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Angriff auf den US-Dollar und das Weltwährungssystem

06.04.2022  |  Sascha Opel
Viele Marktteilnehmer begreifen noch nicht, welch historischer Angriff auf unser seit 1944 (Bretton Woods I) und dem 15. August 1971 (dem Ende der Goldbindung) bestehenden Weltwährungssystem gerade abläuft. Es scheint inzwischen so, als hätten Russland, China, Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate und weitere circa 35 Staaten, die sich bislang auch weigern den russischen Krieg in der Ukraine zu verurteilen, einem "Komplott“ angeschlossen, der die bisherige US-Dollar-Dominanz ("Petrodollar“) beenden soll.

Am 25. März gab die russische Zentralbank bekannt, dass sie bis zum 30. Juni Gold von Kreditinstituten zu einem festen Kurs von 5.000 Rubel pro Gramm kaufen wird. In der Pressemitteilung heißt es, dass dies "eine stabile Goldversorgung ermöglichen wird und das reibungslose Funktionieren der Goldminenindustrie sichert."

Als die Ankündigung der russischen Zentralbank erfolgte, war der Rubel erheblich schwächer und der von der Zentralbank angebotene Preis lag etwa 20% unter dem Marktpreis. Doch das hat sich nun geändert. Basierend auf dem aktuellen Wechselkurs von 84,6 Rubel zum Dollar und mit Gold bei 1.930 USD, liegt der von der Zentralbank angebotene Preis (155.500 Rubel je Unze / 84,6 USD/RUB = 1.838 USD) nur noch bei einem Abschlag von 4,7% gegenüber dem Markt.

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USD/RUB 6 Monate


Ob diese Situation eine Arbitragemöglichkeit für ausländische Edelmetallmärkte öffnet, ist eine interessante (noch offene) Frage. Man kann jedoch davon ausgehen, dass russische Banken Wege finden werden, Dollars über Offshore-Einrichtungen zu erwerben und einzusetzen, bis die russische Zentralbank unter dem Deckmantel eines starken Rubels die Devisenkontrollen aufhebt. Nichts in der Erklärung der Zentralbank hindert eine russische Bank daran, zum Beispiel Gold aus Dubai zu beziehen, um es an die Zentralbank zu verkaufen.

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Gold 6 Monate in USD


Einige Marktbeobachter gehen inzwischen davon aus, dass Russland erkannt hat, dass es seine militärischen Ziele in der Ukraine nicht erreichen kann und daher nun den finanziellen Krieg gegen den USD-Öl-Standard begonnen hat, bei dem es mit der Unterstützung zahlreicher Saaten rechnen kann.

Erst am Wochenende haben Indien und Russland einen Öl-Abnahmevertrage mit einem Rubel-Rupie-Abrechnungssystem auf den Weg gebracht.


Von "unsere Währung, euer Problem“ zu "unsere Rohstoffe, euer Problem“

Wir hatten bereits in der letzten Woche aufgezeigt, welche Auswirkungen es haben könnte, wenn Russland seine Rohstoffexporte an "nicht freundliche" Nationen künftig in Rubel in Rechnung stellt.

Aus "unsere Währung, dein Problem" wird damit "unsere Ware, dein Problem". Es ist der ultimative Angriff auf das bestehende USD-basierte Weltwährungssystem. Zur Erinnerung: Anfang Dezember 1971 (also ein paar Wochen, nachdem die USA am 15. August 1971 die USD-Gold-Bindung aufgehoben haben), fragte ein Journalist in Rom den damaligen US-Finanzminister John Connally am Rande einer Konferenz, was er mit dem taumelnden Dollar zu tun gedenke.

Connallys Antwort sollte in die Geschichte eingehen: "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem."

Nachdem der USD nach dem Ende der Goldpreisbindung Ende 1971 krachend an Wert verloren hatte, wurde er paradoxerweise zur einzigen Reservewährung der Welt, obwohl das Versprechen der USA, jederzeit Dollar in Gold zu tauschen, und zwar zum Preis von 35 Dollar je Feinunze, nicht mehr existierte. Der damalige US-Präsident Richard Nixon wusste, dass die USA sich dieses Versprechen nicht mehr leisten konnten, und nahm es mit dem "Nixon-Schock" zurück.

Es begann das Zeitalter frei gehandelter Währungen, die durch nichts mehr gedeckt waren. Die Hegemonie des Dollars verschwand jedoch nicht, sie wurde sogar noch größer, obwohl der Dollar von da an formal nur eine Währung unter vielen war. Gelungen ist dies mit der 1973er "Allianz“ zwischen den USA und Saudi-Arabien, die darauf beruhte, dass diese ihr Öl nur gegen US-Dollar verkauften. Aus dem USD-Goldstandard wurde so quasi der USD-Öl-Standard ("Petrodollar“). Ein erheblicher Anteil der Dollarbestände, der sich aus der ÖL-USD- Abrechnung ergibt, floss seitdem in die USA zurück.

Dies führt zu der für die USA angenehmen Situation, dass dem Land hohe Seigniorage-Einnahmen zufallen (vereinfacht gesagt: man macht Gewinn durch Gelddrucken). Die nachhaltig starken Kapitalimporte aus den Ölländern senken zudem das Zinsniveau in den USA, was Investitionen begünstigt. Man kann dies mit einer Bank vergleichen, die Schuldscheine ausgibt, die aber anschließend von den Gläubigern wieder bei derselben Bank angelegt werden.


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