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Uns geht alles aus, egal ob Ö l, Gas, Kohle, Kupfer, Aluminium…

08.02.2022  |  Hannes Huster
Jeff Currie, der Chef-Rohstoffanalyst von Goldman Sachs, wurde bei Bloomberg zur aktuellen Situation in den Rohstoffmärkten befragt:

Jeff Currie, der vielbeachtete Leiter der Rohstoffforschung bei Goldman Sachs Group Inc. sagt, er habe noch nie erlebt, dass die Rohstoffmärkte eine derartige Verknappung einpreisen, wie sie es derzeit tun.

"Ich bin seit 30 Jahren in diesem Bereich tätig und habe noch nie solche Märkte gesehen", sagte Currie in einem Interview mit Bloomberg TV. "Das ist eine Molekülkrise. Uns geht alles aus, egal ob Öl, Gas, Kohle, Kupfer, Aluminium, was auch immer, wir haben es nicht mehr."

Die Futures-Kurven an mehreren Märkten werden in Super-Backwardation gehandelt - eine Struktur, die darauf hindeutet, dass die Händler für ein sofrtiges Angebot hohe Prämien zahlen. Die abwärts gerichtete Form der Preise wird im Allgemeinen als Zeichen für ein starkes Unterangebot an Rohstoffen angesehen.

Der Bloomberg Commodity Spot Index, der 23 Energie-, Metall- und Getreidefutures abbildet, hat in diesem Jahr einen Rekordwert erreicht. Dies ist zum Teil auf den Anstieg der Ölpreise zurückzuführen, die den höchsten Stand seit 2014 erreicht haben. Den von Bloomberg zusammengestellten Daten zufolge befinden sich Diesel-Futures in der stärksten Backwardation seit 2008 (ohne Verfallstage), und auch die Struktur des Rohölmarktes hat in den letzten Tagen einen Boom erlebt. Alle sechs wichtigsten Industriemetalle, die an der Londoner Metallbörse gehandelt werden, gingen Ende letzten Jahres in die Backwardation, eine seltene synchrone Verknappung, die zuletzt 2007 zu beobachten war.


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Einschätzung:

Die Preise im Rohstoffsektor steigen und die Händler zahlen für eine sofortige Lieferung hohe Prämien. Dies sind gute Indikatoren für eine Knappheit und die Tatsache, dass seit vielen Jahren die Investitionen im Ölsektor rückläufig sind, merken wir schmerzhaft bei den Energiepreisen. Wenn weniger neue Ölquellen angebohrt werden, wird das Angebot knapper. Selbstverständlich kann die OPEC hier zur Hilfe eilen und die Förderquoten erhöhen, doch das ist der aktuelle Stand der Dinge.

Bei den Metallen geht das nicht so einfach. Die meisten großen Minen sind "alte Dinosaurier", die seit Jahrzehnten betrieben werden. Sie haben die jahrelange Dürreperiode bei den Rohstoffpreisen nur überstanden, da die Minen bereits abbezahlt waren. Produktionssteigerungen sind kaum möglich.

Hinzu kommen Länder wie Chile oder Peru, die politisch in die "falsche Richtung" wandern. Eine Verstaatlichung von Minen würgt ausländische Investitionen ab. Kein großer Rohstoffproduzent wird in diesen Ländern bereit sein, mehr Kapital zu riskieren, sei es zum Ausbau von vorhandenen Kapazitäten oder gar für den Bau neuer Minen. Dieser Regierungen haben leider den Irrglauben, dass wenn ein Unternehmen wie Rio Tinto, Glencore oder BHP mit einer Mine gutes Geld verdient, sie bei einer Verstaatlichung ebenfalls gute Profite erzielen.

Doch dafür fehlt die Expertise und das Kapital. Derartige Gedanken, die auf dem Papier vielleicht gutaussehend, enden meist böse. Südafrika ist hierfür ein gutes Beispiel. Sicherlich kann man Unternehmen Teile der Minen wegnehmen oder sie ganz verstaatlichen, doch dieser Schritt ist auch meist der Anfang vom Ende.

Die Rohstoffproduzenten halten wichtiges Entwicklungskapital zurück und wer glaubt, dass Regierungen eine Mine besser betreiben können oder zumindest auf diesem Niveau weiterarbeiten, der irrt sich gewaltig.

Sobald derartige "Assets" in die Staatsmacht fallen, geht es in 99% der Fälle bergab. Wir sehen dies selbst bei eher simplen Dingen wie dem staatlichen Wohnungsbau. Bauen staatliche Institutionen, dann können sie von massiven Kostenüberschreitungen ausgehen, von massiven Zeitverzögerungen und davon, dass die ausführenden Unternehmen das Maximum an Profit aus diesen Aufträgen herausholen. Im Bergbausektor ist dies noch schlimmer, da er viel komplexer ist.

Die Rohstoffunternehmen müssen dann Konsequenzen ziehen, was wir nun reihenweise in Peru und Chile sehen, bzw. noch sehen werden. MMG gab nun bekannt, dass man die Kupferproduktion auf der Las Bambas Mine in Peru ab dem 20. Februar einstellen wird, da die Straße zur Mine erneut blockiert wurde: www.mining.com.

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Es bleibt also spannend im Rohstoffsektor, vor allem im Bereich der Metalle und Mineralsande. Beim Öl können die Förderquoten schnell erhöht werden, bei den Metallen sieht das anders aus. Es gibt kaum neue Minen und wie oben zu sehen, fallen dann noch sehr große Lieferanten in politisch nicht stabilen Ländern einfach weg.


© Hannes Huster
Quelle: Auszug aus dem Börsenbrief "Der Goldreport"



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