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Erste Tendenzen zu realistischen Einschätzungen

17.12.2021  |  Hannes Huster
Gestern fühlte es sich in den Märkten etwas danach an, als würden einige Marktteilnehmer realisieren, was das Handeln bzw. nicht Handeln der FED und auch der EZB für Auswirkungen haben werden. Dass die FED trotz stabiler Wirtschaft, niedrigen Arbeitslosenzahlen und einer Rekordinflation weiter eine ultra-lockere Geldpolitik fährt, obwohl sie sicherlich 6-9 Monate hinter der Kurve ist, scheint den einen oder anderen nun doch zu beschäftigen.

Dann haben wir noch die EZB, über die es eigentlich nur noch müßig ist zu sprechen. Mit einer Frau Lagarde an der Spitze, die einen Draghi nochmals deutlich toppt, brauchen wir uns in Europa nichts mehr vormachen. Lagarde gab gestern an, dass man auch im Jahr 2022 die Zinsen vermutlich nicht erhöhen wird.

Das PEPP-Programm, welches anlässlich der Pandemie gestartet wurde, soll zwar bis Ende März 2022 auslaufen, dafür soll das APP-Programm von 20 auf 40 Milliarden Euro pro Monat aufgestockt werden. Lagarde kam Ende 2019 ins Amt und seitdem hat die EZB Anleihen für 2.265 Milliarden Euro (!) aufgekauft. Eine Summe, die eigentlich unvorstellbar ist.

Jens Weidmann hat dies alles kommen sehen und sich deshalb schon vor Monaten aus diesem Kreis verabschiedet. Er wurde in den Gremien "nicht gehört" und als Hardliner, der für eine straffere Geldpolitik steht, war er nur im Weg. Ersetzt wurde er von einer Dame namens Isabel Schnabel, deren geldpolitischen Ansichten nichts mehr mit denen der Deutschen Bundesbank von früher zu tun haben. Weitere Worte erspare ich mir.

Ich kann mir gut vorstellen, wie sich bei Jens Weidmann und Prof. Dr. Jürgen Stark die Nackenhaare aufstellen, wenn sie sehen müssen, was aktuell passiert. Die EZB enteignet die Sparer mit einem Realzins, der so negativ ist, wie noch nie. Vermögen in Geldwerten verlieren an Kaufkraft. Die negativen Realzinsen wirken wie eine Vermögenssteuer, nur dass die Sparer diese nicht Jahr für Jahr überweisen müssen, sondern die Kaufkraft schleichend fällt.

All dies haben wir seit Jahren vorhergesagt und nun trifft ein Punkt nach dem anderen ein. Die finanzielle Repression, also der schleichende Verlust von Geldwerten, ist für die verschuldeten Staaten und für die Notenbanken das Traum-Szenario, welches nun Realität wird.

Ohne die Steuern zu erhöhen oder eine Vermögenssteuer zu erheben, stiehlt man mit Nullzins und einer Inflation von >5% den Leuten das hart verdiente Geld aus der Tasche. Die größten Verlierer sind nicht die Superreichen, sondern die kleineren Sparer, die sich ein Sümmchen vom Mund abgespart haben. Sie können keinen großen Vermögensstrukturen in Immobilien, Aktien und Sachwerten aufbauen, sondern der Zins war früher ihre Rendite. Von dieser Gruppe ist auch der geringste Widerstand zu erwarten, da sie kein Gehör finden und sich einfach ihrem Schicksal ergeben müssen.

Die sehr reichen Leute würden gegen eine Vermögenssteuer ihre Beziehungen spielen lassen und wenn das nicht funktioniert, würden sie einfach ihren Wohnsitz in ein anderes "netteres Land" verlegen.

Sorry für die Ausschweifungen, zurück zu den Märkten.

Die Reaktionen/Bewegungen gestern waren seit längerer Zeit einmal etwas realistischer. Gold, Silber und nahezu alle Rohstoffpreise zogen an, während vor allem die Werte aus dem High-Tech-Sektor schwächer tendierten. Das macht Sinn, haben wir im NASDAQ Luftschlösser aufgetürmt, während wir im Gold- bzw. Rohstoffsektor Unternehmen haben, die mit einstelligen KGV´s und hohen Dividendenrenditen dahindümpeln. Während die großen Banken in den vergangenen Wochen Gold für tot erklärt haben und jede Bank ihre Preisziele für Gold gesenkt haben, meldete sich nun Evy Hambro von Blackrock mit dieser Aussage:

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Hambro sieht Gold derzeit mit mehr Chancen als Risiken und betont die schlechte Stimmung im Gold, sei eine Kaufchance. Weitere Aussagen: "Die Realzinsen sind die wichtigste Triebkraft für Gold, und sie werden von den Zins- und Inflationserwartungen bestimmt", sagte Hambro. "Wir sehen ein starkes Argument dafür, Gold heute zur Diversifizierung zu kaufen, da die Aktienmärkte um die Allzeithochs herum notieren und es immer noch ein erhebliches Pandemierisiko gibt. BlackRock ist der größte Vermögensverwalter der Welt und es ist überflüssig zu betonen, dass ich denke, er hat recht.

Gold ist ein emotionales Investment und es gibt eben die Dauer-Bären und die Dauer-Bullen. Grundsätzlich ist es aber so, dass das Umfeld für Gold selten besser war und man sollte nicht dem Schwachsinn glauben, dass Gold keine Inflationsabsicherung mehr ist und durch X oder Y abgelöst wurde. Das sind Marketing-Strategien, die aber nichts mit geldpolitischer Geschichte und Fakten aus der Vergangenheit zu tun haben.

Gold gestern fester, Silber ebenso. Bei den Basismetallen Anstiege von bis zu 4%. Die Goldaktien waren sehr stark und der GDX konnte 5,02% zulegen. Über 5% Tagesanstieg - ich weiß gar nicht mehr, wann wir das zuletzt hatten. In der Abwärtsbewegung hat der GDX das GAP vom September geschlossen. Gestern dann eine starke Bewegung über den kurzfristigen Abwärtstrend. Das Volumen war gut und die Goldaktien zogen bis zum Ende des Handels "gut durch":

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© Hannes Huster
Quelle: Auszug aus dem Börsenbrief "Der Goldreport"



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