert.
Womöglich zeichnet sich ein gescheiterter Nationalstaat südlich der US-Grenze ab. Ein solches Scheitern hat zahlreiche Merkmale. Angriffe auf Energienetzwerke, steigende Armut und Ungerechtigkeit, unzureichende Staatsleistungen, die steigende Macht der organisierten Kriminalität, Korruption und Unterwanderung der Polizeikräfte, Ermordung von Richtern und öffentlichen Personen ohne Konsequenzen und zunehmende Verarmung (Bankrotte) von Bauern.
Grundbedürfnisse, die Aufrechterhaltung des Gesetzes, Loyalität gegenüber den Autoritäten und das Gefühl für die Dringlichkeit - all dies scheint im Zusammenbrechen begriffen. Die Kluft zwischen arm und reich ist stark ausgeprägt und sie wird größer. Ihr Tyccon Carlos Slim hat dreimal so viel Reichtum zusammengetragen, wie Rockefeller vor einem Jahrhundert - im Vergleich zur respektiven Größe der Nationalwirtschaft. Das Scheitern des Staates wird auf allen Ebenen sichtbar, auch an der Spitze, wo die finanziellen Verfehlungen der Bundesregierung ihren Ausgangspunkt fanden. Gigantische Staatsdefizite werden als nächstes von Mexiko zu berichten sein, einhergehend mit Zersetzung und Chaos.
Hässliche Details aus der Mexikanischen Ölindustrie
Die Rohölversorgung der USA kommt zu wesentlichen Teilen aus Mexiko, gleich nach Saudi-Arabien und Kanada. Der Zustand im mexikanischen Energiesektor ist erschreckend. Das Elefanten-Ölfeld Cantarell geht mit jährlich 15% zurück, die anderenorts durch unzulängliche Expansion ausgeglichen werden. Einige Details finden sich im Business-Journal von Mexiko City "El Financiero". Die derzeitige Ölfördermenge beträgt 3624 Barrel pro Tag. Die Benzinproduktion folgt dem Trend der Ölproduktion mit einem um 56,4% auf 463.200 Barrel/Tag gesunkenen Output der PEMEX Raffinerien.
Die schockierenden Zahlen sind hier die Benzinimporte, die im Juni, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, um 92,1% anstiegen. Es wurde seit über 20 Jahren keine neue Benzinraffinerie in Mexiko gebaut, nicht so schlimm wie in den USA, wo seit 35 Jahren keine neue Benzinraffinerie gebaut wurde. Aus finanzieller Sicht folgt daraus, dass Mexiko durch den Ölexport im Jahr 2006 34,7 Milliarden Dollar an FOREX-Reserven zu verbuchen hatte. Von diesen Einnahmen wurden jedoch wieder 10 Milliarden Dollar für den Benzinimport ausgegeben - das entspricht 29% der Einnahmen.
Der große Segen der Ölentdeckungen der 1970er Jahre nähert sich seinem Ende. Ihre Ölexporte im ersten Halbjahr 2007 beliefen sich auf 1718 Millionen Barrel/Tag. Das sind 10% weniger, verglichen mit 1907 Millionen Barrel/Tag im ersten Halbjahr 2006. Der Rückgang wird verstärkt durch die steigenden Benzinimporte. Der Rettungsanker ist der 40%ige Rückgang bei den Erdgasimporten. Der mexikanische Handelsüberschuss aus Energieressourcen schwindet. Analysten gehen davon aus, dass er ab dem Jahr 2011 nicht mehr vorhanden ist. Ich gehe davon aus, dass dies schon vorher passiert, aufgrund von Zersetzung und dem Zusammenbruch der Ordnung. Die Folgen für die nationale Politik werden einschneidend sein, sie werden zu einem Scheitern des Staates führen, begleitet von einem weitreichenden Zusammenbruch der Ordnung.
Das Ungleichgewicht in der Allianz
Der Zweck der North American Alliance (ohne Diskussionen, Studien oder Abstimmung) ist folgender: Verteilung der Macht des US-Bankensektors als auch der weitreichenden technologische Kompetenz und pharmazeutischen Tiefe - dies verstärkt durch militärisches Vermögen und mit Hilfe der kanadischen Energiereserven und des Mineralienreichtums sowie der billigen Arbeitskräften der Mexikaner (zusammen mit deren Energiereserven und Mineralienreichtum) - und mit dem Bonus neuer Hafenanlagen. Die versteckte Komponente ist ein Angebotsplus an mexikanischen Soldaten für den Kampf in der US-Kriegsmaschinerie.
Schauen sie sich die Zahlen an. Es sieht immer mehr so aus, als habe die Allianz nur ein Pferd (den Kanadischen Dollar) der die FOREX-Kutsche zieht, zusammen mit zwei lahmen Pferden - den Vereinigten Staaten und Mexiko. Vielleicht wird das US-Pferd auch einmal zu einem Bild aus einer Druckerpresse, dem keiner Bedeutung schenkt! Die Aussichten für Minenrechte und auf konstante Royalties stehen immer noch zur Diskussion - und bleiben ungewiss. Einige Vermutungen und Spekulationen finden sie in meinem August-Bericht.
© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com