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FOMC klotzt und kleckert nicht - der Geist der Politik Greenspans dominiert!

19.09.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.3975, nachdem im US-Handel neue historische Höchstmarken bei 1.3988 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 115.90. Die "Carry-Trades" erfreuen sich dank der Zinsentscheidung des Offenmarktausschuss wieder verstärkter Beliebtheit.

Im Mittelpunkt des Interesses steht die Zinsentscheidung des Offenmarktausschuss, sowohl den Zielsatz der Fed Funds als auch den Diskontsatz jeweils um 50 Basispunkte zu senken. Der Zinsschritt um 50 Basispunkte fällt massiv aus und bietet im Hinblick auf den Konsensus leichtes Überraschungspotential. Er passt jedoch zu der Historie der Zinspolitik der Fed. In den Zinssenkungsphasen zeigt der Offenmarktausschuss bereits in der Vergangenheit einen Hang zu aggressiveren Schritten.

Der Offenmarktausschuss begründet seine Zinsentscheidung damit, den Auswirkungen der Finanzmarktkrise (u.a.verschärfte Kreditkonditionen) entgegen wirken zu wollen und damit negative Folgen für die US-Gesamtwirtschaft zu neutralisieren. Man verweist darauf, dass die Kerninflationsrate leicht rückläufig ist. Unverändert sieht man jedoch Inflationsrisiken. Wir nehmen diese Begründung zur Kenntnis.

Mit dieser Zinsentscheidung hat sich der Offenmarktausschuss für eine hohe Dosierung der Finanzmarktdroge "Zinssenkung" entschieden. Damit dominiert der Geist der Politik Greenspans nach dem Motto: Jedes Problem lässt sich mit Zinssenkungen und hoher Liquidität neutralisieren. Der Beipackzettel, der auf Risiken und Unverträglichkeiten hinweist, steht derzeit nicht im Fokus der Betrachtung. Kurzfristiges Denken dominiert. Mit der Vergabe einer hohen Dosis der Finanzmarktdroge hellt sich Stimmung auf, Aktienmärkte feiern, der "Carry-Trade" ist wiederbelebt, die USD Verluste sind voraussichtlich dank verdeckter interventionistischer G-7 Politikansätze nur moderat, der Edelmetallmarkt bekommt ein wenig Freiraum zugestanden. So weit, so gut.

Es stellt sich die Frage, ob das aktuelle Krisenszenario am globalen Finanzmarkt über Preismechanismen des Zinses nachhaltig zu heilen ist oder ob es sich um ein Qualitätsproblem und Mengenproblem handelt.

Fakt ist, dass die Zinssenkung in den USA ein wenig konjunkturelle Linderung bringen kann und zunächst kurzfristig psychologisch entlastet. Eine Lösung der strukturellen Probleme lässt sich jedoch nur durch Veränderung von Strukturen und nicht solitär durch Veränderung des Zinses erreichen. Die Lernkurve der Finanzmarkteilnehmer bezüglich der verfehlten Zinspolitik Greenspans ist unverändert flach. Entsprechend nehmen wir das kurzfristige Reaktionsszenario am Finanzmarkt mit einem hohen Maß an Reserviertheit zur Kenntnis.

Die Konjunkturdaten lieferten gestern global Molltöne:
  • Der deutsche ZEW-Index sank per September von -6,9 auf -18,1. Die Prognose war bei - 17 Punkte angesiedelt.
  • US-Erzeugerpreise nahmen per August um 1,4% im Monatsvergleich ab. Im Jahresvergleich stellt sich der Anstieg damit auf 2,1% nach zuvor 3,9%.
  • Kapitalzuflüsse in die USA (TIC) brachen per Juli von zuvor 97,3 Mrd. USD auf 19,2 Mrd. USD ein.
  • Der NAHB Index, der als Frühindikator für den US-Immobilienmarkt gilt, sank von zuvor 22 auf 20 Punkte und markiert damit den niedrigsten Stand seit Anfang 1991.

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Heute erwarten wir erneut Daten aus den USA. Die Verbraucherpreise sollen per August im Monatsvergleich unverändert ausgefallen sein. Neubaubeginne und Baugenehmigungen werden mit leichten Rückgängen prognostiziert. Die US-Daten werden damit voraussichtlich keine unterstützende Wirkung für den USD entfalten können.

Das positive Bild für den Euro bleibt bestehen. Erst ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1,37 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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